1844

 

Im  Jahr 1844 fanden zunächst die gleichen Sonntag-Nachmittags-Converstationen und Soirées statt wie im zu Ende gegangenen Vorjahr. Das Orchester-Personal Lanner spielte am Feiertag, dem 6. Januar und alle Sonntage in Dommayer´s Casino, Johann Strauss im k.k. Volksgarten.

 

In den ersten Ausgaben der Tageszeitungen wurden bereits die ersten Bälle angekündigt.

 

Ludwig Morelly leitete die Musik "zum goldenen Steg",in den Sälen "zum grünen Thor" in der Rofranogasse, "zur goldenen Sonne" und in den Saal- und Speise-Salons zum weißen Kreuz an der Wien vis-à-vis des Theater an der Wien die der Eigentümer des Landgut vor der Favoritenline für Bälle gepachtet hatte, Franz Ballin spielte im Saale zum goldenen Strauß im Theater in der Josephstadt und der Tanzlehrer A. Rabel machte öffentlich bekannt, daß er in diesem Carneval nur einen Ball am 7. Februar „im Sperl” veranstalten werde. Da Johann Strauss auch 1844 für die Ballmusik in sämtlichen Localitäten zum Sperl in der Leopoldstadt zuständig war, mußte Herr Rabel dies für seinen Ball nicht extra erwähnen. Friedrich Fahrbach hatte ein neues Engagement in den Sälen des Brauhauses in Neu-Ottakring angenommen.

 

Der Carneval des Jahres dauerte bis zum Faschings-Dienstag am 20. Februar. Ferdinand Dommayer ließ einen neuen Salon als Anbau zu seinen beiden herrlichen Sälen errichten und „Der Humorist” bedauerte, daß diese so schönen, allen Anforderungen des Geschmackes und der Vergnügungslust entsprechenden Räume nicht öfter zu Bällen benützt werden. Wer bei den wenigen Bällen in dem Blumen- und Credenzsalon die Musik exekutierte erwähnte Ferdinand Dommayer in den Anzeigen nicht, vermutlich war es das Orchester-Personal Lanner unter der Leitung von Herrn J. Raab.

 

Der Ballkalender des Sperl war bis auf die Freitage täglich ausgefüllt. Die Montage und Dienstage waren für Gesellschaftsbälle von Personen oder Organisationen reserviert, ansonsten veranstaltete der Sperl-Wirt samstags Rococco-Bälle, sonntags öffentliche Bälle, dienstags Kaffeh-Bälle und donnerstags Flora-Bälle. Für letztere wurden nur 500 Eintrittskarten ausgegeben, sie begannen um 7 Uhr und endeten um Mitternacht. Beginn der sechswöchigen Karneval-Saison war am 13. Januar.

 

Am 17. Januar erschien das erste Strauss-Werk im nun umbenannten Verlag Tobias Haslinger´s Witwe und Sohn. Es war das Opus 152, der Walzer „Tanz-Capricen”, mit dem Hinweis, daß die nächsten Werke ehestens folgen. Das erste von diesen war das Opus 153, die „Quadrille zur allerhöchsten Namensfeyer Ihrer Majestät der Kasiserinn Maria Anna”, am 31. Januar.

Auch in diesem Jahr wurden die Elite-Bälle nicht öffentlich angekündigt. Von dem Ball der Hörer der Rechte wissen wir von der Besprechung und aus der Opus-Liste von Johann Strauss, daß dieser am 17. Januar „im Sperl” veranstaltet wurde. Strauss hat dafür seinen Walzer „Asträa-Tänze”, Opus 156 komponiert, den Herren Hörern der Rechte an der Hochschule in Wien gewidmet und am Ballabend uraufgeführt. Der Ball endete erst gegen Morgen. Am gleichen Abend war im Ballkalender des Sperl auch der Gesellschaftsball des Herrn von F. geplant. Näheres ist nicht bekannt.

 

Auch von den beiden Bällen die am 22. Januar „im Sperl” stattfanden sind keine Ankündigungen, und Details nur von der Besprechung bekannt. Es waren dies der Technikerball, der exzellent ausfiel und erst um 6 Uhr morgens endete und der Gesellschaftsball des Herrn T. der im Ballkalender bereits vogesehen war. Die Saal-Localitäten des Sperl waren ja groß genug um gleichzeitig zwei Bälle zu veranstalten, die Eigentümer und Pächter hatten damit früher schon geworben. Johann Strauss hat früher bereits sein Orchester geteilt und gleichzeitig auf zwei Bällen im Sperl, oder auch in unterschiedlichen Lokalen gespielt. Wo er selbst nicht war, ließ er sich von einem Orchesterleiter vertreten.

 

Am 23. Januar fand ein Gesellschaftsball zum Besten eines nicht näher genannten wohltätigen Zweckes statt, am 24. der Ball zum Besten des Leopoldstädter Armenhauses, am 29. gleichzeitig der Subcriptionsball des Herrn Weberfeld und ein Ballfest des F. Sämmerler im Fortuna Saal und am 31. der Ball des Tanzlehrers Franz Rabensteiner.

Am 30. Januar hatte Johann Strauss wieder eine Doppelbelastung. Der zunächst für den 24. Januar geplante Ball der Gesellschaft der Musikfreunde des Oesterreichischen Kaiserstaates im k.k. großen Redouten-Saal mußte aufgrund des Todes der Erzherzogin Maria Carolina Augusta, Sternkreuzordensdame, einer Tochter von Erzherzog Rainer Joseph von Österreich, dem Vizekönig von Lombardo Venetien und Bruder des Kaiservaters, Kaiser Franz I.,  die überraschend am 23. Januar, kurz vor ihrem 23. Geburtstag starb,  verschoben werden und wurde am 30. Janaur neu angesetzt.

Am gleichen Tag wurde in Sperl´s sämtlichen Sälen in höchster Pracht „zur Feyer Oesterreichischer Industrie” ein großartiger Industrie-Ball unter der Bezeichnung „Oesterreich´s schönstes Bild”, mit allegorischer Darstellung der wichtigsten Erfindungen unseres Jahrhunderts, worunter besonders die Anschauung der Dampfschifffahrt von Wien bis Constantinopel und der projectierten Eisenbahnfahrt nach Triest, Mailand und Venedig von Interesse seyn dürften” abgehalten. Zur Musik von J. Strauss, Ph. Fahrbach und A. Nemetz wurde in den oberen und unteren Sälen getanzt. Die Terrasse wurde in einen romantischen Wintergarten umgestaltet. Der Ball begann um 8 Uhr, das Ende war um 5 Uhr morgens geplant.

 

Für den im Ballkalender an diesem Abend ebenfalls vorgesehenen Ball zum Besten des Wohltätigkeitsfond dürfte wohl „im Sperl” kein Raum mehr gewesen sein und es war wohl eine falsche Ankündigung im Ballkalender.

 

Für den Ball der Gesellschaft der Musikfreunde hatte Johann Strauss sein Opus 162, die „Orpheus- Quadrille” komponiert.

Auch am 5. Februar könnte Strauss bei zwei Bällen gleichzeitig die Musik dirigiert haben. Beim Ball zum Besten des Fonds für Blinde in k.k. großen Redoutensaale, den das Ausschußmitglied Ferdinand Carl Manussi schon seit Jahren veranstaltete und bei einem Ball des bürgerlichen Bombardier-Corps der nach dem Ballkalender an diesem Abend „im Sperl” geplant war.

Gleich am darauffolgenden Tag war der Bürger-Offizier Ball „im Sperl”, es soll „einer der glänzendsten des diesjährigen Carnevals” gewesen sein. Wieder einen Tag später fand der einzige Gesellschaftsball des Tanzlehrers Rabel in „Sperl´s Localitäten” statt.

Nach einem Ball des k.k. Bombardier Korps am 12. Februar und dem Ball der Societe privée am 13. waren sämtliche Säle „im Sperl” am 14. Februar für das Benefice des Kapellmeisters J. Strauss reserviert . In der Anzeige wird der Fest-Ball als letztes Benfice von Strauss angekündigt, es war das Einzige im Carneval 1844, aber das letzte eines „Cyclus seiner vieljährigen Leistungen in dieser Localität, das er durch ein überraschendes Arrangement zu beschließen gedenket”.

 

Er nannte das Fest „Strauss´s Schwanengesang im Sperl”, Fest-Ball verbunden mit einer Damen-Spende, welche den anwesenden Damen in der Ruhestunde „als freundliche Abschieds-Souvenire in Form von 300 Exemplaren seiner letzt erschienenen Loreley-Rhein-Klänge für das Pianoforte überreicht” wurden. Diese erschienen aber tatsächlich erst am darauffolgenden Tag im Verlag Haslinger.

 

Für den Abend komponierte Johann Strauss sein Opus 160, „Waldfräuleins-Hochzeits-Tänze (Nach der Ballade von Freiherrn von Zedlitz)”.

 

Das Rätsel um „den zu Ende gehenden Cyclus” löste sich am 11. Februar, als J.G. Scherzer anzeigte, daß „sich die contractlichen Verhältnisse zwischen dem Herrn Capellmeister Strauss und dem ergebenst Gefertigten mit dem Schluße des diesjährigen Carnevals lösen” und derselbe sich veranlaßt sah, den Schluß-Fest-Balle am Rosenmontag, dem 19. Februar unter der Devise „Sperl´s Lebewohl an Herrn Capellmeister Strauss !” zu veranstalten. Scherzer hatte die ruhmlichst bekannte Restauration im Sperl mit Beginn der Frühlings-Saison 1843 an Herrn Gilch verpachtet.  Möglicherweise existierten für die Säle andere vertragliche Vereinbarungen. Strauss dirigierte auch bei den restlichen Bällen die Musik und war ab Mai mit großen Soiréen bereits wieder „im Sperl” zu sehen und zu hören. Und auch der Katharinen-Ball im November fand unter Strauss´es Dirigat „im Sperl” statt und auch 1845 war Strauss für den Ballmusik „im Sperl” zuständig.

 

Johann Strauss´s Schwanen-Gesang muß ein Erfolg gewesen sein, das Fest währte nicht nur bis 5 Uhr morgens wie angekündigt sondern bis 7 Uhr morgens und wurde ausführlich besprochen.

Für den Tag des von J.G. Scherzer geplanten „Sperl´s Lebewohl an Herrn Capellmeister Strauss !” am 19. Februar kündigten auch die beiden Tanzlehrer A. Rabel und F. Rabensteiner, durch mehrseitigen Wunsch aufgefordert, ein großes Carnevals-Fest in beiden Sälen des Sperl an bei dem Johann Strauss die Direction der Musik persönlich übernommen hat. Handelte es sich um das gleiche Fest und Scherzer und Strauss äußerten den Wunsch, daß die beiden Tanzlehrer dieses Fest leiteten ?

Wie bereits vorweggenommen, erschien das Meisterwerk von Johann Strauss, das Opus 154, die „Loreley-Rhein-Klänge”, Ihrer Durchlaucht Fürstin Elisalex Clary geborene Gräfin Ficquelmont gewidmet, am 15. Februar im Verlag von Tobias Haslinger´s Witwe und Sohn. Am 20. Februar folgte die nächste angekündigte Erstausgabe, das Opus 155, der Walzer (im Ländler Style) „Brüder Lustig”.

Dann neigte sich der Karneval dem Ende entgegen. Im Elisium fanden die letzten Spektakel-Fest-Bälle und das Benefiz von Franz Ballin statt und in Zögernitz´s Casino veranstaltete Philipp Fahrbach seinen Ball. Am 15. Februar fand „im Sperl” der letzte Flora Ball statt, am 17. Februar der letzte Rococco Ball und am 18. der letzte große Ball, bevor der  schon erwähnte Schluß-Fest-Ball (das letzte Carnevals-Fest der beiden Tanzlehrer) den Carneval beendete.

 

In der Fastenzeit fanden, wie in den Vorjahren, wieder die Sonntag Nachmittags-Conversationen und Soiréen statt. Johann Strauss leitete die Musik im k.k. Volksgarten und das Orchester-Personal Lanner mit J. Raab in Dommayer´s Casino.

 

Vermutlich hatte Johann Strauss auch ausreichend Zeit um seinen 40. Geburtstag, erstmals außerhalb des Hirschenhauses zu feiern. Wann genau er sich endgültig von der Familie trennte und wohin er nach dem Hirschenhaus zunächst zog ist nicht ganz klar. Vermutlich war es die gemeinsame Wohnung mit Emilie Trambusch in der Kumpfgasse, seiner späteren Sterbeadresse. Irritierend ist eine Annonce (vermutlich Ende des Jahres) in der er als Adresse Leopoldstadt, Sperlgasse 245, II. Stiege, 1. Stock angab. Es ist durchaus möglich, daß dies nur eine Postadresse war, vielleicht sogar eine Adresse im Gasthaus zum Sperl oder die Wohnung von Scherzer.

 

Inzwischen war Johann Strauss in seiner Position als „Capellmeister des ersten Bürger-Regiments” dem „Wiener Schutzvereine für aus Straf- und Verwahrungsorten entlassene Personen” als Gründer und wirkliches Mitglied mit einem Fondbeitrag von 5 fl. und einem Jahresbeitrag von 2 fl. beigetreten.

 

Ende April waren die Vorbereitung für die Eröffnung der Frühlings- und  Sommer-Saison in den Localitäten in Wien getroffen und die Annoncen kündigten für den 1. Mai eine „Matinée musicale im k.k. Augarten zum Besten des unter dem allerhöchsten Schutze Ihrer Majestät der regierenden Kaiserinn stehenden ersten  Kinder-Spitals auf der Wieden” an, die Johann Strauss, morgens 9 Uhr bis 1 Uhr zu veranstalten die Ehre hatte. Dabei wurde der große Saal, das Rondeau und die Promenade-Allee benutzt. Für diesen Anlaß komponierte Strauss sein Opus 164, den Walzer „Aurora-Fest-Klänge”.   

Am gleichen Tag fand auch eine große Frühlings-Feier bei Eröffnung der Gärten und Sommer-Säle  im Sperl statt. In den Sälen war großer Ball bei dem Johann Strauss, einer neuen Übereinkunft zu Folge die Musik dirigierte. Das Musik-Corps Hessen-Homburg mit A. Nemetz spielte im Garten.

 

Ab Ende April übernahm Strauss auch die Leitung der Musik bei den Sonntag Nachmittags-Conversationen in Dommayer´s Casino, allerdings nur bis zum 12. Mai . Die Lanner-Capelle wechselte währenddessen in Lindenbauer´s Casino nach Simmering. Auch in diesem Jahr wurde nicht angezeigt wer bei den öffentlichen Bällen sonntags „im Sperl” die Musik leitete.

 

Diese Sonntags-Bälle im Sperl wurden meistens von Köchinnen und Dienstmädchen besucht und wurden daher auch Castrol-Bälle genannt. Früher lies Strauss diese Bälle von seinem Personal musikalisch begleiten. In späteren Jahren ist darüber nichts mehr bekannt.

 

Die nächste Neuerscheinung lag entweder bei Strauss oder im Verlag Haslinger schon eine zeitlang. Das Opus 156, die „Asträa-Tänze” wurden am 17. Januar 1844 „Den Herren Hörern der Rechte an der Hochschule in Wien” gewidmet und auf dem Ball der Hörer der Rechte an der Wiener Hochschule aufgeführt. Die Opuszahl wurde aber schon fast ein halbes Jahr zuvor vergeben. Die Opera 155 und 157 wurden im August und September uraufgeführt. Das Opus 157, die „Volksgarten-Quadrille” erschien am 23. Mai 1844 bei Haslinger´s Witwe und Sohn.

Im k.k. Volksgarten begann am 3. Mai eine Serie von Soiréen welche während der Sommer-Saison, auch bei ungünstiger Witterung unabänderlich jeden Freitag und Dienstag unter dem Titel „große Soirée im Freyen” stattfanden und bei denen J. Strauss persönlich die Musik dirigierte. Ob die erste „unabänderlich” stattfindende Soirée doch noch ausfiel oder warum die nächste am 7. Mai auch wieder als erste große Soirée angekündigt wurde wissen wir nicht.

Die großen Soiréen im Sperl waren auf Samstag und Mittwoch terminiert. Donnerstags, beginnend mit dem 9. Mai leitete Johann Strauss in Dommayer´s Casino die Musik bei 2 Soiréen, ehe das Lanner´sche und andere Orchester wieder übernahmen und Strauss dann in Unger´s Casino die Soiréen leitete. Ab 13. Mai war er auch an manchen Montagen „zum großen Zeisig” am Burg-Glacis tätig. So sah also der Terminkalender der Strauss-Capelle für die Frühlings- und Sommer-Saison, nicht wesentlich anders als in den Vorjahren, aus.

 

Dienstag: große Soirée im k.k. Volksgarten

Mittwoch: Soirée im Sperl

Donnerstag: große Soirée in Dommayer´s Casino dann Soirée in Unger´s Casino

Freitag: große Soirée im k.k. Volksgarten

Samstag: Soirée im Sperl

Sonntag: Nachmittags-Conversation in Dommayer´s Casino dann in Unger´s Casino, abends eventuell Ball im Sperl ?

Montag: unregelmäßig Soirée zum großen Zeisig

Auch die übrigen Gärten und Belustigungsorte Wiens eröffneten um diese Zeit. Der Speise-Garten zu den sieben Churfürsten eröffnete am 9. Mai. Das Universum mußte die großartige Eröffnung des Parkes wegen den diesjährigen großen Veränderungen und Vorarbeiten auf den 13. Mai verschieben und veranstaltete bis dahin Conversationen mit Tanzunterhaltung. In beiden Lokalen war Franz Ballin für die Musik zuständig.

 

Folgende Feste wurden im Sommer des Jahres veranstaltet:

Das Blumenfest und Ball unter der Bezeichnung "Hymens Jubelfeyer bey Gelegenheit der freudigen Ankunft Ihrer k.k. Hoheiten des Herrn Erzherzogs Albrecht mit Höchstseiner Gemahlinn Frau Erzherzogin Hildegarde", ” am Montag den 20. Mai „im Sperl. Johann Strauss komponierte dafür sein Opus 168, den Walzer „Willkommen-Rufe”.

Erzherzog Albrecht Friedrich Rudolf von Österreich-Teschen (* 3. August 1817 in Wien; † 18. Februar 1895 in Arco, Tirol, heute Italien/Trentino), war Erzherzog von Österreich, Herzog von Teschen sowie Feldmarschall und Generalinspektor der österreichisch-ungarischen Armee. Albrecht war der älteste Sohn von Erzherzog Karl von Österreich-Teschen (1771–1847), dem Sieger in der Schlacht bei Aspern, dem jüngeren Bruder von Kaiser Franz II. (I.).

 

Hildegard(e) Luise Charlotte Theresia Friederike von Bayern (* 10. Juni 1825 in Würzburg; † 2. April 1864 in Wien war eine Tochter König Ludwigs I.  

 

Im Alter von 19 Jahren heiratete sie am 1. Mai 1844 in München Erzherzog Albrecht von Österreich. Beide kamen am 11. Mai per Dampfschiff aus Bayern in Nußdorf an.

Möglicherweise benötigte Johann Strauss den Sonntag zur Vorbereitung des Blumenfestes, denn am 19. Mai spielte das Orchester Lanner bei der Nachmittags-Conversation in Dommayer´s Casino und zwar erstmals unter seinem neuen Director Franz Schröder.

 

Die allerhöchste Namensfeier Seiner Majestät des Kaisers Ferdinand I. am 30. Mai im k.k. Volksgarten, bei der außer J. Strauss auch die Militär-Musik-Capelle Hoch-und Deutschmeister unter Philipp Fahrbach mitwirken sollte, mußte ungünstiger Witterungsverhältnissen halber in eine  gewöhnliche Soirée umgewandelt werden und die eigens für dieses Fest von Johann Strauss komponierte „Fest-Quadrille” die später die Opus-Zahl 165 erhielt  wurde erst bei der Neuansetzung am 4. Juni uraufgeführt.

Das Gartenfest mit Ball am 9. Juni in Unger´s Casino nächst der Hernalser-Linie mit dem Militär-Musik-Corps des löbl. Uhlanen-Regiments unter der Leitung von Herrn Augustowitz.

Ein außerordentliches Fest „im Sperl” unter dem Titel "Ein Abend am Fuße des Schlosses Habsburg oder Oesterreich´s Genius", veranstaltet von den Herren Gorsky und Webersfeld, letzterer bekannt als Tanzlehrer. In den oberen Sälen wirkte Johann Strauss tätigst, in den Gärten Philipp Fahrbach mit dem 40 Mann starken Musikcorps. Die Beleuchtung bestand aus mehr als 10000 farbigen Lampen in deren feuerähnlichem Lampenschimmer neben anderen großartigen Gegenständen das Schloß Habsburg und gegenüber der Tempel des Ruhmes dargestellt wurden.

Ein großes Sommerfest im k.k. Volksgarten am 25. Juni mit der Musik-Capelle Hoch-und Deutschmeister unter Philipp Fahrbach.

Johann Strauss plante auch ein außerordentliches Fest im k.k. Volksgarten bei großer Illumination zu seinem Benefice unter der Bezeichnung "Das nächtliche Sonnen-Fest", er lud dazu „einen hohen Adel und das geehrte Pubilcum ergebenst ein” und erlaubte sich „beyzufügen, daß er sowohl durch ein imposantes Arrangement, als auch in musikalischer Beziehung durch die Ausführung verschiedener neuer Piecen bemüht seyn wird, diesen Abend zu einem festlichen zu bilden”. Die neuen Piecen waren die „Salon-Polka”, Opus 161 und der Walzer „Rosen ohne Dornen”, Opus 166 von dem Benefizianten selbst, sowie Werke von Mendelssohn-Bartholdy, Beethoven und Donizetti. Was Johann Strauss nicht beeinflussen konnte war das Wetter. Das Fest konnte weder am 5. Juni noch am 12. Juni, obwohl als unabänderlich angekündigt, stattfinden, sondern letztlich erst am 16. Juni. Die Teilnahme von Philipp Fahrbach geht nur aus der Besprechung des Festes im „Humorist” hervor. Zu jener Zeit erschien im Verlag Haslinger Fahrbach´s 50. Werk. Immerhin !

Ein großes Gartenfest mit Ball in Unger´s Casino und Promenade-Garten am 21. Juli bei dem Johann Strauss abwechselnd mit dem Musik-Corps des Regiments Erzherzog Carl unter B. Mang mitwirkte.

Das Annenfest und die „Allerhöchste Namensfeyer Ihrer Majestät der Kaiserinn Maria Anna” wurde am 26. Juli im k.k. Volksgarten gebührend gefeiert. Johann Strauss soll bei dem Fest ein Werk mit dem Titel Zephyren-Quadrille  zum ersten Male vorgetragen haben. Das Werk ist nicht, oder zumindest nicht unter diesem Titel im Druck erschienen. Wieder war Philipp Fahrbach als zweites Orchester engagiert.

Bei seinem außerordentlichen Fest und Ball am 29. Juli präsentierte Strauss einen Walzer der als Opus 167 im Januar 1845 im Druck erschien und den Titel „Wiener Früchteln” bekam. Das Fest fand unter der Bezeichnung "Geheimnisse aus Tausend und einer Nacht" in den Sälen und Gärten zum Sperl, mit Benützung des oberen neu erbauten Saales und der großen Terrasse statt.

Zum Kirchtag in der Brigittenau am 28. und 29. Juli war Strauss in diesem Jahr nicht direkt tätig. Er blieb in der Leopoldstadt.  Er nahm aber an der Abend-Unterhaltung am Wasser-Glacis zur Nachfeier des Namenstages der Kaiserin am 1. August zum Vorteil des k.k. Waisenhausfonds teil. Wieder war Philipp Fahrbach mit dem Regiments Infanterie-Corps im Kiosk als zweites Orchester beteiligt.

Ein großes Fest mit besonderer Illumination und Decorierung im k.k. Volksgarten am 9. August, bei dem Johann Strauss seine neuesten Walzer-Partien und Capellmeister Philipp Fahrbach die neuesten Musikstücke executierten, darunter ein von Fahrbach für Militär-Musik arrangiertes Potpourri aus Verdi’s Oper Ernani.

 

Die Beteiligung von Johann Strauss an dem Gartenfest mit Ball in den Gärten und Sälen zum Sperl zur Gründung eines Kirchen- Musik-Fonds in der Leopoldstadt am 21. August ist nicht sicher belegt, ist aber wahrscheinlich, da dies ein Mittwoch war und Strauss mittwochs „im Sperl” spielte.

 

Ein großes Fest zum Besten der Versorgungsanstalt erwachsener Blinder im k.k. Volksgarten unter bewährter Mitwirkung von Philipp Fahrbach mit seinem Musik-Corps.

Und noch ein Fest zu wohltätigem Zweck an einem für Johann Strauss ungwohnten Ort, ein außerordentliches Fest im k.k. Augarten/Universum unter der Bezeichnung  "6 Stunden im Heine des Frohsinns" mit 4 Orchestern, außer dem Strauss’chen auch die Militär-Kapellen mit den Capellmeistern  Bendl, Mang und Mattis, zum Besten der Kinderbewahranstalt in Reindorf. Das Fest sollte ursprünglich am 2. September stattfinden mußte aber auf den 5. September verschoben werden. Das Fest war so erfolgreich, daß auf mehrseitiges Verlangen am 15. September eine Wiederholung veranstaltet wurde. An diesem Tag war das Strauss-Orchester aber schon anderweitig verpflichtet und die Neuauflage fand nur unter Beteiligung der anderen Kapellen statt.

Ein Gartenfest mit Ball in Unger’s Casino und Promenadengarten als am Kirchtage, auf Veranstaltung von Johann Strauss, am 26. August und das letzte Fest des Jahres mit Ball „beim Unger” am 1. September, mit Philipp Fahrbach.

Das letzte Fest der Saison mit Ball in den Gärten und Sälen im Sperl unter der Bezeichnung  "Alles nur Rebus", welches Johann Strauss am 9. September veranstaltete. Für die Auflösung von 3 musikalischen Rebussen gab es eine Preis-Verteilung. Strauss führte an diesem Abend seinen Walzer „Geheimnisse aus der Wiener Tanzwelt” erstmals auf. Das Werk erhielt die Opus-Zahl 176.

Ein außerordentliches Fest unter der Benennung "Eine Redoute im Freyen" im k.k. Volksgarten zum Benefice des Capellmeisters J. Strauss am 15. September.

Ein großes Promenade-Fest am Wasser-Glacis, wieder zum Besten der Versorgungsanstalt für Blinde und erneut unter Mitwirkung der Orchester Strauss und Fahrbach am 19. September.

Auch für das letzte außerordentliche Fest der Saison welches Herr Corti im k.k. Volksgarten am 29. September veranstaltete, waren die Kapelle Strauss und die Regiments-Capelle Hoch- und Deutschmeister mit Fahrbach engagiert. Im Falle von ungünstiger  Witterung sollte eine normale Soirée stattfinden.

Noch einige Soirées dann war die Freiluftsaison 1844 unwiderruflich zu Ende. Die Saalsaison sollte mit einem vielbeachteten Ereignis beginnen, dessen musikalische Tragweite niemand vorhersehen konnte, selbst die direkt Beteiligten nicht.

 

Die weiteren Neuerscheinungen des Jahres waren:

 

Am 2. Juli Opus 158 „Redoute–Quadrille”, am 16. Juli der Walzer „Nur Leben!”, Opus 159, am 10. August Opus 161, die „Salon-Polka”, am 16. August Opus 160 „Waldfräulein Hochzeits-Tänze (Nach der Ballade von Freiherrn von Zedlitz)” und am 17. September das Opus 162, die „Orpheus-Quadrille”.

Das Opus 160 wurde nach der Poetischen Erzählung oder des romantischen Märchens Waldfräulein. aus dem Jahr 1843 von Philipp Gotthard Joseph Christian Karl Anton Freiherr von Zedlitz und Nimmersatt (* 28. Februar 1790 auf Schloß Johannisberg bei Jauernig, Österreichisch-Schlesien; † 16. März 1862 in Wien) komponiert. Zedlitz war ein österreichischer Offizier und Schriftsteller. der in Wien meistens im Kriegsministerium und im diplomatischen Korps tätig war. Neben seinen dienstlichen Obliegenheiten wirkte er vermehrt als Schriftsteller und Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Hervorzuheben ist hier sein Bericht „Aufstand in Galicien“ und seine Flugschriften, welche er ganz im Sinne der Metternich'schen Politik verfaßte.

Joseph Christian Freiherr von Zedlitz, 1840

 

Im Haus Strauss-Trambusch kam das siebte Kind zur Welt. Am 22. September wurde Theresia Karoline, die vierte Tochter geboren. Auch sie sollte das Erwachsenenalter nicht erreichen, sie starb je nach Quelle 1851 oder 1852.

 

Anna Strauss hatte am 10. August den Antrag auf die Ehescheidung eingereicht. Die gemeinsamen Kinder waren inzwischen: Eduard 9 Jahre, Therese gerade 13 Jahre, Anna knapp 15 Jahre, Josef 17 Jahre und Johann knapp 19 Jahre alt.

Johann erlernte bei Joseph Drechsler, früher Kapellmeister des Leopoldstädter Theaters und Komponist von Theatermusik und inzwischen Capellmeister in der Pfarrkirche am Hof die Harmonielehre und Kontrapunkt und komponierte Kirchenmusik. Am 4. August wurde in der besagten Kirche „das Offertorium: Tu qui regis in G-Dur, vierstimmiger Chor mit Orchesterbegleitung, „das Erstlingsproduct eines Schülers des gedachten Herrn Professor Drechsler, Nahmens Johann Strauss” gegeben. Dieses „kann als solches wirklich gelungen genannt werden, und schloß sich dem Ganzen würdig an”.

            (Jesuiten) Kirche am Hof

 

Anfang August hatte Johann Strauss Sohn aber sicherlich für sich (und mit seiner Mutter) bereits entschieden , daß er nicht als Komponist von Kirchenmusik und Capellmeister in einer Kirche seinen Lebensunterhalt  verdienen will, sondern als Musikdirektor und Komponist von Tanzmusik. Wie sein Skizzenbuch beweist arbeitete er bereits seit 1843 an Kompositionen von Tanzmusik.

 

Johann brauchte aber eine Lizenz des Wiener Magistrates und dafür brauchte er Zeugnisse. Am 9. Juli stelle ihm Joseph Drechsler eines aus:

 

Endesgefertigter bestätigt hiermit, daß Johann Strauss, Sohn des Herrn Kapellmeisters Johann Strauss von mit im Generalbasse unterrichtet wurd, und daß die Fortschritte welcher er in der Kunst gemacht , nicht allein seinem Fleiße, sondern auch seinem angebohrenen Talente zuzuschreiben sind.

Es stehet somit zu erwarten, daß Johann Strauss bei seiner leidenschaftlichen Vorliebe für dieses Studium selbt nicht auf dieser Stufe bleiben werde, sondern stets verwärts schreiten werde.

Da ich überdieß Obangeführten als einen bescheidenen, sehr gebildeten Jüngling kennen lehrnte, so hege ich den aufrichtigen Wunsch, daß man dieses aufkeimende Talent so viel möglich in dem von ihm selbst gewählten Stande unterstützen möge.

Zur Wahrheit dessen meine eigene Handschrift und Pettschaft

Wien, den 9ten July 844                          Jos. Drechsler, Professor an der k.k. Normal-              Hauptschule

 

Einige Tage später stellte ihm auch sein Violinlehrer Kohlmann ein Zeugnis aus.

 

Ich, Anton Kohlmann, Mitglied des k.k. Hofoperntheaters und Violinmeister, bestättige, daß mein Zögling Johann Strauss, Sohn des Capellmeisters Johann Strauss, ein guter Violinspieler sey, daß seine Compositionen viel Talent verrathen, daher vermöge dieses Talentes die Fähigkeiten in sich trage, einen Musik Körper zu leiten. Uibrigens habe ich den Obbenannten als einen bescheidenen, anspruchslosen, wahrhaft sittlich gebildetne jungen Mann kennen gelernt.

Wien den 18/7 844                   A. Kohlmann Mitgl. des Hofopernthethers

 

Außer den beiden Zeugen haben auch zwei Mitglieder des Orchesters des Vaters dem jungen Johann Unterricht erteilt. Der Primgeiger Franz Amon erteilte ihm Geigenunterricht und empfahl ihm seine Haltung zu trainieren indem er vor einem Spiegel probt. Sein Schwager, der Mann seiner Schwester Ernestine, Karl Fux war ebenfalls im Orchester tätig und war Johann Strauss Vater auch bei der Instrumentierung und dem Arrangement behilflich  und er gab seine Kenntnisse an den Sohn weiter. Ob all dies ohne das Wissen des Vaters und nur hinter seinem Rücken geschah kann auch bezweifelt werden.

 

Somit wandte sich Johann mit nicht einmal 19 Jahren am 29. Juli an den Wiener Magistrat mit dem Ansuchen Musikdirektor werden zu wollen. Am 31. Juli erschien er persönlich dort und zeigte an, daß er „als Musikdirektor seinen Erwerb suchen wolle”.

Am Tag vor der Erstaufführung seiner Graduale in der Kirche am Hof am 3. August, wurde Johann Strauss’ Sohns Aussage protokolliert, daß er stets bei seinen Eltern an den verschiedenen Adressen gewohnt habe. Er beschrieb seine schulische Laufbahn, gab an, „daß er in der Kirche am Hof, aber nie in öffentlichen Orten, wohl aber in Privatzirkeln die Violine gespielt und jederzeit den Beyfall der Zuhörer erhalten habe, sodann, daß er gesonnen sei, mit einem Orchester von 12 bis 15 Personen zu spielen, in Gastlocalitäten und zwar beim Dommayer in Hietzing, welcher ihm bereits die Zusicherung machte, daß er, sobald sein Orchester in Ordnung sei, dort Musikunterhaltungen abhalten könne”. Er war sich sicher daß er auch in anderen Localitäten hinreichend Beschäftigung und Verdienst erhalten  werde.

 

Er verpflichtete sich jährlich 20 Gulden Erwerbsteuer zu zahlen und wenn sich das Unternehmen verbessert, diese anzupassen.

 

Schließlich bemerkte er noch, daß „ich außer Tanzmusik auch Opernstücke und Concertsachen aufführen werde, je nachdem es die Unterhaltung erfordert. Ich bitte demnach um die Einleitung der Erwerbssteuerbemessung mit dem gehorsamsten Bemerken, daß ich stets einen ordentlichen Lebenswandel führte und noch nie einen Anstand bey irgend einer Strafbehörde hatte”

 

Gez. Johann Strauss

 

Johann Strauss Sohn war sich also spätestens im Juli schon einig mit Ferdinand Dommayer.  Ob dies der Grund dafür war, daß das Gastspiel seines Vaters im Mai nur wenige Wochen dauerte ? Oder umgekehrt ? Es wird  sich nicht mehr klären lassen ! Ebenso wenig wie die Frage, ob Anna Strauss den Antrag auf Ehescheidung  just in dieser Phase stellte und um die Zustimmung des Vaters zu des Sohnes Plänen zu umgehen.

 

Am 5. September erfolgte die Zustimmung des Magistrats, denn „der Erwerbszweig eines Musikdirectors” sei eine „freye Beschäftigung die weder die Grossjährigkeit, noch im Falle der Minderjährigkeit die väterliche Einwilligung erfordert”. Es obwalteten keine Bedenken, das Gesuch wurde als eine Anzeige zur Nachricht genommen und die Steuerbemessung eingeleitet.

 

Damit war der Weg frei !

 

Auch dem Vater hatte er in einem undatierten Schreiben seinen Entschluß eindeutig und unwiderruflich mitgeteilt.

Mit dem Dommayer war ja zumindest eine Lokalität bereits gefunden. Im Lokal >zur Stadt Belgrad< war die Musikantenbörse der Stadt Wien. Dort rekrutierte Johann Strauss Sohn die Musiker seines ersten Orchesters. Und prompt wurde die Presse darauf aufmerksam und am 2. Oktober informierte die Theaterzeitung das Wiener Publikum, daß Johann Strauss Sohn bald als Musikdirektor vor die Öffentlichkeit treten werde.

 

Dann ging es Schlag auf Schlag. Während Johann Strauss Vater die saisonüblichen Veranstaltungen,   am Dienstag den 1. Oktober große Soirée im k.k. Volksgarten, mittwochs und samstags große Soiréen im Sperl, Freitag den 4. Oktober letzte Soirée im k.k. Volksgarten und ab dem 6. Oktober Sonntags-Nachmittags-Conversation im k.k. Volksgarten musikalisch begleitete, bereitete sein Sohn sein Debut vor. Am 8. Oktober schloß er einen Vertrag mit 24 Musikern ! Nicht  12 bis 15 wie er im Protokoll angab, und am  10. Oktober erschien im Anhang der Wiener Zeitung die berühmt gewordene „Einladung zur Soirée dansante welche Dienstag am 15. October 1844 selbst bey ungünstiger Witterung in Dommayer’s Casino in Hietzing statt finden wird. Johann Strauss (Sohn) wird die Ehre haben, zum ersten Mahle sein eigenes Orchester-Personale zu dirigieren, und nebst verschiedenen Ouverturen und Opern-Piecen , auch mehrere seiner eigenen Compositionen vorzutragen. Der Gunst und Huld des hochverehrten Publicums empfiehlt sich ergebenst,

 

Johann Strauss jun.                                                                                                                  Anfang um 6 Uhr.

Rechts der Wortlaut des bereits am 2. Oktober erschienenen ersten Hinweises auf das bevorstehende Debut in der Theaterzeitung unter „Geschwind, was gib’s in Wien Neues ?”.

 

Der Vater soll am 9. Oktober noch eine Beschwerde über die Auftritte seines minderjährigen Sohnes beim k.k. Kreisamt Hitzing eingereicht haben die diese der Zuständigkeit halber an das Bezirksgericht Klosterneuburg weiterleitete. Darin hieß es:

Der Musik Unternehmer Strauss Vater hat hier beschwersam vorgebracht,

daß sein achzehnjähriger Sohn ohne sein Vorwissen eine musikalische

Unterhaltung in Hietzing angkündigt habe, wozu bereits die Anschlagzettel

gedruckt werden sollen. – Der Herr Hofrichter haben binnen 24 Stunden

 zu berichten, ob dieser minderjärhige als solcher zu einem selbstständigen

Unternehmen nicht befugt scheinende junge Mann eine obrigkeitliche Bewilligung

dazu erlangt habe, und ob der Anschlagzettel auch von dem Hofrichter

 vidirt worden ist. – Bis zur weiteren Entscheidung ist das Unternehmen

rückgängig zu machen. –

Wien den 9. Oktober 1844

 

Die Antwort lautete:

Löbl. K.k. Kreisamt

Über den Auftrag vom 9. d.<. .... berichtet Unterfertigter, daß, nachdem

Joh. Strauss sich .... legitimiert hat, daß er zur musikalischen Production der

 fraglichen Art befähigt sei, die Herrschaft (durch ihr Comisariat in Hietzing)

die Bewilligung zur musikalischen Unterhaltung beim Dommayer nicht versagen

zu dürfen glaubt: denn sobald die Instanz des Musik-Directors ihn zu derlei

öffentlichen Produktion fähig erklärt, vermag wohl die Obrigkeit eines

anderen Bezirkes nichts mehr zu ändern ,,,, Übrigens ist in dem

gegenwärtigen Falle auch der Anschlagzettel schon gedruckt, daher ohne

bedenkliche Folgen für die Interessenten kaum eine Einstellung

anzutragen sein dürfte.

Der Schluss der Antwort lautete daß:

„unter den obwaltenden Verhältnissen kaum eine Einstellung

der fraglichen Musik anempfohlen werden könne”

 

Das Kreismamt beschloß daher am 11. Oktober: die  Auftritte sind zulässig ! Weil

„bey den aufgeklärten Verhältnissen dem Unternehmen des

 Johann Strauss kein Anstand gemacht werden kann”

 

Im Verlag Haslinger, dem Verleger des Vaters, waren für die Soirée keine Karten zu kaufen, jedoch waren diese für 20 kr. CM. im Verlag Petro Mechetti am Michaelerplatz 1153, dem Verlag der dann auch die ersten 15 Werke von Strauss Sohn herausgab, zu kaufen.

 

Am 11. Oktober wurde die Einladung zum Debut erneut abgedrukt. Auf der gleichen Seite der Wiener Zeitung erschien auch die Annonce über die große Soirée des Herrn Capellmeister Johann Strauss „im Sperl”, ohne Zusatz, welcher der beiden gemeint war. Es wußte ohnehin jeder Musikinteressierte in Wien.

 

Am 14. Oktober berichtete „Der Humorist” in der Rubrik Lokal-Perspektiv und unter der Überschrift „Strauss junior” nüchtern aber wohlwollend und keinesfalls ablehnend über das bevorstehende Debut.

Dann war es soweit. Johann Strauss Sohn führte am 15. Oktober, 10 Tage vor seinem 19. Geburtstag, ab 6 Uhr in dem mit nur 600 Personen Fassungsraum recht kleinen und mit Neugierigen vollgestopften Saal des Casinos in Hitzing die Ouvertüren zu Auber’s Opern „Die Stumme von Portici” und „Die Sirene”, die Cavatine aus Meyerbeer’s Oper „Robert der Teufel” und das Vorspiel zu einer Wiener Fassung von Shakesperes „Sommernachtstraum” von Franz von Suppe auf. Ferner erklangen, natürlich in Erstaufführung, seine eigenen Werke, der „Gunstwerber-Walzer”, Opus 4, die „Herzenslust-Polka”, Opus 3, die „Debut-Quadrille”, Opus 2 und mit besonderem Erfolg das Opus 1, der Walzer „Sinngedichte”. Dann führte er das Meisterwerk seines Vater, den Walzer „Loreley-Rhein-Klänge” vor.

 

An Tanzen war allerdings nicht zu denken.

Obwohl die Beschriftung unten links auf das Debut hinweist ist

diese Zeichnung dem Jahr 1851 zuzuordnen und zeigt die kleine

Kapelle im k.k. Volksgarten, den auf dem Pult liegt der Walzer

„Idyllen”, Johann´s Opus 95

 

Das Debut wurde in sämtlichen Journalen Wien ausgiebig besprochen. Berühmt sind die Zitate

Ja – der ist ein echter Strauss                            und

 

„Gute Nacht Lanner! Guten Abend, Strauss-Vater ! Guten Morgen Strauss-Sohn !”

 

Ob Strauss-Vater bei der Premiere in Hietzing anwesend war ist nicht zuverlässig nachzuweisen. Da am 4. Oktober bereits die letzte Soirée im k.k. Volksgarten stattgefunden hatte, war er zumindest beruflich an diesem Dienstag frei. Es scheint aber eher unwahrscheinlich.

 

Am 17. Oktober zeigte der Verlag Haslinger einen Walzer von Johann Strauss Vater mit dem Titel „Frohsinns-Salven” und der Opus-Zahl 163 an. Es ist nicht festzustellen zu welchen Anlaß das Werk komponiert und wann es uraufgeführt wurde.

Es scheint sicher zu sein, daß weitere Vereinbarungen über Auftritte von Johann Strauss Sohn schon vor dem Debut zu Stande gekommen waren, auch wenn diese zunächst nicht in den namhaften Lokalen  in der Stadt oder den angrenzenden Vororten stattfanden. Die Mär, daß Johann Strauss Vater seinen ganzen Einfluß aufgeboten hatte um diese Auftritte seines Sohnes zu verhindern und den Gastwirten und Ballgebern ansonsten mit Boykott gedroht habe, scheint nicht haltbar. Es gab genügend Lokale und Säle in und vor Wien und Strauss Vater trat zuletzt nur im k.k. Volksgarten, im Sperl, in Unger’s Casino und in Zögernitz’s Casino auf.

 

Der zweite öffentliche Auftritt von Johann Strauss Sohn war bereits am 19. Oktober. Er leitete die Musik bei einer außerordentlichen Soirée in Lindenbauers Casino in Simmering. Dort spielten zuletzt Ludiwg Morelly und genau wie beim Dommayer und wie auch künftig, das Orchester-Personal weiland J. Lanner unter Franz Schröder. Johann Strauss Vater exekutierte dort in 1842 von März bis Juli bei einem Dutzend Soiréen die Musik. Womit sollte er Andreas Lindenbauer drohen ?  Der Auftritt in Simmering blieb offenbar einmalig. Ebenso die große Nachmittags-Conversation in Wagner´s Kaffeehaus im Prater am 31. Oktober. Auch dort trat Johann Strauss Sohn nur ein einziges Mal auf, zumindest soweit dies aus den Annoncen abgeleitet werden kann und solange das Lokal Wagner gehörte. Auch dort waren des Vater’s Auftritte eher sporadisch und zuletzt im Jahr 1842.

Ungefähr Lage von Lindenbauer´s Casino in Simmering aus einem Stadtplan aus dem Jahr 1872. Links oben der Staats- und der Südbahnhof.

 

Regelmäßiger Auftrittsort für Johann Strauss Sohn blieb zunächst nur Dommayer’s Casino. Dort leitete er am Feiertag, dem 1. November und regelmäßig sonntags die Musik bei den großen Soiréen und bei seinem ersten Wohltätigkeits-Fest, einer Soirée dansante zum Besten der Armen durch den Brand verunglückten Bewohner von Unter-Sievering am 22. Oktober.

Auch Johann Strauss Vater war für den gemeinnützigen Zweck bei einer musikalisch-deklamatorischen Akademie am 1. November in dem k.k. großen Redouten-Saal zum Besten der durch Feuer verunglückten Bewohner Sieverings tätig. Mehrere k.k. Hofschauspieler, die Gebrüder Hellmesberger, Johann Strauss und der Männergesangverein sagten ihre unentgeltliche Teilnahme zu.

Ansonsten war er nur noch bei den Sonntag-Nachmittags-Conversationen zu sehen und zu hoeren. Die Soiréen im Sperl leitete Joseph August Adam.

 

Am 13. November reiste Johann Strauss Vater für eine Woche nach Schlesien und Mähren in die Orte Troppau, Teschen und Neutitschein wo täglich ein Ball oder eine Akademie mit Tanz oder ein Konzert stattfanden.

Um den 20. November war er mit seinem Orchester wieder in Wien wo, während er auf der Rückreise war, sein Sohn am 19. November seinen ersten Fest-Ball zu seinem Benefice unter der Bezeichnung „Ein Abend des Frohsinss” in Dommayer’s Casino veranstaltete. Er brachte dabei seine Opera 5 und 6, den Walzer „Serail-Tänze” und die „Cytheren Quadrille” zur Uraufführung. 

 

Von den 600 möglichen Eintrittskarten sandte Johann Strauss Sohn 200 Stück an Pietro Mechetti, zum Absatz in dessen Verlag in der Innenstadt.

Der Verlag Haslinger brachte noch 2 Erstausgaben von Strauss Vater heraus. Am 20. November das  Opus 164 die „Aurora-Fest-Klänge” und am 12. Dezember das Opus 166 , den Walzer „Rosen ohne Dornen”.

Zur Feier des Katharinen-Festes veranstaltete die Pensionsgesellschaft bildender Künstler zur Unterstützung bejahrter Künstler und deren Witwen und Waisen einen Makenball in den k.k. Redoutensälen. Dabei leitete Johann Strauss die Musik im großen Saal und führte am 24. November sein Opus 170, den Walzer „Masken-Lieder” erstmals auf. Im kleinen Saal spielte das Musik-Corps des Regimentes Prinz Wasa unter der Leitung von J. Resniczeck.

 

Im Sperl wurde das Katharinen-Fest am 27. November mit einem großen Fest-Ball unter der Leitung vom Johann Strauss Vater gefeiert.

Johann Strauss Sohn bemühte sich anscheinend intensiv um die Möglichkeit sich in weiteren Lokalen zu produzieren und es gelang ihm. Am 4. Dezember leitete er die Musik bei einer großen Soirée in den Sälen „zum grünen Thor” in der Rofranogasse, unweit seines Geburtshauses. Es ist allerdings nicht nachzuweisen, ob es sich um eine einmalige Produktion handelte oder ob weitere Soiréen folgten. In den Journalen wurden jedenfalls keine weiteren Annoncen aufgegeben. Als Ferdinand Dommayer Ende Dezember seine Säle für den kommenden Carneval herichten ließ und die Soiréen am Sonntag den 22. Dezember und am Feiertag den 26. Dezember deswegen nicht abgehalten werden konnte, bot sich Johann Strauss Sohn per Brief bei Herrn Ferdinand Zögernitz an in dessen Casino in Ober-Döbling die Nachmittags-Conversationen anstelle des Herrn Adam zu spielen. Das las sich, als ob er sich seines Stellenwertes in Wien schon bewußt war. Auch der Schlußsatz, „sonstigen falls ich anderweitig verfügen müsste” klingt selbstbewußt.

 

Es ist nicht bekannt ob und wo Johann Strauss Sohn an den beiden Tagen spielte.

 

Auch in den Theatern versuchte es der junge Strauss, im Theater an der Wien trat er am 4. November  in den Zwischenakten auf, im Leopoldstädter Theater am 5. November anläßlich einer Vorstellung zum Vorteil des alten Schauspielers Schaffer wofür er bereits als Magnet angekündigt wurde.

 

Dort trat zur gleichen Zeit eine junge Sängerin namens Henriette (Jetty) Treffz, eigentlich Henriette Karoline Josefa Chalupetzky als Sopranistin auf. Vielleicht haben sich die beiden dort kennen gelernt. Sie wird später eine wichtige Rolle im Leben von Johann Strauss Sohn spielen.

Am Jahresende bezahlte Johann Strauss Sohn die Erwerbssteuer von 10 fl. pünktlich.

 

Welche Einnahmen Johann Strauss Sohn mit seinen musikalischen Darbietungen erzielte, wie hoch die Ausgaben für den Unterhalt des Orchesters und die Nebenkosten waren und wie hoch sein Reingewinn war ist nicht überliefert. Das aber auch die wirtschaftliche Not im Hause Strauss in der Taborstraße nach der Trennung der Eltern den jungen Johann Strauss so früh in die Selbstständigkeit trieb ist unumstritten. Überall in der Bevölkerung stieg die Not. Ein erster Ausbruch war der Schlesische Weberaufstand von 1844. Es handelte sich um frühindustrielle Unruhen, die sowohl von ländlichen Hausgewerbetreibenden als auch von städtischen Zunfthandwerkern „angezettelt“ wurden und sich gegen Verleger und frühe Fabrikanten richteten. Ein politischer Hintergrund war nach Einschätzung von Historikern im Allgemeinen noch nicht gegeben, dieser bildete sich erst mit der Deutschen Revolution 1848/49. Teilweise waren die Aufständischen so verarmt, daß es sich um Hungerrevolten handelte.

 

Am 3. Juni trafen sich etwa 20 Weber aus Peterswaldau und umliegenden Ortschaften auf dem Kapellenberg und berieten, wie man sich gegen die Fabrikanten wehren könne. Sie zogen daraufhin, das „Spottlied Blutgericht“ singend, vor die Firma der Gebrüder Zwanziger, die als Verleger tätig waren und die Löhne gekürzt hatten. Die Fabrikanten Ernst Friedrich und August Zwanziger ließen ihre Diener, mit Steinen und Knüppeln ausgerüstet, den kleinen Zug vertreiben und außerdem den Weber Wilhelm Mädler von der Ortspolizei verhaften.

 

Mit dem Ziel, die Freilassung Wilhelm Mädlers und eine Lohnerhöhung zu erreichen, bildete sich am 4. Juni 1844 ein Protestzug, dem sich fast alle Heimweber der Umgebung anschlossen. Die Weber wählten zur Verhandlung eine Delegation; das Gespräch mit dem Landrat des Kreises Reichenbach blieb allerdings ergebnislos. Als sie vor dem Gebäude der Zwanzigers ankamen, waren diese allerdings abwesend. Die Menge stürmte daraufhin wütend das Haus der Zwanzigers und zerstörte die gesamte Einrichtung. Ebenso wurde im Verwaltungs-, im Lagerhaus und in der Fabrik gewütet. Die Familie Zwanziger floh daraufhin nach Breslau. Der Fabrikant Wagenknecht blieb hingegen unbelästigt und wurde wegen des „gerechten“ Lohnes sogar gelobt.

 

Am 5. Juni 1844 konnten sich die Fabrikanten Fellmann und Hoferichter durch Geldzahlungen, Brot und Speck „freikaufen“. Die Schar zog weiter nach Langenbielau zu den Fabrikanten Andretzky und Hilbert. Diese waren verhaßt, ihre Anwesen wurden verwüstet. Dierig, der auch wegen der ausschließlich dort beschäftigten auswärtigen Arbeiter ins Visier der Aufrührer geraten war, bezahlte die eigenen Arbeiter, um gegen die anrückenden Weber vorzugehen. Zudem versuchten die Gebrüder Dierig durch Geldausteilungen die Menge zu beruhigen.

 

Eine königliche Kabinettsorder wies den Kriminalsenat des Oberlandesgerichts Breslau an „mit allem Fleiß ... die Aufwiegler zu entdecken und zur Bestrafung zu ziehen". Zwischenzeitlich hatten die Behörden das Eingreifen des preußischen Militärs veranlaßt und die Situation geriet außer Kontrolle. Es wurden elf Menschen (darunter eine Frau) erschossen, weitere 24 schwer verletzt. Dieses Vorgehen schürte eher noch die Wut und es kam zu Plünderungen. Die Einheit wich zunächst der mit Knüppeln und Steinen bewehrten Menge, nach dem Eintreffen der Verstärkung wurde der Aufstand am 6. Juni 1844 niedergeschlagen.

 

Zahlreiche Weber wurden verhaftet und zu Zuchthaus, Festungshaft bzw. Peitschenhieben verurteilt.

 

Der Funke des Aufruhrs griff auch nach Böhmen über, wo sich die Textil- und Fabrikarbeiter des  Habsburger Kaiserreiches in ähnlichen Nöten befanden. Es kam zu Arbeitsniederlegungen, denen sich auch die Eisenbahnarbeiter auf der Bahnbaustrecke Wien – Prag anschlossen. Auch das österreichische Kaiserreich unter Kaiser Ferdinand wußte darauf nur eine Antwort: Einsatz von Militär.

 

Ob der Besuch von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, der am 11. August von Ischl kommend per Dampfschiff aus Linz in Wien eintraf und der am 14. August den Hof  in Schönbrunn besuchte bevor er am 15. August wieder abreiste mit den sozialen Problemen in beiden Reichen zu tun hatte oder ob diese überhaupt zur Sprache kamen scheint angesichts der Ereignisse in den folgenden Jahren in Mitteleuropa fraglich. Zumindest hat man keine Lösungsansätze gefunden.

 

Das Habsburger Kaiserpaar reiste am 26. August von Schönbrunn über Gratz und Laibach nach Triest von wo sie ab 11. September zu einer Rundreise durch Istrien aufbrachen und am 21. September über Salzburg und am 27. September über Linz am 28. September nach Wien zurück kehrten.

 

Vermutlich spürten auch die Musikverleger und deren Käufer die wirtschaftliche Krise und es blühte das Geschäft mit Plagiaten von Musikwerken, „uncorrecter circulierender Abschriften”, weshalb Carl Halsinger und seine Mutter die Erklärung veröffentlichten, daß „sämmtliche Johann  Strauss’sche Compositionen” auf „rechtmäßigem Wege nur durch die k.k. Hof- und priv. Kunst- und Musikalienhandlung, so wie durch alle soliden Buch- und Musikalienhandlungen zu beziehen” sind.

Dies war also das Jahr des Debuts von Johann Strauss Sohn, der Beginn einer einzigartigen Musikerkarriere die 55 Jahre dauerte und voller Superlativen war.

 

Joseph Lanner geriet in diesem Jahr zusehends in Vergessenheit:

 

Nachdem das Orchester Lanner zunächst unter der Leitung von J. Raab bei den Nachmittags-Conversationen in Dommayer´s Casino, manchmal auch unter Einbeziehung des 8-jährigen August Lanner spielte, kündigten die Annoncen 1844 bei den gleichen Conversationen das Orchester-Personal Lanner unter seinem neuen Director Franz Schröder an. Später hies es dann, daß Franz Schröder, nunmehriger Director und Inhaber des vormals Lannerschen Orchester sei, danach wurde nur noch  Franz Schröder erwähnt. Unter seiner Leitung spielte das Orchester auch „zum grünen Thor”, in Zögernitz’s Casino und im „Brauhausgarten und Bierhalle” in Fünfhaus. Die Werke von Schröder  erschienen im Verlag Fr. Glöggl.

 

Friedrich Fahrbach war „zum weißen Lamm” in Neulerchenfeld, im „Landgut vor der Favoritienlinie” und „zu den fünf Lerchen” engagiert, Ludwig Morelly  im „Garten und Salon zur Waldschnepfe”, Leimgrube und im Casino in Simmering.

 

In Lindenbauer´s Casino trat das neue Orchester unter der Leitung von  Joseph August Adam, den Johann Strauss Sohn in seinem Brief an Herrn Zögernitz genannt hatte und den er glaubte an Zugkraft übertreffen zu können, zuerst auf. Später dann in Zögernitz’s Casino und  auch „im Sperl”. 

 

Das Studium der Tochter von Josph Lanner und seiner Frau Franziska an der Schule der Wiener Hofoper näherte sich dem Abschluß.  Katharina Josepha Lanner, auch Katti Lanner (* 14. September 1829 in Wien; † 15. November 1908 in London), spätere Tänzerin und Ballettmeisterin sollte im kommenden Jahr, am 18.Juli 1845 im Theater am Kärtnertor in Antonio Guerras Angelica debütieren.

 

Ihr um sechs Jahre jüngerer Bruder August hatte sein Debüt als jungendlicher Kapellmeister im Jahr 1853.

Die einzige existierende , Lithographie von Katharina Lanner stammt aus dem Jahr 1861

 

Was sonst noch geschah:

 

  • 2. März: In Griechenland wird die erste Verfassung verabschiedet.
  • 4. Juni: Der schlesische Weberaufstand beginnt.
  • 1844 überspringen die Philippinen einen ganzen Tag in der Geschichte, den 31. Dezember. Da sie engen Handel mit Mexiko betreiben, richteten sie sich bisher nach deren Datum, befanden sich also östlich der Datumsgrenze. Als die Handelsbeziehungen mit China zunehmen, entscheidet man sich für eine Angleichung an die asiatischen Nachbarn. Hierdurch wird die Datumsgrenze Richtung Westen übersprungen, wodurch die Philippinen einen ganzen Tag nicht erleben. Auf Montag, den 30. Dezember 1844, folgt Mittwoch, der 1. Januar 1845.
  • 3. März: In München kommt es wegen einer Bierpreiserhöhung zu schweren Ausschreitungen.
  • 15. Juni: Charles Goodyear erhält ein Patent auf die Vulkanisation von Gummi.
  • 1. November: Die Brennerstraße zwischen Innsbruck und Schönberg im Stubaital wird nach achtjähriger Bauzeit für den Verkehr freigegeben
  • 15. Februar: Die Bahnstrecke Köln-Bonn wird offiziell eröffnet.
  • 24. Mai: Samuel Morse schickt die erste telegrafische Nachricht im Morse-Alphabet von Washington, D.C. nach Baltimore.
  • 25. August: Der Burgbergtunnel bei Erlangen, der älteste Eisenbahntunnel Bayerns, wird eingeweiht. Am 1. September wird die gesamte Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg eröffnet.

 

Geboren:

  • 16. Januar: Paul Singer, deutscher Fabrikant und Reichstagsabgeordneter († 1911)
  • 14. Februar: Joseph Thyssen, deutscher Industrieller († 1915)
  • 14. April: Maria Immaculata, Prinzessin von Burgund und beider Sizilien sowie Erzherzogin von Österreich-Toskana († 1899)
  • 15. Oktober: Friedrich Nietzsche, deutscher philosophischer Schriftsteller († 1900)
  • 24. Oktober: Karl Lueger, österreichischer Politiker, Wiener Bürgermeister († 1910)
  • 25. Oktober: Viktor Tilgner, österreichischer Bildhauer († 1896)
  • 25. November: Carl Benz, deutscher Ingenieur und Automobilpionier († 1929)

 

Gestorben:

  • 28. Juli: Joseph Bonaparte, König von Neapel und Spanien (* 1768)
  • 29. Juli: Franz Xaver Wolfgang Mozart, österreichischer Komponist (* 1791)

So viele Strauss-Freunde haben bisher meine Baustelle besucht

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© Claus Kegel, Bukarest 2018