1836
Das Jahr begann mit der Veröffentlichungen von neuester Tanzmusik für den Carneval 1836 durch die Verleger. Bei Tobias Haslinger, der inzwischen in das Anwesen „am Graben, im Trattnern´schen Freyhofe Nr. 618“ übersiedelt war, erschienen die neueste Werke von Johann Strauss, darunter die Erstausgabe des Opus 83, „Merkurs-Flügel“, mit dem Hinweis, daß „diese neuesten, so wie alle früher erschienenen Tänze von Johann Strauss auch in allen Buch- und Musikalienhandlungen der Österr. Monarchie zu haben sind“. Petro Mechetti veröffentlichte 14 Werke von Joseph Lanner.
Am 5. Januar luden die Gebrüder Scherzer zu ihrem ersten Fortuna-Ball am 7. Januar in den Sälen >zum Sperl< ein und teilten mit, daß Johann Strauss für diesen Carneval engagiert wurde die Musik persönlich zu leiten. Die Fortuna-Bälle fanden bis zum 11. Februar jeden Donnerstag statt.
Auch in den neu erbauten Sälen zur goldenen Birn auf der Landstraße begannen die Fortuna-Bälle am 7. Januar und fanden diese jeweils donnerstags statt. Das Orchester-Personale Johann Strauss unter Leitung des Herrn Georg Jegg führte dort die Musik bei dem ersten öffentlichen Ball am 10. Januar und bei den geschlossenen Ballfesten im gleichen Lokal mittwochs aus.
Für den Gesellschafts-Ball des Herrn Julius La Roche in den Localitäten >zur goldenen Birn< am 13. Janaur wurde Johann Strauss persönlich angekündigt.
Joseph Lanner war in den „mit Gas beleuchteten“ Sälen >zum goldenen Strauß< für den Carneval engagiert und war weiter in den k.k. Redoutensälen, im Elysium und im Apollo-Saal tätig, Carl Bendl im k.k. Augarten und Franz Morelly im Saale >zum goldenen Steg<, >zum guten Hirten<, im neuen Brauhaus zu Gaudenzdorf und im Saale des Casino am neuen Markt.
In der Wiener Zeitung vom 14. Januar wurden auf einer Seite gleich 5 Bälle unter der Leitung von Johann Strauss annonciert. Der Fortuna-Ball „im Sperl“ am gleichen Tag, der Gesellschafts-Ball zum Besten der Armen im Pfarrbezirk Wieden zum Ankauf von Brennholz am 18. Januar „im Sperl“, der Gesellschafts-Ball zum Besten des Armen-Versorgungshauses der Leopoldstadt und Jägerzeile am 19. Januar „im Sperl“, wo Johann Strauss persönlich in beiden Sälen seine neuesten Walzer zur Auführung brachte, der geschlossene Geselleschaftsball zum Besten der unter der hohen Protection Sr. kaiserl Hoheit des durchlauchtigsten Prinzen und Herrn Erzherzogs Franz Carl stehenden Versorgungs-Anstalt für Blinde „im Sperl“ am 26. Januar und der große Gesellschafts-Ball am 20. Januar in den Sälen von Dommayer´s Casino.
Wiener Zeitung vom 14. Januar 1836
Am 27. Januar fand der bereits routinemäßig von Johann Strauss geleitete geschlossene Ball der Gesellschaft der Musikfreunde in beiden k.k. Redoutensälen statt zu dem Johann Strauss sein Opus 84, den Walzer „Heimath-Klänge“ „vorzutragen die Ehre haben wird“. Jospeh Lanner´s Kompositionen erreichten inzwischen die Opus-Zahl 100. Sein 100stes Werk „Die Schwimmer“ erschien am 5. Februar.
Ab 1. Februar begann eine Reihe von Flora-Bällen in Dommayer´s Casino. In einer überschwenglichen Annonce pries Ferdiand Dommayer seinen Ball an. „Terpsichore wird durch ihren Auserwählten Herrn Capellmeister Johann Strauss und durch den Tanzdichter Herrn Stempfl die Tanzweise dirigieren und den Ball um 8 Uhr abends eröffnen“.
Bei seinem Ball am 10. Februar mit dem Titel „Der Fasching zu ebener Erde und im ersten Stock“ in den Sälen zum Sperl und wie der Titel sagt, in den oberen und unteren Sälen, wobei das Motto eigentlich von Nestroy’s Local-Gemälde mit dem gleichen Titel entnommen war, griff Johann Strauss auf Bewährtes zurück.
Neben der Uraufführung eines neuen Werkes, seines Opus 87, „Erinnerungen an Deutschland“, verteilte er in der Ruhestunde 100 Exemplare des vorletzten Walzers „Heimath-Klänge“, welche bisher noch nicht erschienen sind „um den anwesenden Damen dieses Ballfest länger in Erinnerung zu halten“.
Allerdings waren die „Heimath-Klänge“ der letzte Walzer vor den „Erinnerungen an Deutschland“. Dazwischen lagen nur die beiden Werke „Reise-Galopp“ und „Ballnacht-Galopp“, Opus 85 und Opus 86, keine anderen Walzer.
Ferdinand Dommayer veranstaltete noch 2 weitere Flora-Bälle die er mit den gleichen Riesen-Annoncen ankündigte, die Gebrüder Scherzer noch eine Carnevals-Belustigung mit Ball unter der Benennung „Das Blumen-Devisen-Fest oder Fortuna im Rosenschmucke“ am Rosenmontag, während Georg Jegg das letzte, besonders dekorierte Ballfest „Die Birne in der Birne“ leitete, dann war der kurze Karneval am Dienstag den 16. Februar auch schon vorbei.
Am 22. Februar wurde in der Wiener Zeitung bekannt gemacht, daß über das Vermögen des Catejan Hruschowsky, Ritter von Hruschowa der Konkurs eröffnet wurde und das ihm gehörende Theater an der Wien, nebst Nebengebäude und Haus-, Bau- und Feuerlöschrequisiten, alles zusammen mit einem gerichtlich geschätzten Wert von 182.000 Gulden, am 15. März im ersten Termin und am 15. Arpil im zweiten Termin die „bewilligte Feilbietung“, also die Zwangsversteigerung angeordnet wurde.
Am 5. März wurde „das Programm über die Bildung einer Actien-Gesellschaft zur Ausführung der Eisenbahn von Wien nach Bochnia in Galizien“ publiziert. Kaiser Ferdinand räumte dem Banquier-Haus S.M. Freyherrn von Rothschild ein ausschließliches Privilegium der 60 Deutsche Meilen langen Eisenbahn ein. Es wurden 12000 Aktien zu 1000 Gulden mit 4% garantierter Verzinsung ausgegeben.
Am 25. Februar waren Loseph Lanner und Johann Strauss in das alte Rathaus der Stadt Wien eingeladen wo ihnen das Bürgerrecht verliehen wurde und wo sie den Bürgereid ablegten. Dies festigte die soziale und gesellschaftliche Stellung der Ausgezeichneten erheblich. Bürgerrechtsverleihungen waren damals recht selten.
Die bürgerlichen Gastgeber >zur goldenen Birn<, in den Sälen >zum Sperl< und in Dommayer´s Casino luden unterdessen „einen hohen Adel und das verehrte Publikum“ zu Souper im Blumenhain, Souper im Helenenthal oder einfach zum Diner und zur Nachmittags-Conversation ein.
Musikalische Unterhaltungen waren über die Fastenzeit verboten oder wurden zumindest nicht öffentlich angekündigt und beworben. Pünktlich am Ostermontag starteten diese wieder, angefangen mit der ersten Conversation am 4. April in Dommayer´s Casino, wo ab 3 Uhr Johann Strauss persönlich die Musik leitete.
Tobias Haslinger zeigte am 5. April „Sämmtliche Compositionen für das Pianoforte von Johann Strauss, „Durchaus neu auf Zinn-, Kupfer- und Stahlplatten gestochen, und auf schönem Notendruckpapier abgedruckt“ an. Alle Walzer- und Galoppen, sowie Potpourris von Opus 1 bis Opus 86 und alle 4 Wiener-Bürger-Märsche. Tobias Haslinger hat eindeutig Johann Strauss publizistisch wesentlich besser vermarktet als z.B. Mechetti Joseph Lanner.
Im Sommer zeigte Haslinger die beiden Galoppen von Strauss noch einmal, zusammen mit anderen Galoppen von Strauss-Gefährten an. Darunter waren Werke von dem Orchestermitglied Georg Jegg, von Philipp Fahrbach der sich gerade selbstständig gemacht hatte und von Carl Friedrich Hirsch, dem Illuminations-Fachmann.
Am 7. April war dann bereits die vorletzte, und am 10. April die letzte Eröffnung des „Helenenthals im Sperl“ bei dem Johann Strauss die Musik dirigierte. Es waren auch die einzigen in der Wiener Zeitung angekündigten Veranstaltungen dieser Art.
Die erste Anzeige über Veranstaltungen bei denen Philipp Fahrbach die Musik als selbständiger Musik-Director dirigierte stammt vom 16. April. Fahrbach hatte ein Engagement „in dem neu decorierten Saale zum Schaf, an allen erlaubten Sonntagen“ ab dem 17. April gesellschaftliche Tanzunterhaltungen zu leiten.
Das am 19. April erstmals angekündigte Opus 87, der Walzer „Erinnerungen an Deutschland“ war in 8 Variationen bei Tobias Haslinger und in 16 weiteren Musikalienhandlungen der Österreichischen Monarchie, genau so wie alle früher erschienen Walzer von Strauss, zu haben.
Bereits 1835, bei der Ausgabe der „Erinnerung an Berlin“ und auch bei der Ausgabe von „Erinnerung an Deutschland“, Opus 87 und 78 lies Tobias Haslinger eine von Johann Strauss unterzeichnete Erklärung auf der letzten Seite abdrucken und die Echtheit dieser vom Magistrate der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, vom niederöstereichischen Landespräsidium und von der k.k. geheimen Hof- und Staatskanzley, mit folgendem Wortlaut, bestätigen:
„Unterzeichneter erkläret hiermit für sich und seine Erben, daß er seine Compositionen laut bestehenden Conctractes als ein ausschließliches
rechtmässiges Eigenthum der k.k. Hof- und priv. Kunst- und Musikalienhandlung
des Herrn Tobias Haslinger in Wien abgetreten und überlassen habe und dass
daher alle anderweitigen wo immer geschehenen oder noch geschehen könnenden Ausgaben und Arrangierungen besagter Compositionen nur als unrechtmäßige, eigenmächtige und gesetzwidrige Nachdrücke anzusehen sind.
Johann Strauss, Kapellmeister
Joseph Edelbauer, als Zeuge
Wien, 15. Jänner 1835“
Dann begann die Sommer-Saison. Vom 30. April an wurde auf die vielfältigen Veranstaltungen hingewisen. Joseph Lanner war von Anton Heß für 1836 für den k.k. Augarten sowie "zum großen Zeisig" für die Abend-Unterhaltungen engagiert, Franz Morelly war für Reunionen "zum goldenen Vogel" in Mariahilf, Franz Ballin im Brauhaus-Garten bei B. Neuling auf der Landstraße und im „blauen Stern“ in der Alservorstadt beschäftigt. Im Apollo-Sommer-Saal spielte Gebhard Mayer und im Sommer-Saale "zum Schaaf" Philipp Fahrbach.
Johann Strauss war in dem Speise- und Promenadegarten "zur goldenen Birn" alle Montag und Freitag für die Musik bei den Reunionen engagiert, und zwar bei günstiger Witterung im Freien, bei ungünstiger Witterung in den Sälen. Er leitete weiterhin die Musik bei den Conversationen Sonntag Nachmittags in Dommayer´s Casino und mittwochs und samstags die Reunionen in den Gärten und Sälen "zum Sperl", die ebenfalls der Witterung angemessen drinnen oder draußen stattfinden konnten.
Das erste größere Fest der Sommersaison war das große Maifest mit Ball benannt „Die Frühlings-Augenweide“ in den Localitäten "zur goldenen Birn" am 9. Mai, wo ab 7 Uhr Johann Strauss im Garten abwechselnd mit dem Musik-Chorps Prinz Hessen-Homburg unter Andreas Nemetz die gewähltesten Musikstücke executierte und ab 9 Uhr im Saale bei einem großen Ball dirigierte. Die Hinweise „bei günstiger Witterung“ und die Veranstaltung, zumindest der Ball, im Saal widersprechen sich, daher ist auch nicht klar ob das Fest stattfand. Jedenfalls wurde am 16. Mai ein weiteres Fest mit gleicher Bezeichnung und dem Titel-Zusatz „... oder die feurige Rosenflur“ angekündigt. Für dieses Fest wurde von Johann Strauss ein „Zephyren-Walzer“ angekündigt, dessen Existenz, zumindest unter diesem Titel, nicht bekannt ist. Am 16. Mai ist keine Uraufführung eines Werkes von Johann Strauss bekannt. Eine Zephyren Quadrille existiert ohne Opus-Zahl. Deren Uraufführung soll aber erst 1844 bei einem Fest zur Namensfeier der Kaiserin im k.k. Volksgarten gewesen sein. Wahrscheinlich konnte auch dieses Fest „in der Birn“ witterungsbedingt nicht stattfinden und Johann Strauss hat dem Werk vielleicht einen, einem anderen Fest angepassten neuen Namen verliehen und es existiert als solches. Das große Maifest wurde jedenfalls ein weiteres Mal, für den 23. Mai angekündigt und noch ein viertes Mal für den 13. Juni. Sollte dem Veranstalter so viel Pech wiederfahren sein ?
Auch das für den 17. Mai angesetzte Blumen-Fest mußte eingetretener Hindernisse wegen verschoben werden und fand am 31. statt.
Der Belustigungsplatz „das Tivoli am Grünenberg in Obermeidlung“ hatte im 6. Jahr des Bestehens mit J. Junge einen neuen Pächter gefunden.
Ab dem 19. Mai kamen in Dommayer´s Casino noch an jedem Donnerstag große musikalische Soireen in den Kalender von Johann Strauss, der somit so aussah:
Montag: Reunion bei der Goldenen Birn
Dienstag: frei
Mittwoch: Reunion im Sperl
Donnerstag: große musikalische Soireen in Dommayer’s Casino
Freitag: Reunion bei der Goldenen Birn
Samstag: Reunion im Sperl
Sonntag: Nachmittags Conversationen in Dommayer’s Casino
Ende Mai wurde Johann Strauss erneut Vater. Nur 10 Tage nach dem 1. Geburtstag der ersten Tochter aus der Liaison mit Emilie Trambusch kam am 28. Mai der Sohn Johann Trambusch zur Welt. Es ist nicht viel über ihn bekannt. Er wurde ebenfalls im Haus Tuchlauben 555 geboren und am Tag nach seiner Geburt am 29. Mai 1836 in der Peterskirche auf die vollen Namen Johann Wilhelm getauft.
Am 4. Juni leitete Strauss die Instrumentalmusik bei einem Fest im Schloß zu Laxenburg bei dem die Herzoge von Orleans und Nemours anwesend waren und von denen Johann Strauss einen wertvollen Brillantring zum Geschenk erhielt.
Die Herzoge waren die Brüder Ferdinand Philippe Louis Charles Henri Rosolin d’Orléans, duc de Chartres, duc d’Orléans, (* 3. September 1810 in Palermo; † 13. Juli 1842 in Sablonville), er war der älteste Sohn von König Louis-Philippe von Frankreich und seiner Frau Maria Amalia von Neapel-Sizilien und Louis Charles Philippe Raphael d’Orléans, duc de Nemours (* 25. Oktober 1814 im Palais Royal in Paris; † 26. Juni 1896 in Versailles), der Herzog von Nemours sowie französischer Generalleutnant und Brigadegeneral war. Der Herzog von Nemours war der zweite Sohn des Herzogs von Orléans und späteren „Königs der Franzosen“ Louis-Philippe und der Maria Amelia de Bourbon–Sizilien.
Im Jahr 1835 behauptete Richard E. Locke, Journalist der New York Sun, der bekannte britische Astronom Sir John Herschel habe Leben auf dem Mond entdeckt. Flora und Fauna enthielten Fledermaus-Menschen, Mond-Mädchen (mit Lunar-Mottenflügeln), Mondbisons und andere extravagante Lebensformen. Locke schlug darum eine Expedition zum Mond mit einem von Wasserstoffballons getragenen Schiff vor.
Diese neuesten „mährchenhaften Entdeckungen im Monde“ meinte wohl Johann Strauss in der Anküdigung der Sommer-Assemblee mit dem Titel „Der Ball im Monde“ zu seinem Vorteil am 21. Juni in Dommayer´s Casino.
Den Walzer „Die Nachtwandler“ , Opus 88, den er für diesen Abend komponierte, widmete er Freiherr Nikolaus von Meinau. Auch dieses Fest konnte am geplanten Tag nicht stattfinden und mußte um zwei Tage verschoben werden. Am 7. Juli veranstaltete Ferdinand Dommayer eine große Soirée mit Ball mit zwei Musik-Kapellen.
Am 11. Juli reagierte Strauss, dieses Mal etwas später als Joseph Lanner auf den Fortschritt der Zeit. Für seine „Außerordentliche Assemblée mit Ball“ unter dem Titel „Buntes aus der Zeit“ „Bey günstiger Witterung in dem Hotel (!) und Park zur goldenen Birn“ plante er die Uraufführung seines „Eisenbahn-Lust–Walzer“, Opus 89, eine Huldigung auf das neue Transportmittel welches Johann Strauss in der Zukunft so intensiv nutzen sollte. Die Assemblée fand schließlich am 18. Juli statt und wurde am 26. Juli am allerhöchsten Namensfeste Ihrer Majestät der Kaiserin, dem Annentag, wiederholt.
Von Mitte August an zog sich Johann Strauss von den täglichen Reunionen, Soireen, Conversation und Asseblées in Wien zurück und bereitete sich auf die nächste Reise nach Deutschland vor. „Im Sperl“ übernahm Joseph Lanner ab 13. August die Musik bei den Reunionen mittwochs die dann auch Sommer-Assemblée genannt wurden.
Strauss wollte zum Abschluß der Sommer-Saison noch eine Assemblée „in der goldenen Birn“ veranstalten und wählte dafür den Titel „Wien oder das humoristische Lebensbild“ und das Datum 15. August. Erneut war ihm die Witterung nicht hold und das Fest wurde auf den 22. August verschoben. Dabei führte er sein Opus 90, den „Jugendfeuer–Galopp“ erstmals auf.
„Einem vielseitig ausgesprochenen Wunsche zufolge“ wollte Johann Strauss das Fest am 29. August wiederholen und teilte mit, daß er an diesem Abend zum letzten Mal vor seiner Abreise dirigieren wird. Aber auch die Wiederholung musste verschoben werden und fand am 31. August statt, dann reiste Strauss ab.
In Dommayer´s Casino übernahm Andreas Nemetz die Musik, das Orchester-Personal des Herrn Johann Strauss „in der goldenen Birn“ wurde einstweilen von Franz Ballin geleitet.
Johann Strauss stattete seinen Dank in einer Annonce in der Wiener Zeitung „dem hohen Adel und dem geehrten Publicum“ ab und kündigte seine Rückkehr für Ende Dezember an.
Kaum war Strauss abgereist erschütterte Wien ein tragisches Ereignis: Ferdinand Raimund wurde von einem fälschlicherweise von ihm für tollwütig gehaltenen Hund gebissen, worauf er versuchte sich in der Nacht vom 29. August auf den 30. August 1836 zu erschießen.
Am 5. September 1836 verstarb Ferdinand Raimund in Pottenstein im Alter von 46 Jahren. Er liegt auf dem Bergfriedhof zu Gutenstein begraben.
Raimund, eigentlich Ferdinand Jakob Raimann (* 1. Juni 1790 in Wien; † 5. September 1836 in Pottenstein) war ein österreichischer Dramatiker und gemeinsam mit Johann Nestroy Hauptvertreter des Alt-Wiener Volkstheaters.
Ferdinand Raimund 1835 und Ferdinand Raimund auf der 50-Schilling-Banknote
Emilie Trambusch soll Johann Strauss auf seiner Tournee durch Deutschland begleitet haben. Sie hatte eine Tochter von gerade einmal einem Jahr und einen 3 Monate alten Sohn. Die Angabe ist also eher fraglich.
Am 2. September meldeten die Zeitungen die Abreise des Capellmeister Strauss mit seinem Orchester nach Prag, Leipzig und Hamburg, von da nach Amsterdam., Brüssel und Paris, und von Paris wahrscheinlich nach London mit 29 Personen.
Paris und London wurden allerdings nicht besucht, in 1836 noch nicht !
Die Stationen und Veranstaltungen auf der Deutschlandreise waren:
3. September: Ankunft in Prag Wohnung auf der Kleinseite am Dominikanerplatz im Grafischen Haus
4. und 12. September: Hofbälle in Prag
Am 7. September 1836 empfing Kaiser Ferdinand in einem reinen Formalakt in Prag die Krone von Böhmen – es war dies das
letzte Mal, daß ein Herrscher mit der Wenzelskrone gekrönt wurde, wobei er das übliche Krönungsgeschenk der Reichsstände von 50.000 Dukaten wohltätigen und sonstigen öffentlichen Zwecken widmete.
Ferdinand war der letzte gekrönte König von Böhmen; seine Nachfolger Franz Joseph I. und Karl I. ließen sich wohl in Budapest, nicht aber in Prag krönen. 5 Tage später folgte in Pragdie Krönung der
Kaiserin Maria Anna Carolina Pia zur Königin von Böhmen.
Ob das Strauss Orchester auch bei dem Ball paré beim Oberstburggrafen am 10. September und am 13. September bei dem großen Ball im deutschen und spanischen Saal die Musik geleitet hat ist nicht bekannt. Bei letzterem meldete die Wiener Zeitung nur, daß 3500 Personen anwesend waren und der Ball bis 3 Uhr morgens währte, aber der Kaiser durch Husten verhindert war teilzunehmen.
16. September: Ankunft in Leipzig, Wohnung im Hotel de Pologne
17. September: Ball und Concert im Festsaal des Hotel de Pologne
18. September: Reise von Leipzig nach Halle, Quartier und Konzert im Gasthof Zum Kronprinzen
19. September: Reise nach Magdeburg, Quartier im Gasthof Zum Weißen Schwan am breiten Weg
21. und 22. September: Konzerte in Magdeburg, Gasthof Stadt London
23. September: Reise nach Braunschweig und am 24. Konzert im Deutschen Hof in der neuen Straße
25. September: Reise nach Hannover, Quartier im Britischen Hotel am Neustädter Markt
27. September: Konzert im Ballhof-Saal vor 1200 Personen
30. September: Reise nach Bremen, Quartier im Lindenhof am Domplatz
1. Oktober: Konzert im Theatersaal in Bremen
2. Oktober: Ankunft in Hamburg, Wohnung im Hotel zum König von England am neuen Wall
In Hamburg blieb Strauss 2 Wochen, spielte auf 10 Konzerten und Ballveranstaltungen, unter anderem am
3.und 6. Oktober Konzert im Apollosaal
5. Oktober: Konzert im Museumssaal
9. Oktober: Großer Ball im Hotel zur alten Stadt London
10. und 14. Oktober: Privatkonzerte in Ottensee außer Altona
11., 13. und 15. Oktober: Konzerte im Stadttheater
12. Oktober: Ball im Museum in Altona
17. Oktober: Ankunft in Oldenburg, Quartier im Hotel Zum Erbprinzen und am 18. Oktober Konzert im Theater
19. Oktober: Reise nach Bremen, Quartier im Lindenhof am Domplatz
20. Oktober: Konzert im Union Saal
22. Oktober: Ball im Saal der Erholung
24. Oktober: Ankunft in Osnabrück, Quartier im Hotel Zum krummen Ellbogen
25. Oktober: Konzert im Theater
26. Oktober: Reise nach Münster, Quartier im Hotel Zum König von England und Konzert im Theater
30. Oktober: Ankunft in Amsterdam, Quartier im Rondel Logement in der Dael Straat
31. Oktober: Humoristische musikalische Soiree in Amsterdam, Frascati in de Nes
Herr Stark, ein Damenstimmen-Imitator sand die Gnadenarie der Isabella aus „Robert der Teufel“, dafür imitierte ein Fräulein Zöhrer eine Tenorstimme in der Arie des Georg aus „Die weiße Dame....“
1. und 3. November: Konzerte im Frascati Saal
4. November: Reise Amsterdam nach „Im Haag“ Quartier Hotel Marschall du Turenne
6. und 9. November: Konzerte im Saal Deligentia
7. November: Ball bei Prinz Wilhelm
10. November: Konzert im Konzertsaal in Leiden
12. November: Reise nach Rotterdam, Quartier Zew´sch Coffy Huis, Hochstraat
13. November: Konzert im Musikvereinssaal
14. November: Ball im Theater
16. November: Fahrt nach Düsseldorf, Quartier im Gasthof Zu den drei Reichskronen am Marktplatz in der Zollstraße
17. November: Konzert im Theater
18. November: Fahrt von Düsseldorf nach Elberfeld, wo die Ankunft um halb 5 erfolgte, abends Konzert im Casino, danach noch ein Auftritt im Zwey Brücken Hof und Rueckfahrt nach Düsseldorf um 12 Uhr, Quartier wieder im Gasthof Zu den drei Reichskronen
21. November: Konzert im Casino in Elberfeld
22. November: Konzert und Ball im Bäckersaal an der Elberfelder Straße
23. November: Reise von Düsseldorf nach Cöln, Quartier im Hotel Zum Hof von Holland
24. und 26. Konzerte im Casino
27. November: Reise von Cöln nach Aachen, Quartier im Hotel du Grand Monarque
28. November: Konzert in der Redoute
29. November: Reise nach Lüttich
30. November: keine Veranstaltung in Lüttich
1. Dezember: Reise von Lüttich nach Brüssel, Quartier im Hotel Imperial
2. Dezember: keine Veranstaltung
3. Dezember: Reise von Brüssel nach Antwerpen, Quartier im Hotel d’ Ángleterre und Konzert im Saal der Philharmonie
4. Dezember: Rückreise von Antwerpen nach Brüssel, wahrscheinlich wieder in das Hotel Imperial
6. Dezember: Konzert im Großen Konzert Saal
7. Dezember: Konzert im Saal der Societe des Amateurs de Musique
8. Dezember: Soiree im Palais Royal
9. Dezember: Konzert
10. Dezember: Konzert bei Herzog von Arenberg
12. Dezember: Subcriptions-Ball im Vane Saal
13. Dezember: Reise nach Lüttich
14. Dezember: Konzert im Saal der Societe d´Erudition
15. Dezember: Reise von Lüttich nach Aachen, Quartier im Hotel du Grand Monarque und Ball im Redoutensaal
16. Dezember: Reise nach Düren, Konzert im Gasthof Zusman
17. Dezember: Ankunft Bonn, Quartier Trierscher Hof
18. Dezember: Konzert im Casino
19. Dezember: Ball bei Baron Fürstenberg
20. Dezember: Reise von Bonn nach Coblentz, Quartier im Hotel Bellevue
21. Dezember: Konzert im Jesuitensaal
25. Dezember: Station in Regensburg Quartier im Gasthof Zum goldenen Kreuz
26. Dezember: Konzert und Ball im Theatersaal Neuhaus
30. Dezember: Ankunft in Wien
Das Strauss-Orchester legte während der Tournee eine Reisestrecke von rund 3500 km zurück. Die nachfolgende Karte aus der damaligen Zeit zeigt die ungefähre Reiseroute.
Reiseroute 1836 - fast 3500 km Wegstrecke
Was passierte aber in Wien in den knapp 4 Monaten:
Das Orchester des Musik-Directors Herrn Johann Strauss unter der Leitung des Herrn Franz Ballin spielte am 11. September bei einem außerordentlichen Fest unter dem Titel „Großes ungarisches Jahrmarkt-Fest“ im Tivoli. Auch dieses Fest fiel zunächst der Witterung zum Opfer und wurde am 15. September neu angesetzt. Entweder fiel es erneut aus oder wurde wiederholt. Jedensfalls wurde es gleich für 2 Tage, nämlich für den 18. und den 19. September noch einmal angekündigt. Auch in der „goldenen Birn“ war das Orchester-Personal des Herr Johann Strauss unter Franz Ballin’s Leitung für öffentliche Bälle ab dem 18. September, jeweils sonntags angekündigt. Vor den Bällen die um 7 Uhr begannen, brachte das Strauss’sche Orchester-Personal auch die Musik bei den Conversationen in Dommayer’s Casino zur Ausführung. Der Ball am 10. November fand zum Vorteil von Franz Ballin statt.
Am 13. September zeigte Tobias Haslinger das Opus 88, die Walzer „Die Nachtwandler“ an und klärte, daß diese Tänze nicht nach den Motiven aus der Oper „Die Nachtwandlerin (La Sonnambula) arrangiert, sondern daß Johann Strauss selbe zu seiner Benefice in Dommayer’s Casino ...... neu komponiert hat“ . Am 26. Oktober folgte die Erstanzeige des Opus 89, des „Eisenbahn-Lust-Walzer“, sowie am 31.Oktober ein Rondino über das Opus 88 betitelt „Die Nachtwandler“ von Theodor Döhler und über das Opus 89, betitelt „Eisenbahn-Rondo“ von Carl Haslinger im eigenem Verlag und endlich das Opus 90 von Johann Strauss am 7. November.
Was sonst noch geschah:
Der Manövrier-Marsch wird auf Auftrag des Hofkriegsrates von Militärkapellmeister Andreas Nemetz für die k.k. Armee komponiert.
Geboren:
Gestorben:
1837
In dem kurzen Carneval des Jahres 1837, er war um nochmals 9 Tage kürzer als derjenige im Vorjahr, leitete Johann Strauss verschiedene Hof- und Kammerbälle am kaiserlichen Hof in Wien, wofür er nach den Aufzeichnungen des k.k. Oberhofmeisteramtes eine Summe von 447 Gulden erhalten hat. Details über die Feste bei Hof sind nicht bekannt.
Auch in der türkischen Gesandtschaft in Wien wurde man auf Johann Strauss aufmerksam. Am 22. Janaur spielte die Strauss-Kapelle bei einem Ball im Hotel der Botschaft des Türkischen Reiches in Mariahilf. Später im Jahr widmete Johann Strauss dem türischen Botschafter sein Opus 96.
Ansonsten war die Strauss-Kapelle nur für die Carnevals-Musik „in der goldenen Birn“ auf der Landstraße, inklusive einer Reihe dort veranstalteter Privatbälle und in Dommayer´s Casino in Hitzing engagiert.
Im Sperl war 1837 Joseph Lanner für die Musik zuständig, nachdem der sechsjährige Vertrag zwischen Johann Strauss und Johann Georg Scherzer Ende 1836 ausgelaufen war.
Der Beginn des Karnevals war am 8. Januar mit einem Ball in der "goldenen Birn" bei dem Johann Strauss sein Opus 91, die „Krönungs-Walzer“, die er anläßlich der Krönung des österreichischen Kaiserpaares zu König und Königin von Böhmen im Vorjahr komponierte, uraufführte. Im gleichen Lokal führte er am 17. Januar auch das Opus 94, die „Künstler-Ball-Tänze“, dem Vereine der bildenden Künste in Wien gewidmet, erstmals auf.
Am 18. Januar fand ebenfalls „in der goldenen Birn“ der Gesellschaftsball zum Besten der unter dem Protectorate des Erzherzogs Franz Carl gestandenen Versorgungsanstalt für Blinde statt, und der Tanzlehrer Rabel veranstaltete dort seinen einzigen geschlossenen Gesellschaftsball am 23. Januar. Bei dem ersten Fortuna-Ball am 12. Januar führte Johann Strauss sein Opus 92, „Cotillions über Themen aus der Oper Les Huguenots von Giacomo Meyerbeer“ erstmals auf.
Die Gesellschaftsbälle „beim Dommayer“ begannen am 17. Januar.
Einen Ball der Gesellschaft der Alservorstädter Musikfreunde im neuen Saal „zum goldenen Strauß“ im Josephstädter Theatergebäude am 24. Januar begleitete das Orchesterpersonal des Herrn Capellmeister Johann Strauss unter der Leitung von Georg Jegg. Auch Philipp Fahrbach spielte im Carneval im Sträußlsaal.
Am 31. Januar veranstaltete Johann Strauss seinen eigenen Ball unter dem Titel „Heimkehr aus der Fremde“ in „der goldenen Birn“ und präsentierte dabei erstmals sein Opus 95, den Walzer „Brüssler Spitzen“, in Erinnerung an die Reise und den Aufenthalt im Vorjahr in Brüssel.
Die Ankündigung mit dem Motto des Balles wurde ergänzt mit dem Vierzeiler:
Die Heimkehr aus der Fremde
„kehrt einer aus der Fremde heim,
„so komm er nicht mit leeren Händen,
„vor allen bedenk er die Damen fein,
„mit freundlichen Erinnerungsspenden“
Näheres war den Anschlagzetteln zu entnehmen, vermutlich spendierte Johann Strauss den Damen wieder Drucke seines neuesten Werkes
Franz Morelly exekutierte im Carneval die Musik "zum goldenen Steg", "zum guten Hirten", im Casino am neuen Markt und "zur goldenen Rose" in Nußdorf, Joseph Lanner in den Redoutensälen für die Gesellschaft adeliger Frauen, für die Gesellschaft der Musikfreunde und im Elisium.
Damals war offenbar schon klar, daß der riesige Apollo-Saal als Ballsaal nicht profitabel sein kann und es gab bereits Pläne diesen anderweitig zu nutzen. In der Ankündigung eines gemeinnützigen Balles zum Besten der im Schottenfeld und in Neubau verarmten Familien wird erwähnt, daß der Pächter Johann Pilzbacher den Saal einer bevorstehenden Änderung wegen vielleicht zum letzten Male überlassen wird. Ab 1839 wurden dann tatsächlich dort Kerzen produziert. Im Apollo-Saal leitete Franz Ballin die Musik.
Am 7. Februar war Faschings-Dienstag und einer der kürzesten Karnevals war zu Ende. Tobias Haslinger veröffentliche am gleichen Tag die Opera 92 und 93, beide aus der Oper Die Hugenotten von Giacomo Meyerbeer die am 29. Februar 1836 in der Pariser Grand Opéra uraufgeführt wurde. Am 1. April folgte dann die Erstanzeige des Opus 94, „Künstler-Ball-Tänze“, dem Verein der bildenden Künste in Wien gewidmet.
Während der Fastenzeit wurden höchstens wieder die Conversationen abgehalten. Entweder erneut ohne Hinweise auf musikalische Begleitung oder die Herren Gastgeber hielten sich an das Verbot der Unterhaltungsmusik bis Ostern. Daher kennen wir keine Details.
Die Strauss-Söhne Johann und Josef legten zum Schuljahresende 1836/37 am 2. März und am 8. August die Privatistenprüfung der III. Classe der k.k. Normalhauptschule bei St. Anna ab, und zwar beide mit einem Notedurchschnitt von 1,7 und welchselten auf das Schottengymnasium. Das Schottengymnasium (eigentlich Öffentliches Schottengymnasium der Benediktiner in Wien) ist eine katholische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht im 1. Wiener Gemeindebezirk. Es wird vom Schottenstift, der Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau zu den Schotten, getragen.
Das Gymnasium wurde 1807 durch kaiserliches Dekret gegründet.
Freyung mit Schotten Pfarrkirche und Schwanthaler Brunnen
Freyung, Schotten Hof mit Pfarrkirche
Am 26. und 27. März war Ostern und am folgenden Sonntag, den 2. April begannen jeweils sonntags Nachmittags, ab 3 Uhr die Nachmittags-Conversationen in Dommayer´s Casino in Hitzing.
Der Humorist lies sich in der Ausgabe vom 3. April darüber aus, daß in Leipzig Strauss´sche Walzer zum Singen eingerichtet und veröffentlicht wurden. Der Zusatz: „so weit haben wir es Gottlob in Wien noch nicht gebracht“ war treffend und galt längstens noch 30 Jahre. Dann kam „die schöne blaue Donau“ von Johann Strauss Sohn als Gesangswalzer für die Wiener Männergesangverein im Karneval 1867 im Dianabad-Saal zur Erstaufführung.
Sicherlich hatte der Humorist mit der Bemerkung über die zweite Nachricht Recht, wonach es „eine sehr schmeichelhafte Anerkennung“ für Johann Strauss war, daß der Pianist Herz eine Fantasie über einen Strauss-Walzer komponiert hatte.
Am letzten Sonntag im April begann dann die Sommer-Saison. Der Garten und die Säle „zur goldenen Birn“ wurden am 30. April mit einem öffentlichen Ball eröffnet. Vorher fand noch die Nachmittags-Unterhaltung in Hitzing statt und dies sollte über die Sommer-Saison auch alle Sonntage so sein, während „fernere Abhaltung der musikalischen Sommer-Unterhaltungen des Herrn Johann Strauss“ besondere Anzeigen erhielten.
Herr Heß, der k.k. Hof-Treiteur des k.k. Augartens kündigte für den 1. Mai seine schon zur Routine gewordene Morgen-Unterhaltung an, bei der Herr Capellmeister Johann Strauss die Ehre hatte bereits Vormittags von halb 10 bis 1 Uhr und Nachmittags von 2 bis 4 Uhr persönlich zu dirigieren.
Das Tivoli, „der Sperl“, wo Joseph Lanner angekündigt wurde, und die Localitäten und Gärten >zum guten Hirten<, wo Franz Morelly die Musik dirigierte, eröffneten ebenfalls am 30. April.
Im Sperl unterschied man mittlerweile zwischen „Scherzer´s Gärten“, wo Joseph Lanner Produktionen ankündigte und den „Sommer-Sälen zum Sperl“ wo die Gebrüder Scherzer Tanzunterhaltungen unter der musikalischen Leitung von Lanner ankündigten.
Am 11. Mai folgte dann die erste Soirée die Johann Strauss veranstaltete, und zwar in Stipperger´s Localitäten „zur goldenen Birn“, wo außer den beliebtesten Piecen des Orchesters auch eine Opernarie des Georges (aus der weißen Frau), von Dem. Zöhrer vorgetragen wurde.
Auch die Strauss-Söhne haben später ab und zu Sängerinnen in ihren Konzerten auftreten lassen. Von Dauer war dies aber auch dann nicht.
Ob die Soirée ausfiel und am 20. Mai neu angesetzt oder wiederholt wurde ist nicht bekannt, es folgten aber weitere Ankündigungen für den 24. Mai und den 27. Mai mit der Einschränkung „bey günstiger Witterung“.
Am 13. Mai zeigte Tobias Haslinger das Opus 95, „Brüssler-Spitzen“ erstmals an und am 18. Mai das „Eisenbahn-Rondo über Johann Strauss´ beliebten Eisenbahn-Lustwalzer“, das 9te Werk seines Sohnes Carl Haslinger
Im Apollo-Saal war Gebhard Mayer für die Musik engagiert, im k.k. Augarten unterhielt eine Regiments-Kapelle, Herr Junge, der neue Pächter des Tivoli nannte keine Details für seine Feste, Franz Ballin musizierte im Brauhaus-Garten des B. Neuling auf der Landstrasse. Für Joseph Lanner kam ab 6. Juni noch jede Woche eine Produktion “im großen Zeisig“ hinzu. Philipp Fahrbach war bei Herrn Unger in dessen Kaffehaus-Locale nächst der Hernalser Linie beschäftigt. Unger´s Casino wird auch ein häufiger Veranstaltungsort für die beiden älteren Strauss-Söhne werden. Franz Morelly leitete große Reunionen in Lindenbauer’s Kaffeehaus-Garten in Simmering.
Der erste Soirée in Dommayer´s Casino fand am 1. Juni im Saal statt.
Für das Namensfest des Kaisers Ferdinand am 30. Mai fanden Feste „im Sperl“ und im Tivoli statt. Johann Strauss veranstaltete keines.
Am 6. Juni gab sich der Gefertigte Johann Strauss die Ehre „einem hohen Adel und geehrtes Publicum“ den häufigen Erkundigungen zu Folge, „geziehmendst anzuzeigen“ daß die Soiréen in Stipperger’s Localitäten „zur goldenen Birn“ für diese Sommer-Saison Dienstag und Freitag statt finden , und zwar bei günstiger Witterung im Freien, an kühlen Abenden im Saal. Wurden alle Soiréen von ihm veranstaltet oder warum fertigte er die Anzeige und nicht Jos. Stipperger ?
Mit den Soiréen donnerstags und den Sonntag-Nachmittags Unterhaltungen in Dommayer’s Casino waren also erst 4 Tage der Woche verbucht. Nach einem vermeintlich ruhigen, jedenfalls aber kurzen Karnevals, recht wenig für Johann Strauss´sche Verhältnisse. Nach den Aufzeichnungen von Johann Thyam fanden ab dem 7. Mai sonntags auch Bälle in „der goldenen Birn“ statt. Anzeigen darüber sind nicht bekannt, Thyam vermerkte auch nicht für wie lange diese statt gefunden haben.
Der Kalender wurde ab dem 21. Juni aber voller, denn an dem Tag eröffete Ferdinand Zögernitz sein Casino in Ober-Döbling für welches er Johann Strauss für die stattfindenden Festivitäten, Soiréen etc. für die Direction der Musik gewonnen hatte. Am 21. Juni fand dort ein Ballfest statt.
Ferdinand Zögernitz hatte ein Lokal in der Stadt, im Melkerhof über eine Reihe von Jahren und baute 1837 in Ober-Döbling sein Casino (das bis heute noch besteht).
Alter Ball- und Konzertsaal (1837) Fassungsraum 800 Personen
Alter Festgarten, Fassungsraum 2000 Personen
Für den 26. Juni lud Johann Strauss wieder zu einer aussergewöhnlichen Festunterhaltung mit Ball unter der Benennung „Das Stell’ dich ein im Tempel der Nacht“ in Dommayer’s Casino ein.
Details über dieses Fest wurden nur auf den Anschlagzetteln mitgeteilt., wovon keiner bekannt ist.
Für diesen Abend komponierte Strauss sein Opus 96, den Walzer „Ball-Raketen“ den er Achmed Fehti Pascha, Ambassadeur extraordinaire d´Empire Ottomane á la Cour Imp. Et Rale à Vienne, widmete und welchen der Humorist mit dem Titel „Walzerfeuerwerk in sechs Fronten und einer Schluß-Walzer-Kanonade“ ankündigte.
Johann Strauss soll Glück gehabt haben und das Fest soll trotz eines verregneten Sommers am geplanten Tag stattgefunden haben. Für den 28. Juni wurde eine Assemblée mit dem gleichen Titel, allerdings nur „bey günstiger Witterung“ angekündigt. Es ist nicht bekannt ob das Wetter auch am übernächsten Tag freundlich war.
Ab dem 1. Juli fanden regelmässig jeden Mittwoch und Samstag Soiréen im Casino Zöegernitz statt, so daß der Wochenkalender voll war.
Montag: reserviert für Feste
Dienstag: Soiree bei der Goldene Birn
Mittwoch: Soiree im Casino Zögernitz
Donnerstag: Soireen in Dommayer’s Casino
Freitag: Soiree bei der Goldenen Birn
Samstag: Soiree im Casino Zögernitz
Sonntag: Nachmittags Conversationen in Dommayer’s Casino, eventuell abends Bälle in der goldenen Birn
Am 10. Juli veranstaltete Johann Strauss sein erstes Fest in dem neuen Casino in Ober-Döbling, eine Sommer-Belustigung mit Ball, welche er „Mein feuriger Wunsch" betiltelte und wobei sein Opus 98, der Walzer „Pilger am Rhein“ erstmals in Wien aufgeführt wurde. Der Walzer soll bereits im Vorjahr auf der Reise durch Deutschland entstanden und bei einem Privatkonzert in Bonn uraufgeführt worden sein.
Derweil stand das Gasthaus in der Stadt im Seitzerhofe samt den Elisiums-Localitäten wegen beabsichtigter Geschäftveränderung des Pächters für 3 bis 6 Jahre zur neuen Verpachtung.
Der Seitzerhof wurde aber bereits 1838 abgebrochen. Unterdessen gewann eine andere Vergnügungsstätte an Beliebtheit, nämlich das Colossum in der Brigittenau. Den Beginn des Colosseums als Vergnügungsstätte markierte der Händler Anton Czermark. Er kaufte 1828 einen Tanzsaal mit Nebengebäuden und stattete diese vornehm aus. Da die Gäste ausblieben, verkaufte er das Etablissement an den Architekten Karl Hoer. Dieser baute es zu einem Unterhaltungslokal aus. Attraktionen wie ein Riesenfaß mit einem Speisesaal im Inneren oder ein Riesenelefant, der einen Tanzsaal beinhaltete, fanden beim Publikum großen Zuspruch. Wir kommen im Jahr 1840 noch einmal intensiver auf das Colosseum zurück.
Der angekündigte „bewohnbare Elefant von erstaunlicher Größe, 48 Schuh Länge 25 Schuh Breite und 29 Schuh Höhe groß mit 2 Gemächern in denen eine kleine Unterhaltung vorgerichtet ist“. Das Innere des Elefanten fasste 50 Personen
Am 17. Juli versuchte Johann Strauss, vielseitigen Wünschen zu Folge, das 1834 „Statt gehabte und unter ungewöhnlichem Beyfalle aufgenomme Fest Eine Nacht in Venedig“ im k.k. Augarten noch ein Mal, und zwar zum letzten Male zu geben.
Dem Fest und seinem Veranstalter machte, wie so oft, das unstete Wetter einen Strich durch die Rechnung. Johann Strauss versuchte es am 26. Juli, „am allerhöchsten Nahmensfeste Ihrer Majestät der Kaiserinn“ noch einmal, dieses Mal offenbar erfolgreich.
Vielleicht nutzte Johann Strauss die freie Zeit die sich durch den witterungsbedingten Ausfall verschiedener Feste ergab, um die Idee, seine Werke auch für Gesang einzurichten, zu verfolgen, denn auch das geplante Gartenfest mit Ball zum Namenstag der Kaiserin am 25. Juli in der „goldenen Birn“ fiel aus und wurde am 1. August neu angesetzt. Der „Humorist“ fand es eine „sonderbare Idee“, daß der geniale Strauss seinen herrlichen „Elisabeth-Walzer“ (Opus 71) für 6 Männerstimmen gesetzt hat, konstatierte aber, daß es sich „in der Ausführung ganz charmant macht und sich allerliebst anhören lässt“. Der Name der Zeitung war „Der Humorist“ !
Ob auch das Fest am 1. August ausfiel ist nicht eindeutig, am 7. August fand jedenfalls ein großes Gartenfest in den Localitäten >zur goldenen Birn< statt bei welchem Johann Strauss sein Opus 97, den „Cachucha-Galopp“ uraufführte. Der „Humorist“ brachte es auf den Punkt: Strauss spielte im Saal, Basta !
Dieses Fest wurde am 14. August wiederholt und in der Wiener Zeitung dazu mit „Flora´s Freuden-Feyer“ betitelt. In der Erstausgabe des „Cachuca-Galopp“ am 9. August vermerkt Tobias Haslinger bereits „bey dem Feste: Flora´s Freuden-Feyer, in der goldenen Birn, mit allgemeinem Beyfall aufgeführt“ .
Die Cachucha ist ein spanischer (andalusischer) Solotanz im 3/4- bzw. 3/8-Takt, der dem Bolero ähnelt. Er stammt ursprünglich aus der Provinz Cádiz. Der Tanz wird üblicherweise durch rhythmisches Schlagen der Kastagnetten und Stampfen der Absätze begleitet. Im 19. Jahrhundert war die Cachucha ein beliebter Bühnentanz in ganz Europa. Vor allem die österreichische Tänzerin Fanny Elßler erlangte mit ihrer Aufführung der Cachucha in Casimir Gides Ballett Le Diable boiteux (Der hinkende Teufel, 1836) Berühmtheit und sorgte für eine Sensation. Sie trug maßgeblich zum Erfolg des Tanzes bei. In August 1837 war eine regelrechte Cachucha Euphorie in Wien. Die Verleger gaben reihenweise Cachucha-Werke heraus. Der Humorist betitelte: die Galoppes nach Motiven der „welthistorischen Cachucha“.
Zum Abschluss der Sommer-Saison veranstaltete Johann Strauss noch ein weiteres Sommerfest unter dem Titel „Das Bankett im Paradiese“ in der „goldenen Brin“ am 21. Augsut und machte das P.T. verherlichte Publicum mit der Bemerkung neugierig, daß die Ausstattung, was Originalität und Neuheit anbelangt, einen gewiß seltenen und höchst überraschenden Anblick gewähren dürfte. Näheres wissen wir leider nicht. Passend dazu komponierte Strauss sein Opus 99, „Bankett–Tänze“. Das so „beyfällig aufgenommene“ Fest wurde am 28. August auf vielseitiges Verlangen wiederholt.
Am gleichen Tag veröffentliche Tabias Haslinger das Opus 96, den Walzer „Ball-Raketen“, ohne Nennung der Widmung an Achmed Fehti Pascha. Dies holte er erst am 12. September nach.
Fanny Elssler tanzt eine Cachucha in Le Diable boiteux
Während es bis zur nächsten großen Reise von Johann Strauss noch 2 Monate hin waren, war das Kaiserpaar erneut auf Reise. Seit 1. Juli besuchte das hohe Paar Oberösterreich. Linz, Salzburg, Werfen und Ischl waren Ziele. Nach einem Ausflug am 25. Juli nach Traunthal erleidet der kränkliche Kaiser nachts einen Ausschlag und kurz nach ihrem Namenstag erkrankt die Kaiserin an den Masern. Anfang September kehrte der Hofstaat nach Schönbrunn zurück.
Das Fest am 28. August war nur der Saisonabschluß in der „goldenen Birn“. Im k.k. Augarten wurde noch weiter groß gefeiert, sofern es die Witterung zuließ.
Das am 4. September geplante große fiel offenbar dem Wetter zum Opfer, genau so war auch der Ausweichtermin am 6. September nicht haltbar, sodaß es vermutlich erst am 10. September statt finden konnte. Für dieses Fest wurde auch das zweite Rondeau zum ersten Mal verwendet und eine 760 Klafter (1500 m) lange Eisenbahnstrecke dargestellt.
Während Johann Strauss in der sechsten Abteilung des Festes ab 8 Uhr ein glänzendes Ballfest dirigierte wurde die Lustfahrt auf der Eisenbahn unaufhörlich fortgesetzt. Nächst dem angedeuteten Franzensberg bei Brünn (am Ende der 1500m Strecke) spielte eine Regiments-Kapelle, um 10 Uhr begann das Feuerwerk. Auch an die Ausgabe einer Fahrordnung wurde gedacht und die P.T. Fahrenden wurden ersucht bei der Ankunft in Brünn (!) gefälligst für eine Weile absteigen zu wollen. Die Gelegenheit zur Rückfahrt stand ihnen zu Gebothe.
Für die nicht Anwesenden erklärte der Humorist das Fest-Arrangement und kürte Johann Strauss neben dem Titel Walzer Heros auch zum Arrangement Genie und schloß mit „Strauss for ever!“
Danach veranstaltete Johann Strauss noch eine außergewöhnliche Nachmittags-Conversation mit Benutzung der Lustfahrt auf der Eisenbahn im k.k. Augarten am 12. September.
Am 13. September fand die letzte Soirée in Zögernitz´ Casino statt, am 14. die letzte Soirée beim Dommayer. Bei dem erneuten Belustigungsfest mit Ball unter Benutzung der Lustfahrt auf der Eisenbahn leitete bereits Georg Jegg das Strauss Orchester
Doch dann erschien der Meister doch noch einmal selbst. Ferdinand Dommayer konnte ihn zu einer allerletzten Soirée am 21. September überreden und bei einer Assemblée am 23. September im Casino Zögernitz zur Gründung eines Straßenbeleuchtungs-Fonds dirigierte er ab 8 Uhr nochmals persönlich die Musik
Dann aber stattete Johann Strauss in der am 6. Oktober gedruckten Annonce endgültig seinen innigsten Dank bei der Abreise nach Paris ab bat einen hohen Adel und das verehrte Publicum ihm das geneigte Wohlwollen bei seiner Rückkunft, welche Ende des Jahres erfolgen sollte nicht zu entziehen. Bei dem Rückkunftstermin hatte er sich um ein ganzes Jahr geirrt.
Als die Wiener die Annonce lasen war Johann Strauss mit 30 Mann, davon 26 Musikern schon kurz vor München.
Er sollte erst nach 447 Tagen wieder nach Wien zurück kehren. Ich beschließe das Jahr 1837 hier und widme der Reise ein eigenes Kapitel.
In Wien erschienen am 31. Oktober das Opus 98, der Walzer „Pilger am Rhein“ und am 12. Dezember das Opus 99, die „Bankett-Tänze“ bei Haslinger.
Am 19. November wurde Johann Strauss erneut Vater. Sein drittes Kind aus der Gemeinschaft mit Emilie Trambusch, Clementina Emilia Elisabetha Theresia, wurde in Wien Stadt 164 geboren. Sie wurde später Blumenmacherin, und starb nach 1878. Bis sie ihr Vater zum ersten Male sah hatte sie schon ihren ersten Geburtstag erlebt.
Die vorher häufiger benutzte Abkürzung „P.T.“ pleno titulo (lateinisch etwa „mit dem jeweiligen vollen Titel angesprochen“) oder häufiger praemisso titulo (mit Voraussetzung des Titels), war vor allem in Österreich eine gebräuchliche Höflichkeitsfloskel zur Anrede einer unbestimmten Mehrzahl von Personen, deren Titel nicht einzeln aufgeführt werden können („p.t. Publikum“, „p.t. Hausparteien“). Man begegnet der Floskel teilweise heute noch in Wien.
Erzherzogin Sophie, die Mutter des späteren Kaiser Franz Joseph verbrachte Weihnachten im Krankenbett. Sie litt an der mitunter gefährlichen Rotlauf – Krankheit mit hohem Fieber. Ab dem 29. Dezember wurde die hohe Kranke als Reconvaliszentin betrachtet und die Ausgabe der Bulletins wurde eingestellt.
Was sonst noch geschah:
Königin Victoria im Krönungsornat, 1837
Geboren:
Gestorben:
1838
Hier wird für das Jahr 1838 nur behandelt was in Wien und der Welt während der Auslandsreise von Johann Strauss geschah.
Im März wurden die Schwesterstädte Pest und Ofen von einer verheerenden Überschwemmung der Donau heimgesucht. In der Nacht auf den 15. Januar - nachdem früher bereits viel Schnee gefallen war - hat es ununterbrochen geschneit, und am Tag darauf wehte ein starker Wind. Danach gab es starkes Tauwetter und das Wasser stieg von Tag zu Tag drastisch an. Zwischen dem 12.und 15. März lag der Wasserstand bereits enorm hoch, und aus dem Glockengeläut in Ofen und Pest war leicht auf das Unheil zu schließen, das auf Altofen zukam. Die Nacht, in der das Hochwasser seinen Höhepunkt erreicht hatte, wurde durch Augenzeugen folgender weise geschildert: „Das große Gejammer der Einwohner war hinüber bis nach Pest und hinauf bis zur Burg in Ofen zu hören. Es bricht einem das Herz, wenn man derart furchtbares hören und sehen muß ".
Aufzeichnungen über die Ereignisse von damals: „Am Nachmittag des 14. Märzes 1838 hat sich der Eispanzer der Donau bewegt - nachdem er sich von Januar bis zum 13. März nicht geregt hatte - und zeigte an einigen Stellen offene Wasserflächen. In letzter Zeit lag der Wasserstand um 10 Fuß und 6 Zoll höher als normal und zwischen dem 13. und 15. März stürzte ein Haus nach dem anderen ein. In Altofen blieben nur 91 Häuser unbeschädigt stehen, schwer beschädigt wurden 274 und 397 sind eingestürzt."
Am 16. März begann sich das Wasser zurückzuziehen, und währendes 17. und 18. verschwand es völlig von den Straßen.
Laut Schadenerfassung sind von beinahe 8000 Menschen zwei gestorben. Ein Mann ertrank im Wasser und eine Frau fiel vor Schrecken tot um. Ungefähr 90% der Gebäude wurden beschädigt. Davon wiederum sind etwa 50-54% eingestürzt, und der Rest erlitt kleinere oder größere Schäden. Die eingestürzten Gebäude waren aus Lehm gebaut und deswegen nicht in der Lage dem Wasserdruck und den Treibeisschollen zu widerstehen.
Am 18. März sollte die letzte Eröffnung des alten Elisium erfolgen, danach wurde der Seitzerhof abgebrochen. Der Hofzuckerbäcker Josef Georg Daum eröffnete zwei Jahre später das neue Elisium (auch Elysium geschrieben).
Überall in Wien wurden zur Unterstützung der Bedürftigen in Pest, Ofen und Umgebung gemeinnützige Veranstaltungen organisiert. Auch das Elisium wurde hierfür zu einem Abschiedsfest am 1. April noch einmal geöffnet.
Franz Liszt gab zum Besten der Überschwemmungsopfer ein Konzert im Musikvereinssaal und im Mai eine Reihe Konzerten in Wien, meistens im Musikvereinssaal
Musikvereinsgebäude (1831–1870) an den Tuchlauben (Haus zum Roten Igel), erstes Gebäude rechts, damals Nr. 558, heute Nr. 12
Ein weiteres Ereignis welches für Johann Strauss Vater und seine drei musizierenden Söhne von entscheidender Bedeutung sein sollte, spielte sich ebenfalls 1838 ab. Franz Morawetz (1789–1868) eröffnete ein russisches Dampfbad. Am 17. April erschien eine halbseitige Anzeige im Allgemeinen Intelligenzblatt der Wiener Zeitung wonach „Ihre k.k. Hoheit, die Durchlauchtigste Frau Erzherzogin Sophie den Unterzeichneten in höchsten Gnaden zu erlauben geruht hat, die von ihm errichtete neue Badeanstalt mit Höchstdero Nahmen schmücken zu dürfen“. Das Sophien-Bad war geboren ! An dessen Stelle wurde in den Jahren 1845–1849 das Sophien-Bad, welches im Winter als Ballsaal verwendet wurde und in dem unzählige Veranstaltungen, meistens Bälle unter Leitung einer der vier Sträusse abgehalten wurden und in dem zahlreiche Uraufführungen Strauss´scher Tanzweisen stattfanden errichtet. Vorerst war es nur ein gewöhnliches Reinigungsbad mit Dunst-, Schwitz-, Dusche-, Sturz- und Regenbädern.
Zwei Engländern, Andrews und Prichard, gelang es 1829 durch die Gründung der Ersten Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft mit dem Dampfer "Franz I" den Vorstellungen der Regierung zu entsprechen und bereits 1830 den Schiffsverkehr zwischen Wien und Budapest aufzunehmen.
Die Gesellschaft entwickelte sich sehr rasch und erfolgreich, schon im Jahre 1837 konnte auch der Verkehr von Wien stromaufwärts nach Linz mit dem Dampfschiff "Maria Anna" erweitert werden, nachdem auch die 1835 gegründete kgl.bayrisch-württembergische Dampfschiffahrt auf der oberen Donau von Ulm abwärts mit dem Dampfer "Ludwig" den Verkehr aufnahm.
Die ersten nachweisbaren fahrplanmäßigen Schiffsverbindungen zwischen Wien und Linz sind von Ende April 1838, wonach „das Dampfboot „Marie-Anne“ (nicht Maria Anna !!) welches Montag den 30. April in den ersten Nachmittagsstunden von seiner ersten Fahrt nach Linz ...“ wieder in Wien eintraf.
Am 7. Mai wurde die inzwischen ein halbes Jahr alte Bahnlinie der k.k. privil. Kaiser Ferdinands Nordbahn erstmals von der kaiserlichen Familie benutzt. Die Kaiserin Mutter (richtigerweise die Stiefmutter) fuhr mit Erzherzog Franz Carl und Familie und dem Fürsten Metternich mit der Bahn nach Deutsch-Wagram, verweilte dort eine kurze Zeit und fuhr zurück nach Florisdorf. Der erste fahrplanmäßige Personenzug verließ am 6. Jänner 1838 um 9 Uhr 30 den Wiener Nordbahnhof mit 218 zahlenden Passagieren.
Der alte Nordbahnhof
Am 22. Mai, einen Tag vor der Übersiedlung des Kaiserpaares auf den Sommersitz, das k.k. Lustschloß Schönbrunn, geruhte auch seine Majestät der Kaiser eine Fahrt auf der Nordbahn nach Wagram in Begleitung von Fürst Metternich, weiterer Minister und Allerhöchstihrem Gefolge zu unternehmen, die Fahrt ging 23 Minuten hinaus und 25 Minuten zurück, immerhim mit 34 km durchschnittlicher Geschwindigkeit. Kaiser Ferdinand stand den Wissenschaften, den neuen technischen Erkenntnissen seiner Zeit aufgeschlossen gegenüber., genehmigte, daß die Neuheit seinen Namen tragen durfte, wartete aber so lange bis er das neue Transportmittel benutze und lies andere Familienmitglieder vor!
Anfang Juni erkrankte der Kaiser an den Masern, war aber binnen 8 Tagen wider genesen.
Am 4. August begab ich auch das Kaiserpaar auf eine lange Reise, die sie bis zum 26. Oktober zunächst nach Innsbruck zum Vollzug der Erbhuldigung des Landes Tirol und zur Huldigungsfeier nach Mailand wo Ferdinand zum König der Lombardei gekrönt wurde, führte. Nach einem zweiwöchigen Aufenthalt in Venedig kehrte der Hof über Klagenfurt und Saalfelde zurück in die Hofburg.
Am Tag seiner Krönung zum König von Lombardo-Venetien (6. September 1838), ebenfalls ein Formalakt – und ebenfalls das letzte Mal, dass ein Herrscher mit der Eisernen Langobardenkrone gekrönt wurde –, erteilte er eine allgemeine Amnestie für alle bisher stattgefunden habenden politischen Vergehen seiner Untertanen in den italienischen Provinzen
Joseph Lanner reiste mit seinem gesamtem Orchester sowohl zur Huldigungs-Feier nach Innsbruck als auch nach Mailand, „da ihm die höchst ehrenvolle Auszeichung geworden, bei den Bällen des Allerhöchsten Hofes während der Krönung die Musik zu besorgen“. Vorher genoß er schon die Ehre bei der Kaisertafel am 15. Augsut in Innsbruck sich produzieren zu dürfen. Lanner soll in Italien sehr erfolgreich gewesen sein.
Der 11 jährige Joseph Strauss wurde am 30. Oktober 1838 als Chorsänger in St. Leopold, der Kirche in der Großen Pfarrgasse, aufgenommen und war daher von Schulgeld befreit, während bis dahin für beide Söhne für den Besuch der 1. Grammatikal-Klasse am Schottengymnasium Schulgeld zu bezahlen war.
In der Unterhaltungsszene in Wien waren in dem sehr langen Carneval 1838, Faschingsdienstag war am 27. Februar, die Auftrittsorte:
Joseph Lanner: in den k.k. Redoutensaelen, Dommayer’s Casino, zum goldenen Strauss
Philipp Fahrbach: zur goldenen Birn, Kaffeehaus-Säle von Andreas Lindenbauer in Simmering
Franz Ballin: im Elisium
Gebhard Mayer: im Apollo-Saal
Carl Bendl: im Sperl, der inzwischen von Joseph Scherzer alleine geleitet wurde
Ludwig Morelly: zum goldenen Steg , zur Stadt Bamberg, zum guten Hirten, Zögerntz Casino
Das Tivoli das inzwischen im Eigentum von Carl Demuth war, war nun auch im Winter geöffnet und bot Winter-Unterhaltungen mit Schlittenfahrten und russischen Winterbelustigungen. Johann Junge, der in manchen Artikeln auch als Eigentümer bezeichnet wurde, war wohl nur der Pächter und er organisierte offenbar nur Sommerfeste. Er hat das Tivoli Ende 1838 ohnehin verlassen.
In der Fastenzeit fanden die üblichen Conversationen statt und in der Sommersaison spielten, Lanner beim Dommayer, in Unger’s Kaffeehaus-Lokal, im Landgut vor der Favoriten-Linie und zum großen Zeisig. Balin im Sperl und im Badhaus in Heiligenstadt, Fahrbach in Lindenbauer’s Casino, im k.k. Augarten und zur goldenen Birn und Ludwig Morelly: im Kaffeehaus Ober-Meidling und in Zögernitz’s Casino.
Mit der Neuheit der Bahn gab es auch neuartige Schwierigkeiten. Am 28. April sah sich daher die Direktion der Kaiser Ferdinand Bahn die nachfolgende „Dringende Bitte an das verehrliche Publicum“ zu richten, daß die Fußgänger auf den Bahndämmen den bescheidenen Ersuchen der Wächter zu folgen. Ansonsten wurde, da wo die Warnungen der Wächter bei den Fußgänger ankommen konnten für Dawiederhandlungen ein Gulden Strafe zu einem wohltätigen Zweck festgelegt.
Was sonst noch geschah:
Geboren: