1847
Auch das Jahr 1847 begann mit Nachmittags-Conversationen im k.k. Volksgarten und in Dommayer’s Casino. Bei derjenigen am 1. Januar spielte Johann Strauss Vater den „Troubadour-Walzer” seines früheren Weggefährten Joseph Lanner den er zweimal wiederholen mußte.
Am Abend fand das dritte Konzert von Clara Schumann im Musikvereins-Saal statt, bei dem Robert Schumann zunächst seine Symphonie in B-Dur selbst dirigierte und danach seine Frau sein Klavierkonzert in a-Moll spielte. Der Erfolg war mäßig.
Am 2. Januar wurden die Gasthaus-Localitäten "zum goldenen Strauss" per Anzeige in der Wiener Zeitung von Lichtmeß, dem 2. Februar an zur Verpachtung angeboten. Näheres war beim Eigentümer, Herrn Pokorny zu erfragen.
Die Local-Direction der Sophienbad-Actien-Gesellschaft kündigte die Eröffnung des Saales mit einem festlichen Ball am 10. Januar an, genauso wie das Odeon, wo man sich schon bei der großen musikalischen Soirée zu wohltätigem Zweck am 26. Dezember davon überzeugen konnte, daß man Fürsorge getroffen hatte die Besucher in jeder Beziehung zu befriedigen.
Strauss Vater hatte sich gemäß der Wiener Zeitschrift mit 3 neuen Walzern und 2 Quadrillen zum würdigen Empfang des Faschings ausgerüstet.
Für den 25. Januar wurde ein großer festlicher Gesellschafts-Ball unter der Devise „Hommage a Joseph Lanner” oder „Frohsinns Regentschaft im Reich der Tanzkunst” in den Sälen zum Sperl angekündigt den ein Herr Johann Steidler veranstaltete und der auch das Orchester Philipp Fahrbach an diesem Abend dirigierte.
In den ersten Tagen des Karnevals wurden in den Zeitungen nur Bälle angekündigt bei denen Strauss Vater die Musik leitete, der Armenball am 17. Januar, der Blindenball am 27. Januar und der Ball der Musikfreunde am 3. Februar, alle in den k.k. Redoutensälen. Außer für die Nachmittags-Conversationen wurde Strauss Sohn zum ersten Mal für die Leitung einer Soirée dansante, betitelt „Industrie Reunion” am 30. Januar im Hotel zur Stadt Wien in Baden angekündigt.
Überhaupt sind wir über die Veranstaltungen im Karneval 1847 nur lückenhaft und schlampig informiert.
Schon die Veranstaltungen am 10. Januar sind nicht eindeutig nachweisbar. Außer der großen Nachmittags-Conversation im Salon des k.k. Volksgarten und dem großen Eröffnungs-Ball „im Sperl” fanden auch ein Ball im Sophienbad-Saal und ein Ball im Odeon, das unter einer neuen Direktion stand, statt. Die beiden letzten Bälle wurde nicht angezeigt.
Johann Strauss Vater war im Fasching im Sperl, Odeon und dem Sophienbad-Saal engagiert und in den Redoutensälen tätig, Strauss Sohn nur „beim Dommayer” und "zum goldenen Strauss". In Hitzing fanden in dem bis zum 16. Februar dauernden Fasching beginnend am 16. Januar jeden Samstag Harmoniebälle, aber nur ein Subsrciptions-Ball und „einige bereits geordnete Gesellschaftsbälle” statt bei denen Strauss jun., ohne Ausnahme die Musik leitete.
Am 13. Januar soll Strauss Vater den Walzer „Themisklänge” Opus 201, „Den Herren Hörern der Rechte an der Hochschule in Wien” gewidmet, bei einem Gesellschafts-Ball der Juristen, einem Kavalierball, im kleinen k.k. Redoutensaal uraufgeführt haben. Am gleichen Tag soll auch ein Gesellschaftsball im großen k.k. Redoutensaal stattgefunden haben bei dem 1500 Personen anwesend waren. Von keinem Ball liegen Anzeigen vor.
Ferdinand Dommayer war da genauer. Er kündigte für den ersten Harmonie-Ball am 16. nicht nur die Leiter der Musik und der Tänze an, er druckte auch die Vereinbarungen mit den Gesellschaftswagen-Betreibern über die Abfahrtszeiten und die Preise ab. Auch für die Beleuchtung der Straße „außer der Linie” war wieder gesorgt.
Das Habsburger Kaiserhaus wurde auch im Karneval 1847 von einem Todesfall erschüttert. Am 13. Januar starb Joseph, Palatin (in ungarischer Sprache Nádor) von Ungarn.
Erzherzog Joseph Anton Johann (Baptist) von Österreich, geboren am 9. Mai 1776 in Florenz starb in Ofen, heute der Stadtteil Buda von Budapest. Er war ein Mitglied aus dem Hause Habsburg-Lothringen. Im Jahre 1795 wurde er Regent von Ungarn und ein Jahr später zum Palatin von Ungarn ernannt; seine Nachkommen bilden als Linie „Erzherzog Joseph“ einen ungarischen Zweig des Hauses Habsburg-Lothringen. Erzherzog Joseph war Feldmarschall der Armee des Österreichischen Kaiserreiches und Inhaber mehrerer Regimenter. Joseph Anton Johann war ein Sohn des Kaisers Leopold II. (1747–1792) und der Infantin Maria Ludovica von Spanien (1745–1792), also ein Onkel von Kaiser Ferdinand.
Wegen des Todesfalles dürften in diesem Jahr keine Hofbälle stattgefunden haben. Es wurde zwar von einem ersten Hofball der Saison am 7. Januar geschrieben. Das Datum wäre sehr früh gewesen und es gibt keine Berichte darüber, daher kann die Meldung bezweifelt werden.
Die Frohsinns-Bälle im Sophienbad-Saal fanden jeweils samstags statt, die Musik stand unter der Direktion von Johann Strauss Vater und die Bälle endeten um Mitternacht. Die Odeons-Anzeige schrieb nur, daß während der Carnevals-Saison alle Sonntag und Mittwoch Fest-Bälle abgehalten werden. Daß Strauss Vater dirigierte wurde nicht erwähnt.
Wie viele Details dieses Karnevals so ist auch nicht bekannt wer bei dem Ball zum Besten der Kleinkinderbewahranstalt in der Rossau in Unger's Casino am 16. Januar die Musik leitete und ob und gegebenenfalls welche weiteren Veranstaltungen „beim Unger”stattfanden.
Der für den 17. Januar angesetzte maskierte Ball der Gesellschaft adeliger Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen in den k.k. Redoutensälen wurde wegen des Todesfall im Kaiserhaus um eine Woche verschoben. Deshalb wurde der an diesem 24. geplante außerordentliche Festball zum Besten des Kinderspitals auf der Wieden im Sophienbad-Saal auf dem folgenden Tag verschoben. Der öffentliche Ball im Odeon und der große Ball im Sperl fanden aber statt und Strauss Vater dirigierte bei beiden persönlich.
Auch über einen angeblichen Ball der Nordbahn-Beamten im Sophienbad-Saal am 18. Januar bei dem das Opus 200, die Quadrille „Souvenir de Carnaval 1847 ”, „Den Herren Beamten der a.p. Kaiser Ferdinand-Nordbahn” gewidmet uraufgeführt wurde, existiert keine Anzeige. Ebensowenig wie über den Medizinerball „im Sperl” bei dem Strauss sein Opus 203 den Walzer „Herztöne” , „Den Herren Hörern der Medizin” gewidmet und eine Quadrille des Mediziners Herrn Hofgärtner erstmals präsentierte. Das genaue Datum ist nicht überliefert, der Ball war jedenfalls vor dem 24. Januar. Der Ertrag aus dem Druck von Hofgärtner´s Quadrille war für die Anschaffung von Lehrbüchern für arme Mediziner bestimmt.
Die neue Leitung des Odeon, das fast schon hoffnungslos aufgegeben war und in den letzten Zügen lag, durch Herrn Hendling hatte alles aufgeboten um den Wünschen und Ansprüchen des Publikums zu genügen, besonders die Ermäßigung der Preise, die brillante Beleuchtung und der Walzerheros Strauss Vater. Die nicht besser zu wünschende Conditorei lag in den Händen des Herrn Anton Öther, bürgerlicher Zuckerbäcker in der Stadt. Zum Benefice des Gründers und früheren Besitzers des Odeon, Herrn Fischer wurde am 8. Februar ein Abschiedsfest veranstaltet. Er konnte das Geld sicher gut gebrauchen, denn anscheinend hatte er bei der Leitung des Riesensaales keine glückliche Hand. Auch seinem Nachfolger und dem Bauwerk selbst war, allerdings aus völlig anderen Gründen, das Glück nicht hold. Wir kommen 1848 darauf zurück.
Am 25. Januar fand in dem prachtvoll decorierten und brillant beleuchteten Sophienbad-Saale ein außerordentlicher Festball statt, dessen Reinertragshälfte für das unter dem höchsten Schutze der Erzherzogin Sophie stehende allgemeine, nur für Kinder armer Eltern bestimmte Kinderspital zum heiligen Josph auf der Wieden bestimmt war, sowie „im Sperl” der erwähnte Ball „Hommage à Joseph Lanner”. Im Sophienbad-Saal leitete Strauss Vater die Musik unentgeltlich. Inklusive Spenden wurde ein Ertrag von 218 fl. 30 kr. erzielt.
Die vormals „goldene Birn” auf der Landstraße hieß inzwischen „Annen-Tempel” und wurde am 24. Januar eröffnet. Weder über den Eigentümer oder Pächter noch über die Leitung der Musik ist etwas bekannt. Außer von dem Eröffnungs-Ball gibt es keine weiteren Annoncen.
Am 26. Januar war der große Gesellschaftsball zum Besten des Armenversorgungshauses der Leopoldstadt und der Jägerzeile in den Sälen zum Sperl. Die Musik war unter der Direktion des Hofballmusikdirectors. Am 27. Januar (oder 29.) fand der traditionell jedes Jahr von Ferdinand Carl Manussi veranstaltete Ball zum Besten des Fonds für Blinde, der unter dem Protectorate von Erzherzog Franz Carl stand im großen k.k. Redoutensaal statt. Nach Abzug aller Kosten brachte der Ball einen Reinertrag von 931 fl. 54 kr.
Auch über die Bälle bei denen Strauss Sohn spielte fehlen Anzeigen und genaue Details. Er soll am 27. Januar sein Opus 36, die „Architekten-Ball-Tänze” auf einem Architekten-Ball in den „Sträußl-Sälen” uraufgeführt und den „Hörern der Baukunst an der k.k. Academie der bildenden Künste” gewidmet haben. Am gleichen Tag hat er sein Opus 39, die „Slaven-Quadrille”, und wie im Vorjahr ein Werk von Guthammsthal, die „Milada Polka” auf einem Slawenball im Sophienbad-Saal erstmals gespielt. Dies war sein erster Auftritt und die erste Uraufführung im dem Saal in dem er später noch so viele neue Werke präsentiert hat. Ob das am gleichen Tag erwähnte Fest „Die Weinlese im Winter” >zum goldenen Strauß< die Bezeichnung für den Architekten-Ball war kann bezweifelt werden. Wahrscheinlich ist die Notiz falsch.
Der Harmonieball in Dommayer´s Casino am 30. Januar fiel wegen den Vorbereitungen für den Subscriptionsball am 2. Februar aus. Johann Strauss Sohn konnte also beruhigt nach Baden fahren und die Musik bei der Industrie-Reunion im Hotel zur Stadt Wien leiten und sein Opus 35, die „Industrie-Quadrille” aufführen.
Am 31. Januar fand der Maskenball mit Lotterie zum Besten der Armen in k.k. Redoutensaal in Wien statt und Strauss Vater leitete die Musik im großen Saal, während Kapellmeister Hauser für die Musik im kleinen Saal zuständig war.
Strauss Sohn war den Bewohnern und den Schützen von Ungarisch-Altenburg vom Vorjahr in guter Erinnerung geblieben und er wurde auch 1847 zum Schützenball eingeladen. Wann genau er sich auf die Reise begab und wann er sein Opus 32, den „Magyaren-Walzer” der später als „Irenen-Walzer” im Druck erschien uraufführte ist nicht genau bekannt. Es war wohl Anfang Februar. In der Opus-Liste ist der 1. Februar angegeben. An diesem Tag fand aber der Subscriptionsball in Dommayer´s Casino, wegen dessen Vorbereitungen extra der Harmonieball am 30. Janaur abgesagt wurde, statt und Strauss jun. war ja ohne Ausnahme für alle Bälle beim Dommayer angekündigt.
Strauss Vater war jedenfalls am 1. Februar im Sophienbad-Saal und dirigierte persönlich die Musik bei einer von einem bekannten Kreis von Künstlern und Schriftstellern veranstalteten außerordentlichen Ball-Festivität zu Ehren der in Wien anwesenden Kunst-Notabilitäten. Der Ball wurde scharf kritisiert, es waren nur 500 bis 600 Menschen anwesend, es seien Autoren, Virtuosen und Komponisten als „Lockvögel” benutzt worden um ein schaugieriges Publikum anzulocken was als Manipulation bezeichnet wurde. Der Ball sei ins Wasser gefallen.
Tags darauf, ebenfalls im Sophienbad-Saal präsentierte Strauss Vater bei einem außerordentlichen Festball unter der Bezeichnung "Eine Carnevals-Festnacht der Najaden" zu Ehren aller Freunde der edlen Schwimmkunst, insbesondere der verehrten Badegäste der Sophien-Bade-Anstalt sein Opus 206, die „Najaden-Quadrille”, die er Frau Caroline Morawetz, der Gattin des Gründers und Inhabers des Saales und des späteren Direktors der Sophienbad-Aktien-Gesellschaft widmete. Mit dem Strauss Orchester wechselte, zum ersten Mal im Sophienbad-Saal ein zweites Orchester, nämlich die Capelle des Regiments Prinz Wasa mit Capellmeister Resniczek ab. Am gleichen Abend war der k.k. Hofballmusikdirector auch von Franz Rabensteiner für dessen Ball in den Sälen zum Sperl persönlich angekündigt und auch im Odeon, wo der dritte Gesellschafts-Ball auf Wunsch auf den 2. Februar vorverlegt wurde hätte ein Strauss-Orchester spielen müssen, nachdem bereits ab 4 Uhr eine große Nachmittags-Conversation im Salon des k.k. Volksgarten stattfand. Also 4 Veranstaltungen an einem Tag.
Auch am folgenden Tag hatte Strauss Vater trotz des verlegten Gesellschafts-Balles im Odeon vermutlich auf drei Bällen die Musik zu leiten. Beim Ball der Gesellschaft der Musikfreunde des Oesterreichischen Kaiserstaates im k.k. großen Redoutensaal, bei einem außerordentlichen Ball-Fest des A. Rabel in den Sälen zum Sperl und bei einem Gesellschaftsball des Herrn Gorsky im Sophienbad-Saal. Letzterer ist nicht belegt.
Strauss Sohn war an diesem Abend bei einem „Sträußl Fest in Bachus Hallen” im Theatergebäude in der Josphstadt im Einsatz wo zwischen 12 und 1 Uhr die Weinlese begann. Er präsentierte dabei erstmals sein Opus 38, die „Bachus-Polka”.
Zwei weitere Bälle in dieser Zeit sind nicht genau zu bestimmen. Der Techniker-Ball in den k.k. Redoutensälen bei denen Strauss Vater sein Opus 216, den Walzer „Die Adepten”, „Dem P.T. Ausschuß-Comitée des Techniker-Balles” gewidmet uraufführte und ein Ball im Salon von Fürst Milosch bei dem Strauss Sohn die Leitung der Musik übernommen hatte. Das Opus 216 von Strauss Vater wurde erst ein Jahr später vom Verlag Haslinger herausgegeben.
Wann Strauss Vater seine neue Cremoneser Violine, deren Wert sich auf 500 fl. belief erhielt und wann er diese erstmals benutzte ist nicht bekannt.
Auch am nächsten Tag war der Name Johann Strauss, k.k. Hofballmusikdirector in 3 Annoncen zu lesen. Zwar ist vom 4. Februar nur der Fortuna-Ball in den Sälen zum Sperl bekannt – viele Bälle, vor allem die Privatbälle des Adels wurden ja sowieso nicht angezeigt – aber die folgenden Bälle, am 7. Februar eine außerordentliche Carnevals-Schau und Fest-Ball unter der treffenden Bezeichnung „Das Reich der Brillanten oder Ein Bouquet in Phöbus Strahlen-Pallaste”, die am 10. Februar wiederholt wurde und am 9. Februar der Fest-Ball zu seinem Benefiz im Sophienbad-Saal wurden in großen Lettern in der Wiener Zeitung angekündigt. Bei seinem Benefiz-Ball arrangierten die beiden Tanzlehrer Gorsky und Rabensteiner die Konversationstänze. Der Benefiziant führte sein Opus 207, den Walzer „Schwedische Lieder”, mit dem er fast ein Jahr später als sein Sohn auf die Anwesenheit der schwedischen Nachtigal Jenny Lind in Wien reagierte, erstmals auf. In der Ruhestunde überreichte er 300 Exemplare der neuesten Quadrille „Souvenir de Carnaval 1847” für Pianoforte an die anwesenden Damen.
Im Odeon waren am 7. Februar 3500 Gäste und am 10. Februar 7000 Gäste, darunter auch G. Mayerbeer der in Wien weilte wo seine Oper „Ein Feldlager in Schlesien“ am 18. Februar 1847 unter dem Titel „Vielka“ Premiere feierte. In der Titelrolle war Jenny Lind zu sehen.
Die persönliche Direktion von Johann Strauss Vater begann um 12 Uhr, als er sicherlich von einem anderen Ball von dem wir nichts wissen ins Odeon kam.
Ebenfalls am 7. Februar leitete Strauss Vater die Musik bei einem geschlossenen Wohltätigkeits-Ball des Vereins israelischer Frauen im k.k. Redoutensaal. Der Reinertrag von 5026 fl. wurde an 13 verschiedene gemeinnützige Organisationen verteilt. Obwohl das „Honorar des Herrn Hofball-Musik-Directors Strauss, der beyden Herren Tanzmeister, dreyer mit Schreibereyen und Gängen beschäftigter Individuen und verschiedene andere zufällige Spesen” 312 fl. 27 kr. kosteten, Strauss also ein Honorar erhielt, kam das Comité nicht umhin „allen dabei beschäftigt gewesenen .....nahmentlich Herrn Capellmeister Johann Strauss ....” öffentlich zu danken. Das Honorar war wahrscheinlich erheblich reduziert.
Auch über neue Werke von Strauss Sohn wurde Anfang Februar in den Zeitungen berichtet. Der „Irenen-Walzer”, Opus 32 wird darin als „Irenen-Tänze”, der Gräfin Jenny Zichy gewidmet betitelt und eine neue Polka als „Explodierende Baumwoll-Polka” angekündigt. Der einzig dazu passende Titel ist die „Explosions-Polka” die er am 8. Februar uraufgeführt hat. Anlaß dafür war das „Lust-Explosions-Fest” im goldenen Strauß zur Benefice des Strauss Sohn. Der „Irenen-Walzer” wurde an diesem Abend vermeintlich das erste Mal in Wien gespielt.
Am 10. Februar veranstaltete der Tanzlehrers Webersfeld seinen zweiten Ball, einen Subsrciptions-Ball in Dommayer´s Casino, bei dem Strauss Sohn die Musik leitete und für den er eine „Wilhelminen-Quadrille” komponierte die er Wilhelmine von Webersfeld widmete und die die Opus-Zahl 37 trägt.
Dann nahte das Faschingsende mit zahlreichen großen Festivitäten, zumindest für Johann Strauss Vater. Im Odeon feierte man zu Ehren der berühmten Reisenden Herrn Baron Beisele und seinem Hofmeister Herrn Eisele, die beliebte Serienfiguren der Fliegenden Blätter, einer humoristischen, reich illustrierten deutschen Wochenschrift die für ihre zielsichere, satirische Charakterisierung des deutschen Bürgertums geschätzt wurde waren.
An den letzten drei Tagen wurde der Carnevals-Schwank dort aufgeführt, am 14. Februar führte Strauss Vater seine dafür komponierte Polka mit dem Titel „Eisele-und Beisele-Sprünge”, sein Opus 202 erstmals auf.
Im Sophienbad-Saal wurde der Carneval mit außerordentlichen Ball-Festivitäten bei Eröffnung eines neuen romantischen Wintergartens am Samstag, Sonntag und am Rosenmontag verabschiedet.
Strauss Sohn leitete sicherlich am 13. Februar die Musik bei dem letzten Harmonie-Ball in Dommayer´s Casino. Ob er auch bei dem letzten Industrie-Ball am gleichen Abend in den Sälen zum goldenen Strauß dirigierte ist nicht belegt. Am Rosenmontag war das Casino in Hietzing noch einmal für einen Subscriptions-Ball des strebsamen Kapellmeisters Strauss junior reserviert, welcher an diesem Abend mehrere neue Kompositionen zur Aufführung brachte, darunter erstmals eine „Lion- Quadrille”, die später die Opus-Zahl 48 und den Namen „Seladon–Quadrille” erhielt
In den Sälen des Sperl klang der Fasching mit einem großen Ball am 14. Februar und dem großartigen Fest-Ball des Tanzlehrers A. Rabel unter dem bezeichnenden Titel „Carnevals-Jubel im Flora- und Jocus-Gebiethe” , in den oberen und unteren Sälen, beide unter der Musikdirektion des k.k. Hofballmusikdirectors Herrn Johann Strauss aus.
Den Abschluß des Karnevals bildete wie jedes Jahr die Faschings-Dienstags-Redoute, ein Ball verbunden mit einer Lotterie zum Besten des Armenfonds im k.k. Redoutensaal.
In diesem Jahr gaben die Verleger während des Carnevals weniger neue Werke heraus als in anderen Jahren.
Schon im Dezember 1846 wurden 42 Werke von Strauss Sohn in dem Resumé im „Wanderer” aufgeführt. In der Anzeige des Verlegers Müller wurden Strauss Sohns neueste Compositionen im Stich angeboten.
Demnach sollte er damals bereits 1 Ouverture, 19 Walzer, 1 Mazur, 6 Polkas, 4 Märsche, die Phantasie „Pompa di festa”, 1 Czardas und 9 Quadrilles komponiert haben.
Eine Ouverture ist ebenso wenig bekannt wie eine Mazur, von den benannten 19 Walzern sind 13 im Druck erschienen, 6 Werke, nämlich Tanz-Herolde, Altenburger, Honi-Walzer, Lied-Walzer, Gratzer und Lustlagerer sind verschollen oder wurden nicht unter diesem Titel gedruckt. Der Walzer Lind-Gesänge, das Opus 21 vom Mai 1846 fehlt im „Wanderer”. Vielleicht ist es ein Druckfehler und anstelle „Lied-Walzer” sollte es „Lind-Walzer” heißen. Die 6 aufgeführten Polkas stimmen mit der Opus-Liste überein. Der „Monument-(Enthüllungs)-Marsch” den die Capelle des zweiten Bürgerregimentes am 16. Juni bei der Enthüllung des Kaiser Franz-Denkmals im Burghof ohne den in Pest weilenden Kapellmeister aufgeführt haben soll ist verschollen. Auch ein „Bürger-Marsch” ist nicht bekannt, ebenso wenig wie ein „Serben-Marsch”, den Müller im Februar anbot. Von den 9 aufgeführten Quadrilles sind 8 identisch mit der Opus-Liste, nur eine „Sperl-Quadrille” ist nicht bekannt, dafür fehlt aber die „Elfen-Quadrille”, das Opus 16. Hier ist eine Namensverwechselung unwahrscheinlich, auch weil keine Quadrille im Sperl uraufgeführt wurde.
Am 15. Februar erschien eine weitere Verkaufs- oder Verpachtungs-Anzeige in der das „k.k. priv. Theater in der Josephstadt sammt den Häusern Nr.102, 103 und 128, dem ganzen Fundus instructus ....... so wie die zu diesem Gebäude gehörigen Tanzsäle und Schank-Localitäten „zum goldenen Strauß” ..... zu verkaufen oder zu verpachten” waren. Das Theater blieb aber bis 1850 im Eigentum von Franz Pokorny.
Musikalisch war die Fastenzeit wie jedes Jahr, es wurden nur die Sonntag Nachmittags-Conversationen abgehalten. Bei derjenigen im Salon des k.k. Volksgarten am 7. März exekutierte Johann Strauss Vater mit seinem verstärktem Orchester zu Ehren der Anwesenheit Meyerbeers unter anderem die Overture aus „Vielka” zum ersten Mal und die Ouverturen aus „Die Hugenotten” und aus „Robert der Teufel”.
Die Oper „Vielka” hatte am 18. Februar im Theater an der Wien unter persönlicher Leitung des Kompositeurs Premiere. Wegen der Länge der Oper begann die Vorstellung bereits um halb 7 Uhr.
Auch am darauffolgenden Sonntag, seinem 43. Geburtstag leitete Strauss Vater die Musik im k.k. Volksgarten. Für diese Soirée war die „Struensee” Ouverture ebenfalls von Meyerbeer angekündigt.
Die „Struensee-Ouverture” war für den kommenden Samstag für die große musikalische Fest-Soirée auf Veranstaltung des k.k. Hofballmusik-Directors zum Besten der Mitglieder des abgebrannten deutschen Theaters in Pesth welche in sämtlichen oberen Sälen des Sperl stattfand, als Uraufführung angekündigt.
Das Theater ist in der Nacht vom ersten auf den zweiten Februar innerhalb von drei Stunden ein Raub der Flammen geworden. Der Teil des Theater in dem sich die Redoutensäle befanden blieb ganz unversehrt. Über die Ursachen gab es zunächst Vermutungen die von einem Defekt der Heizungsanlage bis zu Brandstiftung reichten. Die Orchestermitglieder verloren bei dem Brand auch ihre Instrumente. Schon wenige Wochen später begann der Bau eines Nottheaters.
Für den wohltätigen Zweck überließ Meyerbeer Strauss Stücke aus seiner Oper „Vielka” die dieser bei der Fest-Soirée aufführte. Strauss, „eine der größten Zierden Wiens” verhalf so den Wienern für 20 kr. zu einem Musikgenuß den sie sonst nur in einer für viele unbezahlbaren Opernaufführungen hören konnten. Er erhielt allgemein Beifall für die exakte Ausführung namentlich der beiden Ouverturen.
Ende Februar meldete „Die Gegenwart”, daß Strauss Vater bereits eine „Vielka-Quadrille” zusammengestellt habe die er demnächst im Volksgarten exekutieren werde. Diese Meldung war aber falsch. Er spielte nur die Ouverture aus „Vielka”.
Strauss Sohn dagegen hätte inzwischen Meyerbeer´s Romanze „Das Fischermädchen” in Musik gesetzt. Auch dies ist nicht nachzuweisen.
Mitte März kam eine Nachricht auf, wonach Strauss Vater bei der Eröffnung eines neuen ständischen Saales in Rohitsch in der Steiermark geigen wird. Im Juli wurde dann Strauss Sohn mit einer Reise in Verbindung gebracht.
Am Ostermontag fand im Odeon, das mit 6000 Kerzen beleuchten werden sollte, eine große musikalische Soirée statt, wobei 3 Musik-Chöre und zwar Herr k.k. Hofball-Musikdirector J. Strauss mit verstärktem Orchester, die Musikcapelle des löbl. k.k. Infanterie-Regiments Baron Hrabowsky und das Trompeter-Corps des löbl. k.k. Pionier-Corps mitwirkten und bei der das „große charakteristische Tongemählde”: „Die Schlacht bey Leipzig” vom Capellmeister Riotte von 150 Individuen zur Aufführung gebracht wurde. 3 bis 4000 Menschen versammelten sich im Odeon. Die für den 18. angekündigte Wiederholung gab es aber nicht.
Jenny Lind die kurz vor Silvester von München kommend wieder in Wien anlangte und zunächst in einem Konzert von Clara Schumann mitwirkte und in verschiedenen Rollen im Theater an der Wien, unter anderem in der Premiere am 18. Februar als Vielka in der Meyerbeer Oper spielte, reiste am 8. April nach London ab. Am Abend vor der Abreise wurde ihr zu Ehren um 11 Uhr abends eine Serenade gebracht welche Strauss Vater dirigierte.
Zur Feier des glorreichen Geburtsfestes des allergnädigsten Kaisers wurde am 18. April ein Maskenball mit Tanz in den k.k. Redoutensälen zum Besten des Kinderspitals St. Joseph veranstaltet. Das Vereinsmitglied Johann Strauss Vater leitete die Musik persönlich. Die Kritik meinte, daß ein Maskenball in den Fasching und nicht in den Frühling gehört und deshalb so wenig Publicum da war dafür aber viel Platz zum Tanzen war. Trotzdem soll der Ball bis nach 4 Uhr morgens gewährt haben.
Der k.k. Hofball-Musikdirector war inzwischen auch dem „Niederösterreichischen Vereine gegen Mißhandlung der Thiere” als Mitglied beigetreten.
Ab 23. April sollten die Soiréen in Unger´s Casino beginnen. Belegt sind diese erst ab dem 2. Mai. Auch die Sommer-Säle zum Sperl wurden vermutlich in dieser Zeit eröffnet. Ab 18. April wurden jeweils sonntags abends öffentliche Bälle angekündigt. Wie in den Vorjahren erwähnte auch Herr Hagenbucher nicht wer die Musik leitete.
Strauss Sohn begann eine Serie von samstäglichen Soiréen in Kremser´s Lokalitäten am Währingerspitz mit einem großen Frühlingsfest unter dem Titel „Eine Villa bei Döbling” am 1. Mai. Der Korrespondenz der „Gegenwart” lag mit seiner Vermutung nahezu richtig. Der Name des Lokals sollte zunächst „Villa bey Ober-Döbling (am Währingerspitz) lauten, man nutzte aber künftig „Villa am Währingerspitz”. Diese Namensänderung ging offenbar mit einem Eigentümer- oder Mieterwechsel einher. Der neue Arrangeur nach Herrn Kremser war ein J. Neumayer. Um 4 Uhr begann die Musik-Bande des löbl. k.k. Infaterie-Regiments Prinz Gustav Wasa unter der Leitung des Herrn Capellmeisters Joseph Resniczek, Strauss Sohn leitete ab 8 Uhr die Musik in den Sälen persönlich.
In die Vorbereitung der Frühlingsfeste fiel das Ableben von Carl Ludwig von Österreich, Herzog von Teschen der am 30. April im Alter von 76 Jahren in Wien starb. Erzherzog Carl war ein österreichischer Feldherr. Er fügte Napoleon in der Schlacht bei Aspern am 21./22. Mai 1809 eine erste Niederlage auf dem Schlachtfeld zu und wurde deshalb als Sieger von Aspern bezeichnet. Er errichtete nach 1815 das Schloß Weilburg bei Baden als Sommersitz und schenkte es seiner jungen Frau. Nach der Fertigstellung zog sich das Paar dorthin ins Privatleben zurück. Nach dem Tode seines Adoptivvaters Albert von Sachsen-Teschen 1822 erbte Carl dessen Güter Teschen, Altenburg, Belye, das Palais in Wien und die reiche Kunstsammlung Albertina. Carl war ein Bruder von Joseph Anton Johann von Österreich der im Januar starb, also auch Sohn von Kaiser Leopold II. Der älteste seiner 4 Söhne war Erzherzog Albrecht Friedrich Rudolf von Österreich-Teschen der Feldmarschall und Generalinspektor der österreichisch-ungarischen Armee wurde.
Trotzdem wäre der Frühling bei gutem Wetter planmäßig gefeiert worden. Das am 1. Mai mit Strauss Sohn am Währingerspitz geplante Frühlings-Fest mußte allerdings auf den 8. Mai verlegt werden. Die große musikalische Fest-Soiree zur Frühlings-Feier in den Gärten und sämtlichen Sälen zum Sperl mit Strauss Vater, wobei in den oberen Sälen das Strauss Orchester und in den unteren Sälen eine Militär Musik spielte fand sicherlich statt. Ob die geplante Matinee musicale im k.k. Augarten ebenfalls stattfand ist nicht nachgewiesen.
Am folgenden Tag hatten beide Sträusse ihre Sonntag Nachmittags-Conversationen, wobei die Eröffnung der Gärten der ungünstigen Witterung wegen nicht möglich war und die Conversationen in den Sälen stattfinden mußten. Anschließend leitete Vater Strauss die Ballmusik im Odeon-Saal bei dem brillanten Frühlings-Fest-Ball als „Einzugsfeyer des Deutschen Lenzes mit dem Titel Eine Maynacht im Elfenhaine“ in Verbindung mit einem Veilchen-Flora-Feste. Im Garten spielte Capellmeister Hauser mit seinem Regiments-Corps.
Carl Haslinger, der Verleger von Strauss Vater hatte eine große Messe komponiert die an den beiden Pfingstfeiertagen am 23. und 24. Mai in Preßburg aufgeführt wurde. Sein Freund Strauss half ihm und führte die Proben der Aufführung, was die Instrumentalmusik anbelangte mit seinem geschulten Orchester aus und spielte dieses große und schwer auszuführende Werk mit einer Präzision und Exaktheit die dem großen Meister zur größten Ehre gereichte.
Auf besondere Veranlassung der gegenwärtigen Fremden-Saison war am 16. Mai im Odeon „Eine Nacht in Venedig mit illustrierter Darstellung des weltberühmten Volksfestes am St. Marcusplatze und der Regatta auf dem Canal grande” in der Art zu sehen, wie es auf festliche Weise bei Gelegenheit der Anwesenheit Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland im Jahr 1846 in Venedig glänzend begangen wurde. Dabei wurden in dem kolossalen Odeon-Saal die Sehenswürdigkeiten Venedigs dargestellt. Strauss Vater dirigierte die Ballmusik, auf dem Canal Grande produzierte sich abwechselnd ein Musikcorps. Es wurden nur 5000 Eintrittskarten angeboten, nur 3000 Personen besuchten das Fest .
Am Pfingstmontag präsentierte Strauss Vater sein erstes neues Werk der Sommer-Saison. In Unger´s Casino und Promenade-Garten führte er bei einer großen musikalischen Nachmittags-Unterhaltung neben der Ouverture aus „Struensee” von Mayerbeer sein Opus 208 den Walzer „Die Schwalben” erstmals auf und mußte sie gleich viermal spielen.
Das allerhöchste Namensfest seiner Majestät des Kaisers am 30. Mai wurde vielfältig gefeiert. Schon am 28. fand im k.k. Volksgarten ein außerordentliches Fest statt für welches der k.k. Hofballmusik-Direktor eine neue Quadrille unter dem Titel „Huldigungs-Quadrille” komponierte. Das Werk wurde erst knapp 2 Jahre später als erstes Strauss-Werk im dann umbenannten Verlag Carl Haslinger unter der Opus-Zahl 233 im Druck ausgegeben.
Die zweite Kapelle war die des löbl. k.k. Infanterie-Regiments Ritter von Heß unter der Leitung von Herrn Massak. Zum Abschluß brannte der k.k. Kunst-Feuerwerker Herr Stuwer ein Feuerwerk ab.
Im Odeon wurde zu diesem Anlaß am eigentlichen Namenstag das illustre Fest „Eine Nacht in Venedig” ein einziges und letztes Mal wiederholt. Ende des Balles war auf 4 Uhr morgens festgesetzt.
Die „Gegenwart” kündigte Ende Mai an, daß Strauss Sohn jetzt alle Dienstage die Musik „in den sieben Churfürsten” in der Leopoldstadt dirigieren wird, nachzuweisen ist aber nur eine Soirée am 19. Juli dort und dies war eine Montag. Leander Prasch kündigte ihn auch für seine große Soirée am Dienstag den 1. Juni in dem neu eröffneten Speisegarten zur Walhalla auf der Wieden an. Letztere begannen um 8 Uhr.
Mit Ausnahme der außerordentlichen Feste sah der Sommerkalender der beiden Musikdirektoren und Capellmeister folgendermaßen aus:
Strauss Vater: |
Strauss Sohn: |
Sonntag: große musik. Nachmittags- Conversation in Unger´s Casino Öffentlicher Ball in den Sommer-Sälen des Sperl (meistens nur das Orcheser- Personal) |
Nachmittags-Converstation in Dommayer´s Casino
|
Montag: frei oder Feste | 1xzu den sieben Churfürsten in der Leopoldstadt und in Kugler´s Landhaus |
Dienstag: Soirée oder Fest im k.k. Volksgarten |
Große Soirée im Speisegarten zur Walhalla |
Mittwoch: Große musikalische Soirée in den Sommer-Sälen des Odeon, ab September Sperl |
frei
|
Donnerstag: Große Soirée im "Großen Zeisig"
|
große Nachmittags-Conversation in Dommayer´s Casino |
Freitag: Soirée im k.k. Volksgarten | frei |
Samstag: Große musik. Soirée in den Gärten und Sommer-Sälen zum Sperl |
Soiree in der Villa am Währinger-spitz, im September 2x in Engländer´s Garten |
Ende Mai empörte sich Moritz Gottlieb Saphir, Herausgeber und Journalist des „Humorist” über den Streit zwischen Strauss Vater und Sohn um die „Vielka”-Ouverture. Strauss Vater spielte am 7. März im k.k. Volksgarten bereits die Ouverture der Oper. Da der Verleger Haslinger andere Bewerber um das Notenmaterial abgewiesen hatte, war Strauss Vater in dem Bewußtsein das exklusive Aufführungsrecht für dieses Werk in Wien zu besitzen. Der 22-jährige Musikdirektor und Kompositeur besorgte sich aber in Berlin einen Klavierauszug der Ouverture und instrumentierte diese und Teile der Oper für sein Orchester. Strauss Vater und Haslinger schalteten Polizei und Gericht ein und dem Sohn wurde der Vortrag der Piecen in aller Form verboten, aber Meyerbeer gab am Ende beiden das Aufführungsrecht. Dies veranlaßte Haslinger zu einem Protestbrief an Meyerbeer.
Haslinger traf Meyerbeer in Berlin wo er diesem von dem Vorfall Strauss-Sohn dem er die Aufführung der Vielka-Ouverture polizeilich untersagen lies erzählte. Dieser billigte diesen Schritt. Doch nach seiner Ankunft fand Haslinger den Artikel von Herrn Saphir.
Es folgte eine Unterredung der beiden Herren Musikdirectoren in der Strauss Sohn bekannte, daß der Artikel im (Pesther) Spiegel Nr. 39 von Herrn Doktor Wiest geschrieben sei der dafür von Strauss Sohn Honorar verlangte. Dr. Wiest selbst kannte Meyerbeer. Er schrieb am 12. Januar an Meyerbeer als dieser in Wien war, sehr verzweifelt, daß er dringend die freundschaftlichst zugesagten 50 fl. bräuchte weil er kein Holz zum heizen und keinen Kreuzer besitze. Somit erklärt sich die Forderung nach Honorar für den Artikel von Strauss Sohn und stellt sich die Frage wofür ihm Meyerbeer Geld zusagte. Dr. Wiest starb am 1. Juni in Wien mit 34 Jahren nach einem langen körperlichen Leiden. Er wurde als humoristischer Schriftsteller bezeichnet. Haslinger schloß allerdings für sich daraus, daß Strauss Sohn den Artikel bestellt habe und appellierte an Meyerbeer, daß Strauss-Sohn die Gunst zur Erlaubnis des Werkes nicht verdiene. Strauss sagte wohl vor der Polizei aus, daß er die Ouverture nach dem Klavierauszug selbst instrumentiert habe was Haslinger entweder als Lüge abtat oder falls es wahr wäre als zu bestrafende unverschämte Anmaßung. Das er die Ouverture auf gestohlenem Weg besitzt hätte er vor der Polizei verheimlicht. Haslinger vermutete, daß Meyerbeer durch zahlreiche zudringliche Briefe Müde geworden seine Zustimmung gegeben hätte. Strauss Vater habe über eine Reihe Jahre Kränkungen und Intrigen von und durch seinen Sohn zu erdulden gehabt. Er schließt den Brief „...erweisen Sie mir ..... die Freundschaft, meinem langjährigen Freund Herrn Strauss-Vater nicht zu diesen neue Kränkungen zuzufügen............ Ihren Entschluß zu Gunsten Strauss-Vater ändern werden”.
Erstaunlich, daß Carl Haslinger und Johann Strauss Sohn Jahre später noch enge Freunde wurden. Ab 1851 wurde Haslinger Strauss Sohns Verleger, wie später auch die Werke von Josef und Eduard bei Haslinger erschienen bis alle 3 Brüder Anfang 1864 gleichzeitig zu C.A. Spina wechselten.
Bei seiner Hochzeit mit Jetty Treffz 1862 war Carl Haslinger Johanns Trauzeuge.
Im Jahr 1847 stand der Verleger aber noch auf der Seite des Vaters der nach der Scheidung im Vorjahr aus dem Hirschenhaus ausgezogen war. Anna Strauss ließ im Verlaufe des Verfahrens einen Kurator für die minderjährigen Kinder beistellen. Als es im Laufe der Zeit zu Verzögerungen bei den Unterhaltszahlungen gekommen sein soll, soll sie sich an das Hofmarschallamt als auch an einen Sequester der Gemeinde Wien gewendet haben um die Einnahmen ihres geschiedenen Manns am Kaiserhof und „im Sperl” beschlagnahmen zu lassen. Sogar die Uniform des Capellmeisters des ersten Bürgerregiments ließ sie in die „enge Sperre” nehmen. Daraufhin soll Strauss Vater versucht haben, Eduard, den jüngsten Sohn in ein Erziehungsheim einweisen zu lassen.
In seinem Testament setzte Strauss „die Emilie Trambusch zu einem und deren Kinder, Emilie, Klementine, Maria und Therese zum anderen Theile” zu Erben seines Nachlasses ein. Die Kinder aus seiner Ehe sollten „auf den Pflichtteil eingeschränkt seyn”.
Auch seinen Sohn Johann Wilhelm aus der Beziehung mit Emilie Trambusch setzte er nicht als Erben ein. Viel vermachte er seinen Erben aber ohnehin nicht.
Strauss Sohn soll in dieser Zeit Anlaß zu Ablehnung und Tadel geboten haben indem er freizügig lebte, trank und bei Glücksspielen mithielt, was ihm die Polizeibehörde Jahre später als „leichtsinnigen, verschwenderischen und unsittlichen Lebenswandel” nachsagte. Vielleicht mußte Bruder Josef 1846 aus finanziellen Nöten in der Familie seine Studien unterbrechen und als Bauzeichner bei Baumeister Anton Übel arbeiten.
Zurück zum Sommer 1847.
Das Wetter im Sommer des Jahres 1847 war nicht sehr veranstalterfreundlich. Zahlreiche Feste fielen aus und mußten teilweise mehrmals neu angesetzt werden. So auch das für den 1. Juni im k.k. Volksgarten in Verbindung mit dem k.k. Paradiesgarten geplante außerordentliche Fest „Redoute im Freyen” dessen Reinertrag zu gleichen Teil zu Gunsten zweier Kinderspitäler gedacht war und bei dem außer Strauss Vater auch der Musikdirector und Capellmeister Adam, beide mit verstärktem Orchester, sowie eine Regiments-Capelle und ein Männerchor mitwirken sollten. Veranstalter war Franz Joseph Kolb, der Sekretär des St. Joseph Kinderspital-Vereins. Das Fest wurde auf dem 4. Juni oder 5. Juni verschoben und konnte letztlich erst am 8. Juni, als man ersatzweise schon eine Strauss-Soirée geplant hatte, stattfinden. Es war trotz Kühle gut besucht und dauerte bis tief in die Nacht. Die Beleuchtung konnte aber nicht ihren Glanz entwickeln.
Auch ist nicht bekannt ob die Fronleichnamsfeierlichkeiten bei der die Capellen der Bürgerregimenter mitwirkten, am 3. Juni stattfinden konnten.
Noch schlimmer traf es das große Fest am Wasser-Glacis zur Unterstützung der Armen, welches der Pächter Herr Hembsch am 7. Juni veranstalten wollte. An diesem Tag war das Wetter zu wechselhaft und kühl und es fiel deshalb gänzlich aus. Am 9. Juni mußte es kurz nach Beginn wegen einsetzenden Regens abgebrochen werden. Um 8 Uhr begann es plötzlich zu regnen was für viele Besucher das Fest sehr kostspielig störte da die Kioske nicht genug Schutz boten und deshalb „so mancher Putz ein regendurchweichtes, trauriges Wahrzeichen von der Vergänglichkeit der Schönheit” wurde. Am 14. fiel es wieder aus und am 19. Juni konnte es erst abgehalten werden. Trotz grauen Himmels und kühler Abendluft wogte die Freude in den Alleen des Glacis bei Strauss Vater´s Musik bis 11 Uhr auf und nieder.
Der Reinertrag des Festes war „zur Vertheilung von Brot für arme Familien” bestimmt. Ein Hinweis auf die Stimmungslage im Habsburg-Reich. Das soziale Elend und das Problem der Arbeitslosigkeit waren in ein vorrevolutionäres Stadium getreten. Armut und Hungersnot waren weitverbreitet.
Am 29. Mai starb nur 28-jährig der Verleger von Strauss Sohn, Herr Heinrich Müller, Associé der k.k. Kunst- und Musikalienhandluhg H.F. Müller.
Franz Unger war in seinem Casino nächst der Hernalser Linie auf schlechtes Wetter eingestellt. Seine großen musikalischen Nachmittags-Conversationen bei Eröffnung des Promenade-Gartens fanden auch bei ungünstiger Witterung statt. Bei derjenigen am 13. Juni führte Strauss Vater sein Opus 250 das Potpourri „Fliegende Blätter”, das erst 1851 posthum im Druck erschien erstmals auf und er mußte es zweimal wiederholen.
Sicherlich waren beide Musikdirectoren noch bei zahlreichen privaten Veranstaltungen tätig von denen wir nichts oder nicht viel wissen. Bis 1848 bestand das Anzeigenmonopol für die Wiener Zeitung. Veranstaltungen die nicht angezeigt wurden besprachen die Korrespondenten der anderen Tageszeitungen und Magazine umfangreich aber nicht lückenlos.
So von dem Ballfest der Buchdrucker und Schriftgießer, dem Gutenbergfest zum Vorteil ihres Witwen- und Waisen-Pensionsfonds in den Sälen des Sperl bei dem Strauss Vater am 21. Juni kostenlos abwechselnd mit einer Militär-Kapelle mitwirkte, er aber nicht persönlich erschien. Oder von der Serenade für Fürst Milosch, der von einer Reise zurück gekehrt war, vor dem Palais Obrenovic in Wien (in der Leopoldstadt, nächst dem Mezels´schen Kaffeehause) die Strauss Sohn am 16. Juni nach 10 Uhr abends leitete und bei der er sein Opus 33 die „Alexander-Quadrille” (Serben Quadrille No. 2) Aleksander Karadjodjevic, Fürst von Serbien gewidmet, neben mehreren slavischen Piecen, uraufführte. Eine zweite Serenade brachte er nach Mitternacht für den Professor der allgemeinen und pharmazeutischen Chemie an der Universität, Herrn Adolph Martin Pleischl auf der Landstraße auf Veranstaltung der Pharmaceuten und Mediziner aus Anlaß dessen Namenstages.
Am 19. Juni veranstaltete das „k.k. priv. Theater an der Wien zum Vortheile des unter dem Allerhöchsten Protektorate Ihrer Majestät der regierenden Kaiserin stehenden Mariannen Kinderspitals am Schottenfelde” eine Akademie unter der Leitung des Herrn J. Geiger. Nach der Ouverture aus der Oper „Die Geneserin” und einer komischen Szene, spielte Strauss Sohn mit seinem Orchester-Personal die neueste Walzer-Komposition „Die Sängerfahrten”, sein Opus 41, den er wiederholen mußte, bevor in der Zweiten Abteilung das Theater-Personal Arien aus Opern aufführte. Das Orchester-Personale des Theaters stand unter der umsichtigen Leitung des Herrn von Suppé.
In einer Akademie einem „Walzergeiger dessen Talent überdies noch kein anerkanntes und dessen Renommée ein sehr untergeordnetes ist Raum zu einer Produktion zu bieten” wurde teilweise stark kritisiert, zumal man diese für 10 kr. in den Gasthäusern hören kann. Ob der Schreiber Eduard Breier diese Zeilen später bereut hat ?
Das Wetter war Strauss Vater, der am 20. Juni bei einem Decorations-Fest mit Ball im Sperl die Ballmusik leiten sollte nicht gewogen. Nach der Nachmittags-Conversation in Unger´s Casino und Promenade-Garten, hatte er am Abend frei. Das Fest fiel am 20. und bei der Neuansetzung am 27. aus und es fand stattdessen ein gewönlicher öffentlicher Ball statt. Das Fest konnte erst am 29., unabänderlich, stattfinden.
Am 9. Juli sah sich Strauss Vater veranlaßt „das durch die günstige Aufnahme welche dem im vergangenen Jahr statt gefundenen Fest im k.k. Paradiesgarten zu Theil wurde, und vielseitigen Wünschen zu Folge” ein außerordentliches Fest bei großer Illumination zu verantalten. Er plante dabei neue Piecen welche in Wien noch nie mit Orchester ausgeführt wurden, vorzutragen, darunter der „zweyte und dritte Entrée-Act zu Meyerbeer’s Struensee”, die Ouverture zur Oper „Hunyadi Lazslo” von F. Erkel und einen neuen „Marien-Walzer” des Unterzeichners. Franz Massak mit der Regiments-Capelle sollte mit dem Strauss-Orchester abwechseln. Aber auch dieses Fest fiel sowohl am 9. als auch am 19. aus und wurde am 20. Juli veranstaltet. Gegen 9 Uhr begann es zu regnen, das Fest wurde aber fortgesetzt und nach dem Regen spielte Strauss sein Opus 212 die „Marien-Walzer” die während des Vortragens vom Beifall oft unterbrochen und 4 mal wiederholt werden mußten. Offensichtlich wurde das Fest durch erneuten Regen frühzeitg beendet. Auch der Vortrag der schwersten Tonschöpfungen berühmter Klassiker durch die Regiments-Capelle mit Franz Massak wurde gelobt, Illumination und Feuerwerk war frappant.
Das gleiche Schicksal erlitt das Kaiser Ferdinands Wasserleitungs-Freuden-Fest das unter der Bezeichnung „Das Wasser-Glacis im Brillant-Schmuck” aus Anlaß der feierlichen Eröffnung des Brunnens am Wasser-Glacis von Herrn Hambsch am 12. Juli geplant war. Es konnte dann am 15. Juli stattfinden und es strömten Menschenmassen wie bei mittelalterlischen Völkerwanderungen durch das Karlolinenthor auf das Wasser-Glacis um Strauss Vater zu hören.
Bei der großen Soirée in Dommayer´s Casino am 15. Juli führte Strauss Sohn sein Opus 40 die „Quadrille nach Motiven von Boisselot's La Reine de Lyons (Die Königin von Leon)” erstmals auf. Bei der großen Nachmittags-Conversation am 27. Juni präsentierte er eine neue Walzerparthie von Kontanze Geiger. Es müßte der Walzer „Frühlings-Träume“, das Opus 8 des damals gerade 10-jährigen Wunderkindes gewesen sein deren Vater die Akademie am 19. im Theater an der Wien leitete wobei Strauss junior ihm begegnet sein mußte.
Strauss Vater hatte sein Opus 177, dessen Uraufführungsdatum nicht nachzuweisen ist, bereits bei der Erscheinung im Oktober 1845 „A Mademoiselle Constance Geiger” gewidmet.
K(C)onstanze wurde am 16. Oktober 1836 in Wien geboren und starb am 24. Aug. 1890 in Dieppe (Frankreich). Sie war Pianistin, Komponistin und Schauspielerin. Sie wurde als Tochter des Komponisten und Pianisten Joseph Geiger (1809-1861), seinerseits Musiklehrer in aristokratischen Kreisen Österreichs geboren. Bereits in frühester Kindheit erhielt sie von ihm Klavierunterricht. Im Alter von sechs Jahren debütierte sie als Pianistin in Wien. Diese frühen öffentlichen Auftritte wurden insbesondere von der Mutter forciert, die eine Karriere ihrer Tochter als Wunderkind anstrebte .
Als Neunjährige trat Constanze Geiger erstmals auch als Komponistin in Erscheinung. Im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit stand eine von ihr komponierte Preghiera für Militärmusik die am 20. April 1845 in der Wiener Pfarrkirche am Rennwege von einem Musikkorps aufgeführt wurde und die Strauss Vater wohl zu seiner Widmung bewogen hatte. Diesen ersten Kompositionsversuch würdigte das Publikum mit großem Beifall, die Fachzeitschriften jedoch werteten diesen meist negativ. Dabei standen die Rezensenten dem kompositorischen Schaffen des Mädchens sowohl wegen ihres Geschlechts als auch aufgrund ihrer Jugend kritisch gegenüber. Zudem bewegte sich Constanze Geiger mit dieser Komposition auf dem Gebiet der Militärmusik, was für eine Frau zu dieser Zeit ungewöhnlich war und als unschicklich erachtet wurde.
Auch spätere Kompositionen des Mädchens wurden von der Presse oft negativ beurteilt. So heißt es unter anderem über ein Lied (Meine liebste Blume) aus dem Jahr 1846 in der „Allgemeinen Wiener Musikzeitung“, daß eine solche „Composition ….. im Kreise der Eltern und Angehörigen des Kindes am Platze ist, jedoch nicht vor das Forum eines kunstgebildeten Publicums“ gehört.
Im Juli 1846 wurde Constanze Geiger vom Cäcilienverein in Rom (Verein zur Förderung von Kirchenmusikern und Aufführung von Kirchenmusik) für die Komposition geistlicher Werke die Ehrenmitgliedschaft verliehen
Bei der großen musikalischen Nachmittags-Conversation in Unger´s Casino und Promenade-Garten am 18. Juli präsentierte Strauss Vater sein Opus 209 „Österreichischer Defilier-Marsch”, während man sich im Odeon auf die bevorstehende Nutzung als Theater vorbereitete und für den 26. Juli das letzte große außerordentliche Fest mit Ball ankündigte. Dieses fand aus Anlaß der allerhöchsten Namensfeier der Kaiserin Maria Anna unter der Bezeichnung „Annen-Huldigungs-Bilder oder die schimmernde Blumenflur” statt.
Am 17. Juli erschien dann die Meldung wonach Strauss Sohn, nicht wie im März gemeldet Strauss Vater einen Ausflug nach Rohitsch in der Steiermark unternehmen würde. Keiner von beiden reiste.
Am 25. und 26. Juli fand auf der nun fast ganz abgeholzten und sich mit Bauten bedeckten Brigittenau (auf dem Brigittenplatz, die Au sein „abgehauen”) der Kirchtag statt. Der „Humorist” bedauerte, das „dieses Volksfest von Jahr zu Jahr zu einer immer mehr erblassenden Erinnerung früherer Tage und ein Volksfest in echtem Sinne, das früher die mannigfachsten Schichten der Gesellschaft, wenn auch für wenige Stunden nur vereinigte, ist jetzt zum Tummelplatze der untersten Gesellschaft geworden, vorzüglich, wenn die Sonne untergegangen”. In früheren Jahren sollen 50 – 60000 Menschen dort mit einer ausgelassenen Laune und Munterkeit gefeiert haben, heute strömt das Volk nur mehr der Neugierde wegen hinunter um zu sehen wie das bunte Wirken und Treiben von Jahr zu Jahr abnimmt.
Strauss Sohn dirigierte am 25. die Musik bei der großen Nachmittags-Conversation in Dommayer´s Casino dann eilte er zurück nach Wien und durch die ganze Stadt in die Brigitteanu hinter dem Nordbahnhof. Auf Anschlagzetteln die so groß waren „daß schon darauf ein Fest abgehalten werden könnte” wurde die „Imposante Freundenschau”, ein Fest-Potpourri eigener Art in der Brigitten-Au angekündigt. In dem elegant decorierten Tanz-Pavillion leitete Johann Strauss Sohn die Musik und nebst seinen neuesten Compositionen, als Sängerfahren brachte er eigens für dieses Fest componierte Walter unter dem Titel „Ernte-Tänze” (Opus 45) zur Aufführung. Schon ab 4 Uhr begann die große Musik-Capelle des k.k. Infanterie-Regiments Baron Hrabowski unter der Leitung von J. Hauser. In einer anderen Abteilung, im ungarischen Kiosk, spielte ein Trompeter Chor und um halb 9 Uhr wurde der berühmte große Zapfenstreich von allen drei Musik-Chören mit zusammen 200 Individuen ausgeführt. Zum Abschluß brannte Herr Velté ein großartiges Feuerwerk ab welches allen Annen gewidmet war. Den Schluß bildete eine imposante Kanonade. Für den Fall von eintretenden ungünstigen Wetters war für gedeckte Localitäten hinlänglich gesorgt. Das Fest fand am 26. Juli erneut bei gleicher Ausstattung statt.
Ludwig Morelly feierte den Annen-Tag mit einem Vielka-Fest zur Annen-Feyer auf der Hauswiese in Helenthal nächst Baden.
Strauss Vater hatte am 25. Juli nach der großen musikalischen Nachmittags-Conversation in Unger´s Casino und Promenade-Garten die Musik bei einem großen Fest mit Ball in den Sälen und Gärten des Sperl zum Brigitten-Kirchentag unter dem Titel „Ein Asyl der Freude” zu dirigieren. Strauss dirigierte die Ballmusik und bei günstiger Witterung sollte die ungarische Musik-Capelle unter Leitung des Herrn Jozsi sich im Garten produzieren. Bei ungünstiger Wetter war nur Ball.
Am 26. Juli war dann das bereits erwähnte außerordentliche Fest mit Ball im Odeon. Ob Strauss Vater auch die Musik für den großen Annen-Festball im Sperl am Montag Abend stellte ist ebensowenig sicher wie die Teilnahme eines Orchesters von Strauss Sohn bei der großen Soirée mit Ball zu Ehren der schönen Annen in der Villa am Währingerspitz am gleichen Abend.
Im k.k. Volksgarten wurde der Annen-Tag mit einem außerordentlich großen Fest zum Namenstag der Kaiserin Anna Maria erst am 27. Juli gefeiert. Für das Fest war eine neu componierte Walzer-Partie unter dem Titel „Annenfestgedichte” von Strauss Vater angekündigt. Das Werk ist nicht im Druck erschienen. Der Besuch des Festes war wegen der ungünstigen Witterung nicht sehr zahlreich, der neue Walzer verriet wenig Originalität (vielleicht wurde er deswegen nicht gedruckt) und das Fest endete schon um halb 11 Uhr.
Die alljährliche Abend-Unterhaltung am Wasser-Glacis zur Feier des Nahmensfestes der Kaiserin zum Besten des k.k. Waisenhausfonds sollte am 2. August stattfinden. Man hatte im Fall eintretender ungünstiger Witterung gleich einen Ausweichtermin am 4. August reserviert. An keinem der beiden Tage erlaubte das launische Sommerwetter die Abhaltung des Festes. Es fand erst am 9. August statt. Strauss Vater dirigierte wie seit Jahren sein zahlreiches Orchester perönlich.
Obwohl die Bewohner der Stadt, zumindest diejenigen die konnten, in den Sommermonaten in die umliegenden Orte in die Sommerfrische entflohen und oftmals über Langeweile im Sommer in Wien geschrieben wurde, fanden hier und da Sommerbälle statt. Die Herren Dobinger und Wottits veranstalteten am 28. Juli in der Villa am Währingerspitz einen „Bal en familie” für welchen im Verlag Diabelli Billets zu bekommen waren. Strauss Sohn dirigierte ! Ab dem 7. Augsut fanden eine Reihe von Samstags-Soiréen, die am 14. als Privat-Fest-Soiree des Tanzlehrers Webersfeld in der Villa.
Am 16. August leitete Johann Strauss Vater zum erstem und möglicherweise einzigen Mal die Musik in J. Kuglers Landhaus in Heiligenstadt bei einer ländlich-musikalischen Abend-Unterhaltung. In der Besprechung des Festes wurde zwar geschrieben, daß Strauss Vater „wieder in Heiligenstadt” war, aber ein weiteres Fest früher ist nicht nachgewiesen.
Strauss Sohn war kurz vor seinem Vater ebenfalls bei Kugler zu einem Fest engagiert, am 2. August zum Kirchtag. Alle drei Söhne spielen später aber noch häufiger in Heiligenstadt.
Für den 22. August war ein Pracht-Fest mit Ball unter der Bezeichnung "Festlicher Eisenbahn-Train von Triest nach Hamburg", zur Feyer des schnellen Fortschrittes österreichischer Industrie in Betreff des Eisenbahnwesens am Wien-Gloggnitzer Bahnhofe geplant. Die Ballmusik im brillant ausgestatteten Haupt-Salon des Bahnhofes ab 9 Uhr stand unter der persönlichen Leitung von Strauss Sohn welcher mit verstärktem Orchester sein Opus 42, den Walzer „Wilde Rosen” erstmals aufführen sollte. Nachmittags sollte sich bereits die Militär-Musik-Capelle Gustav Wasa und die ungarische Musik-Gesellschaft Joszi produzieren. Auch dieses Fest fiel dem Wetter zum Opfer. Als es am 29. dann veranstaltet wurde hatte Strauss Sohn ein weiteres neues Werk, sein Opus 49, den „Fest–Marsch“ und eine „Marien-Polka“ die zumindest unter diesem Namen verschollen ist fertig. Den Walzer „Wilde Rosen“ hat Strauss Moritz Gottlob Saphir, dem Redakteur des „Humorist“ gewidmet. Das Wohlwollen der Presse war immer hilfreich.
Auch das große Sommerfest zum Besten des Blindeninstitues im k.k. Volksgarten am 23. August wurde vermutlich durch Regen gestört und wurde am 27. veranstaltet. Strauss Vater spielte erstmals die „Ouverture von Julius Benoni”. Joseph Hauser leitete das Regiments-Musik-Corps abwechselnd.
Der Hernalser Kirchtag wurde in Unger´s Casino und Promenade-Garten am 29. August mit einer großen musikalischen Nachmittags-Conversation, auch bei ungünstiger Witterung, und am 30. August mit einem großen Gartenfest mit Ball unter Mitwirkung von Johann Strauss Vater und der Militär Musik Ritter von Heß gefeiert. Strauss präsentierte sein Opus 213, den Walzer „Feldbleameln” den er fünf Mal hintereinander vortragen mußte, ebenso wie die „Kathinka-Polka”, das Opus 210.
Für das nächste Fest am Wasser-Glacis, ein großes imposantes allegorisches Illuminations- und Decorations-Fest unter der Bezeichnung "Tausend und eine Nacht" welches der Pächter Herr Hembsch veranstaltete bevor er einen neuen Salon baute, engagierte er Strauss Sohn der eigens für das Fest eine „Fest-Quadrille” komponierte, die die Opus-Zahl 44 trägt. Außerdem kündigte er die neue, in Wien noch nicht gehörte Ouverture zu der Oper „Die Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg” von Richard Wagner und die große Polonaise aus Struensee von Mayerbeer an. Im Kiosk executierte die Regiments-Capelle Hrabowsky die neuesten und gewähltesten Opern-Piecen. Das Fest sollte am 30. August stattfinden konnte aber wegen den bedeutenden Vorrichtungen erst am 1. September stattfinden. Dieser 1. September könnte also der Tag gewesen sein an dem die Wiener zum ersten Mal öffentlich mit Richard Wagner-Musik unterhalten wurden und der Beginn einer langen Periode in der eine Vielzahl von Wagner-Werken im Repertoire der Capelle unter den drei Strauss Brüdern vorkamen. In den Berichten über das Fest ist die Ouverture nicht erwähnt und Strauss selbst bezeichnete später seine Aufführung des Werkes am 2. Januar 1854 als erste Wiedergabe der Oueverture in Wien. Möglich, daß die Vorbereitungszeit nicht ausgereicht hat um das schwierige Werk einzustudieren. Das Fest war wenig besucht, während bei der Soirée von Strauss Vater der 6000 Personen fassende Neuling´s Brauhausgarten auf der Landstrasse überfüllt war. Dort fand eine außergewöhnliche Fest-Soirée zum Besten des Kreuzervereins statt. Trotzdem fand am 13. September zum Schluß der Sommer-Saison ein weiteres Fest unter Teilnahme von Strauss Sohn auf dem Wasser-Glacis und am 18. eine große musikalische Fest-Soirée, als letztes Konzert der Saison zum Besten des Hilfsvereins statt. Dabei führte Strauss Sohn sein Opus 47 den Walzer „Dorfg'schichten” erstmals aus, im Kiosk spielte die Regiments-Capelle Baron Hrabowsky. Der Ertrag des Festes wurde dem „Wiener allgemeinen Hülfsvereine” zugewendet. Auf diesem Fest soll auch der „Fest-Marsch” Opus 49, der im Vereine mit der Militär-Musik Capelle und ein unbekanntes Ständchen von Strauss Sohn, aufgeführt worden sein. Auch dieses Fest soll nicht sehr stark besucht gewesen sein und um 10 Uhr verringerte sich die Anzahl der Besucher bis auf wenige.
Am 1. September trat Strauss Vater wieder in einem Lokal auf in dem er zum ersten und letzten Mal spielte, nämlich in Neulings´s Brauhausgarten auf der Landstrasse, bei der außergewöhnlichen Fest-Soirée die er zum Besten des Kreuzervereins veranstaltete und bei der die Musik-Capelle Ritter von Heß mitwirkte.
Die Wahl dieser Localität in der Strauss Vater nie mehr auftreten sollte und welches auch keine Bedeutung für seine 3 Söhne hatte, konnte eigentlich nur mit dem Kreuzer-Verein dem der Reinertrag zugewendet wurde zusammenhängen.
Der Kreuzer-Verein der sich im Februar 1847 konstituiert hatte wurde zu dem edelmütigen Zweck der Armutsbekämpfung die Mitte des 19. Jahrhunderts weitestgehend auf private Initiativen aufgebaut war gegründet und zwar um Arbeitslosen Beschäftigung zu verschaffen und die Industrie auf die erprießliche Weise zu fördern.. Der Name Kreuzer-Verein kam von dem Mitgliedsbeitrag der pro Person pro Woche nur 1 Kreuzer betrug. Die Gewerbetreibenden und Handwerker gerieten zunehmend unter Druck. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, entwickelten sich Wohltätigkeitseinrichtungen, wie der "Kreuzer-Verein zur Unterstützung der Wiener Erwerbsleute". Zunehmend setzten die Betroffenen aber auf wirtschaftliche Selbsthilfe. Zur gleichen Zeit konstituierte sich auch der Wiener allgemeine Hilfs-Verein mit dem Zweck Personen zu unterstützen die ohne Erwarb oder nicht im Stande waren von ihrem geringen Erwerb sich und ihre Familien zu erhalten. Am 17. Mai eröffnete der Hilfs-Verein die Rumforder Suppenanstalt in welcher anfänglich täglich 6000 Portionen „Rumfordsuppe” ausgetheilt wurden.
Am 1. Oktober erfüllte das provisorische Comité des Kreuzer-Vereins die angenehme Pflicht indem es die edelmüthige Handlung öffentlich anerkannte und den innigsten Dank für die ergiebige Netto-Einnahme von 238 fl. C.M. aussprach. Strauss Vater verzichtete auf jede Entschädigung für sich und sein Orchester.
Franz Ballin veranstaltete in den Neuling´schen Brauhaus-Localitäten samstags Soiréen bei freiem Eintrée was dem „daselbst stabilen Publicum sehr unangenehm behagte” und demzufolge wurde künftig wieder eine Kasse eingerichtet !
Am 5. September setzte der bürgerliche Kaffehhaus Inhaber J. Kwiatkowsky in den Parkanlagen des Wien-Gloggnitzer Eisenbahnhofes die Wiederholung und den Schluß des mit allgemeinem Beifalle aufgenommenen großartigen Illuminations-Pracht-Festes mit Beibehaltung des Arrangements an und kündigte die Mitwirkung von 3 Musik-Capellen ohne Nennung der Namen an. Auch dieses Fest fiel aus und wurde am 12. September wiederholt. Wer die 3 Musik-Capellen waren und ob eine davon von Strauss Sohn dirigiert wurde ist nicht belegt.
Das Odeon schloß im September und wurde bis zum 20. September in ein provisorisches Theater umgewandelt und am 23. September eröffnet. Strauss Vater wechselte mittwochs in den Sperl. Das Interimstheater wurde von Director Carl hergestellt der für das Personal des Leopoldstädter Theaters während des Baues des neuen, späteren Carltheaters dort Beschäftigung beabsichtigte und in einem Drittel des Saales Platz für 1000 Personen schaffte .
Ende September berichteten die Medien von den Reiseplänen der beiden Sträusse. Der „Humorist” meldete, daß es Vater Strauss nach Norden, nach Schweden zieht und Sohn Strauss gen Osten, nach Konstantinopel. Ob die beiden Länder tatsächlich die Reiseziele waren ist nicht bekannt, keiner der beiden hat das genannte Ziel erreicht. Am 25. September wurde die Reiseroute von Strauss Sohn gemeldet und zwar mittels Dampfschiff über Pest, Neusatz, Serbien nach Bukarsest und vielleicht von dort nach Konstaninopel, sowie seine Teilnahme an einer großen Reunion am 26. September im Redouten-Saale in Pest angekündigt. Noch waren aber beide in Wien.
Der Tanzlehrer Gorsky „komponierte” in Wien einen neuen ungarischen Tanz den er „Nador-Kör” (Palatinal-Tanz) nannte und zu dem Strauss Vater die Musik schrieb. Es wurde das Opus 214 das kurz vor Weihnachten, dem neuen Palatin Erzherzog Stephan zu Ehren, uraufgeführt wurde.
Für die Vertretung der Sträusse in Wien war indes gesorgt. Im k.k. Volksgarten war hierfür sonntags die unlängst in Wien angekommene Regiments-Capelle Rugent unter der Leitung des Kapellmeister J. Slaba engagiert.
Am 3. Oktober nahmen beide an Veranstaltungen zur Feier des Michaelitages teil, Strauss Vater zunächst an der großen musikalischen Nachmittags-Conversation in Unger´s Casino und Promenade-Garten und abends vermutlich an einem großen Fest-Ball in sämtlichen oberen und unteren Sälen des Sperl. Dieser Ball wurde am 4. Oktober wiederholt. Strauss Sohn nahm an der großen Nachmittags-Conversation in Dommayer´s Casino teil, bei der er seine „Quadrille nach Motiven der Oper: Des Teufels Antheil” von Auber die ohne Opus-Zahl in der Kunst- und Musikalienhandlung A. O. Witzendorf im Druck erschien, uraufführte und abends an der Reunion in den für die Wintersaison wiedereröffneten und auf das geschmackvollste decorierten Sälen zum goldenen Strauß im Josephstädter Theater.
Dann verabschiedete er sich von dem Wiener Publicum mit einer großen Abschieds-Soiree „beim Grünen Thor” in der Roffranogasse Richtung Preßburg. Auch die Wahl dieser Localität wo er vorher nur einmal im Dezember 1844 auftrat ist nicht erklärbar. Die Vertretung beim Dommayer übernahm Franz Ballin. Der junge Kapellmeister reiste am 6. Oktober mit 30 Musikern für sieben und einen halben Monat ab. Er musste schon damals über mehr als die 30 Musiker verfügt haben denn im Lokal zum goldenen Strauß im Leopoldstädter Theater wurde das Orchester-Personal Strauss Sohn zu mehreren Bällen und Soiréen angekündigt.
Auch das Orchester-Personal von Strauss Vater war ohne den k.k. Hofballmusik-Direktor schon den Sommer über und während seiner Abwesenheit für Sonntags-Bälle im Sperl im Einsatz.
Strauss Vater verabschiedete sich reihum im k.k. Volksgarten wo ihn Philipp Fahrbach vertrat, beim Unger und im Sperl, verfaßte sein Testament und begab sich selbst am 11. und sein Orchester am 12. Oktober auf die Reise nach Hamburg. Die Einladung nach London von welcher die Wiener Zeitschrift am 12. Oktober berichtete hat er aber 1847 nicht angenommen. Die Londoner mußten noch eineinhalb Jahre auf den Wiener Magier warten. Ob er direkt nach Hamburg reiste ist unsicher.
Das sich hartnäckig haltende Gerücht, daß Strauss seine Heimatstadt Wien für immer veranlassen und in Hamburg, Berlin oder gar London ein verlockendes Engagement annehmen würde bewahrheitete sich nicht.
Am 15. Oktober berichtete die Wiener Zeitschrift von einer Produktion von Strauss Sohn in Preßburg. Das genaue Datum ist nicht zu bestimmen. Am 16. Oktober wird bereits über einen Auftritt in den städtischen Redoutensälen in Pest berichtet welches dort auf ungeheueren Plakaten an allen Straßenecken verkündet wurde. Es soll ein zweites Concert gegeben haben, aber Strauss Sohn´s Musik wurde als lauter mattes, eigenes Machwerk kritisiert, daß die Pester gar nicht nach Wien versetzte.
Über die Reiseroute von Strauss Vater sind keine Details bekannt. Am 25. Oktober wurde in Wien gemeldet, dass er sich im Hamburg im Stadttheater zum ersten Mal hören lassen wird und daselbst neue Walzer vortragen wird. Unser treuer Informant, das Orchestermitglied Johann Thyam erwähnt nur „verschiedene Veranstaltungen” in Berlin, Hamburg, Hannover, Magdeburg, Berlin, erwähnt aber bis zum 8. November Dienstag und Freitag Soiréen im Volksgarten. Vermutlich hat er sich bei den Daten der Wiener Veranstaltungen vertan. Andere Quellen nennen die Route Hamburg, Bremen, Braunschweig, Hannover und Kopenhagen und die Rückreise über Berlin, Leipzig, Dresden. Am 26. Oktober wird von der Ankunft in Berlin und dem ersten Concert dort geschrieben, aber ohne Daten. Am 27. Oktober wird mit Bedauern von dem dritten und letzten Concert in den Sälen des Herrn Kroll in Berlin berichtet. Am Tag vor der Abreise aus Berlin produzierte sich Strauss vor dem König von Preußen im großen Cercle in Charlottenburg und erhielt dafür vom König eine prachtvolle goldene Tabatiere. Sein Österreichischer Defilier-Marsch wurde als Armee-Marsch für immerwährende Zeiten eingeführt.
Im November drangen nur wenig Nachrichten über die Reisen der beiden Capellmeister nach Wien. Das bevorstehende Katharinen-Fest am 21. November und die Nachricht, daß der Herr k.k. Hofball-Musik-Director der bis dahin von seiner Kunstreise zurück gekehrt sein wird und der bei dem maskierten Ball in den k.k. Redouten-Sälen zum Vorteil der Pensionsgesellschaft bildender Künstler in Wien das Orchester dirigieren wird, warf seine Schatten voraus. Tags zuvor kam Strauss nach knapp 6 Wochen wieder in Wien an. Tatsächlich spielte sein Orchester, er selbst aber nicht, weil er krank war. Er stand wohl erst wieder am 28. November im k.k. Volksgarten vor dem Orchester und führte dort die Ouverture und den Hochzeitsmarsch zum Sommernachts-Traum von Mendelsohn, welch letzterer vorher in Wien noch nicht aufgeführt wurde, vor.
Für die Ballrast im Advent werde man durch den kommenden über zwei Monaten währenden Karneval 1848 entschädigt, der für die Veranstaltung von ungewöhnlich glänzenden Tanzfesten benützt wird, wobei Strauss Sohn in Bukarest zum Tanze aufspielen wird. Der von dem Tanzlehrer Herrn Gorsky erfundene neue Tanz Nador-Kör und die von Strauss eigens geschriebene, nach National Motiven bearbeitete Musik, die „Nador-Kör-Palatinal-Tänze”, Opus 214 wurden am 14. Dezember geprobt und versprachen im Fasching viele Verehrer zu finden.
Mitte Dezember drang Strauss Vater auf das Terrain seines Sohnes vor oder die Slawen in Wien kamen ihm in den Sperl entgegen. Er leitete nämlich am 11. Dezember eine "Beseda" (in Wien lebender Slawen) in den Sälen zum Sperl und führte nationale Weisen trefflich aus.
Der „Dreh- und Hops-Musik-Virtuose” Strauss Sohn war Ende Dezember unterwegs nach Bukarest. Vermutlich von Neusatz, dem heutigen Novi Sad kommend leitete er am 20. Oktober eine Aufführung in Belgrad und übergab ein Exemplar seiner „Alexander-Quadrille”, seinem Opus 33 dem Fürsten Aleksandar Karađorđević. Der am 11. Oktober 1806 in Topola geborenen und am 3. Mai 1886 in Temesvár verstorbene Aleksander war von 1842 bis 1858 serbischer Fürst. Von Belgrad reiste Strauss mit seinen Mannen nach Arad, Hermannstadt und Kronstadt. Am 7. November ist ein Konzert im freistädtischen Redoutensaal Temeswar bekannt, am 12. November ein Konzert im königlich freistädtischen Theater und am 14. November ein Ball der Fabrique Casino-Gesellschaft in den Lokalitäten Königin von England in Teneswar. Am 16. November kam die Gesellschaft in Arad an wo am 17. ein erstes Konzert im Saale des Hotels Zum weißen Kreuz stattfand und am 19. ein zweites Konzert im Theater. Konzert im Saale des Hotels Zum weißen Kreuz stattfand und am 19. ein zweites Konzert im Theater. Zwischen 4. und 6. Dez. fanden 4 Konzerte und Matineen statt und am 9. Dezember gegen Mittag war die um einen Tag verspätete Ankunft in Hermannstadt wo das Orchester Unterkunft im Hotel Römischer Kaiser nahm und am Abend ein erstes Konzert im städtischen Redoutensaal begleitete. Am 12. oder 13. Dezember fand das Abschiedskonzert in Herrmannstadt statt bei dem Strauss unter anderem seine Walzer „Die Österreicher“, „Dorfg´schichten“ und "Die Zillerthaler" aufführte. Am 15. Dezember kam Strauss in Kronstadt an wo er 4 oder 5 Konzerte im Gasthaus „goldene Sonne“ gab und am 21. Dezember nach Bukarest weiter reiste.
Über die Reise über die Karpaten schrieb Strauss aus Bukarest im Januar 1848 an einen nicht zu bestimmenden Adressaten:
„Wir sind glücklich hier angekommen, nachdem wir sechs Tage auf der Reise von Kronstadt hierher zubrachten. Ich hatte auf unserer Reise bisher schon viel ausgestanden, doch diesmal glaubte ich sammt dem Personale zu erliegen. Es kann sich von einer solchen Reise von Kronstadt nach Bukarest Niemand einen Begriff machen. Es regnete als wir von Kronstadt wegfuhren, und als wir ins Gebirge kamen, war die Witterung sehr rauh. Es hatte am ersten Tage noch passiert, aber am zweiten fing unsere Reise an schrecklich zu werden. Es wurde sehr kalt, und fuhren wir kaum zehn Schritte auf trockenem Wege, so mußten wir wieder durch Bäche fahren. Die ganze Straße war eigentlich nur ein Bach, der aber 150 Mal zu passieren ist, da er sich bald links bald rechts schlängelte. Es gibt manche Stellen, wo sich die Pferde schrecken, weiter zu treten, das Ufer liegt hoch und der Bach ist sehr tief; Pferde undWagen müssen hier stürzen. Dabei waren die Bäche von den vielen Schneemassen angeschwollen, und wir mußten befürchten wenn der Wagen das Gleichgewicht verliert und schief fällt, zu ertrinken, Dies hätte auch einen unserer Kutscher leicht treffen können. Er ist, da er, wie hier gebräuchlich, auf dem Pferde saß, sammt demselben ins Wasser gestürzt. Ich, nebst einigen meiner Mitglieder, war im ersten Wagen gesessen und wir sind glücklich durchgekommen. Plötzlich hörte ich ein fürchterliches Geschrei und lies halten. Das ganze Personal hat alsogleich Hand ans Werk gelegt und mit vieler Mühe den Kutscher sammt dem Pferde, welche beinahe verloren gewesen wären, herausgezogen. Später sind wir auf die großen Berge gekommen, und hatten mit Angst auf die gefährlichen schmalen Wege gewartet, auf die man uns schon in Hermannstadt und Kronstadt aufmerksam machte. Ich habe noch nie so viel Gebirge gesehen wie hier.
Der Weg auf demselben ist an der einen Seiten von Felsen auf der anderen von Holz gemacht. Unter dem Holze befindet sich der fürchterliche Abgrund. Die ganze Straße ist eigentlich nur ein Gang durch den Felsen, und da kein Geländer gemacht ist, sehr gefährlich. Ich bin aus dem Wagen gestiegen, und bin drei Stunden Vormittags, drei Stunden Nachmittags zu Fuß gegangen, und wir hatten durch drei Tage fortwährend solchen Fußweg. Ich habe jetzt erst kennengelernt, was das heißt, müde werden; Ich fühle noch bei der Ankunft die Folgen dieser höchst abenteuerlichen Reise. Es liegt auf den Gebirgen der Schnee sehr hoch, und wir sind auch einige Male in denselben tüchtig hineingefallen. Die Furcht nebst dem Allen vielleicht noch Bären und Wölfe zu treffen , machte mich ganz schachmatt. Wir begegnetten Wallachen, die zwei Bären erschossen hatten, und zwar nicht weit vor uns. Es gibt zum Übernachten nur einsame erbärmliche Hütten, in denen man nichts bekommen kann, als höchstens Heu zu einem Bette. Wir nahmen uns aus Kronstadt kalten Vorrath mit, und haben durch sechs Tage blos diese Nahrung gehabt. Am heiliegen Abend befanden wir uns in einer Schenke, wo wir alle mit Traurigkeit erfüllt waren. In Wien sitzt man mit der Familie beim Speisetisch und wr haben unser Brot und Schinken auf dem Heu verzehrt ................................”
Am 27. Dezember erreichte das Orchester endlich die Hauptstadt der Walachei was Konsul Schweiger in einem Dokument an den Staatskanzler Metternich in Wien bestätigte. An Silvester 1847 gab Strauss im Theatersaal Bukarest ein Silvesterkonzert und führte dabei sein Opus 51 die „Marien-Quadrille nach Rumänischen Motiven” erstmals auf. Anschließend leitete er die Musik auf einem geschlossenen Ball im Saale des Herrn Momolo in Bukarest von 9 Uhr bis 3 Uhr morgens.
Nachdem der auf der Reise gerade 22 Jahre alt gewordene Musikdirektor sein Opus 33 auch Alexander Bibesco, dem Fürst von Rumänien widmete erhielt Marie Fürstin von Bibeso die Widmung der neuen „Marien-Quadrille”.
Zu den Yankees, wie der Humorist vorhersah segelte Strauss Sohn allerdings erst 25 Jahre später. Nach Konstantinopel oder gar China reiste er nicht, seine Walzer, Polkas und Galoppe wurden aber auf der ganzen Welt gespielt.
Gheorghe Bibescu, auch George Bibesco, (* 26. April 1802 in Craiova; † 1. Juni 1873 in Paris) entstammte einem alten walachischen Bojarengeschlecht und war von 1843 bis 1848 Herrscher des Fürstentums der Walachei. Der Bruder des Fürsten Barbu Dimitrie Știrbei trat nach seinem Studium der Rechte in Bukarest und Paris 1824 eine Stelle als Verwaltungsbeamter im Justiz- und Außenministerium an, verließ jedoch bereits 1834 diesen Posten und lebte fortan in Paris und Wien. 1842 kehrte er nach Bukarest zurück und führte erfolgreich die Opposition gegen den herrschenden Fürsten Alexandru II Ghica an. Am 1. Januar 1843 wurde er sowohl mit den Stimmen der liberalen als auch mit denen der konservativen Bojaren zum neuen Herrscher des Landes gewählt. Er erwies sich als umsichtiger und innovativer Herrscher, ordnete die prekäre Finanzsituation des Landes und baute die Armee aus. Auch half er intensiv den Opfern, die während des großen Brandes in Bukarest an Ostern 1847 obdachlos geworden waren.
In Wien veranstaltete Strauss Vater am 18. Dezember noch eine große musikalische Soiree in den Sälen im Sperl bei der er sein Opus 214 die „Nador-Kör-Palatinal-Tänze” und das Opus 215 die „Martha-Quadrille” uraufführte. Letztere musste er acht mal wiederholen. Das Wiener Publicum konnte die Erscheinung des Werkes nicht abwarten, weshalb der Verlag Haslinger vorab am 28. Dezember die Erscheinung für den 30. Dezember ankündigte
Bei der Sivesterfeier im Sperl wurden 700
Flaschen Champagner entkorkt, Johann Strauss Vater spielte einmal eine Stunde ohne Unterbrechnung zur Unterhaltung der Gäste, vornehmlich gefiel diesen seine Martha-Quadrille
Das Opus 41 „Sängerfahrten” widmete Strauss Sohn mit folgendem Brief dem:
Löblicher Männer-Gesang-Verein !
Wertheste Herren !
Ihr schönes, für die Kunst so erfolgreiches Wirken, das in allen Kreisen die eklatanteste Anerkennung gefunden, regt auch mich an, Ihnen einen schwachen Beweis dessen zu geben, wie sehr ich mich über Ihre schöne Leistung freue und wie anregend dieselben auf mich gewirkt. – Jedem liegt es ob, in seinem Kreise und nach seiner Weise zu wirken, und daher bin ich so frei, Ihnen das Anbiethen zu machen, die Dedication einer eigens von mir zu diesem Zwecke komponierten Walzer-Parthie: „Die Sängerfahrten” betitelt, annehmen zu wollen
Ihr mit aller Hochachtung zeichnender Johann Strauss Sohn.
Die Antwort lautete:
„Die schmeichelhafte Widmung einer von Ihnen komponierten Walzer-Parthie unter dem Titel „Sängerfahrten” nehmen wir mit Vergnügen an, und wünschen Ihnen dafür so allgemeinen Beifall, wie Ihre bisherigen Tanzdichtungen erlangt und verdient haben”
Kurz vor Weihnachten erschütterte ein weiterer Todesfall das Haus Habsburg. Am 17. Dezember starb Marie-Louise von Österreich (* 12. Dezember 1791 in Wien) in Parma, Sie hieß eigentlich Maria Ludovica Leopoldina Franziska Therese Josepha Lucia von Habsburg-Lothringen, später (seit 1817) auch Maria Luigia d’Asburgo-Lorena, Duchessa di Parma, Piacenza e Guastalla, und war die Tochter von Franz II. und die zweite Ehefrau Napoleons I.
Marie-Louise stammt aus der Ehe des österreichischen Kaisers Franz II. und dessen zweiter Ehefrau Maria Theresia von Neapel-Sizilien. Durch die Verheiratung mit Napoleon Bonaparte erhoffte sich ihr Vater Franz II. die Festigung der politischen Verhältnisse zwischen dem Kaiserreich Frankreich und dem Kaisertum Österreich, Napoleon hingegen die Legitimation seines Kaiserreichs. Am 11. März 1810 fand eine Ferntrauung zwischen der damals 18-jährigen Erzherzogin und dem Kaiser der Franzosen statt. Die offizielle Hochzeit wurde am 1. April in der Kapelle des Louvre vollzogen.Leidtragende war Marie Louise selbst, denn seit Jahren verabscheute sie Napoleon, der ihren geliebten Vater mehrmals militärisch gedemütigt.Aus dieser Verbindung ging 1811 der von Napoleon ersehnte Thronfolger Napoléon-François-Charles-Joseph Bonaparte, genannt Napoleon II.Nach der Abdankung Napoleons 1814 floh Marie Louise zunächst mit ihrem Sohn über Blois nach Wien, wo sie von der Bevölkerung mit großem Jubel empfangen wurde. Am 21. Mai 1814 langte sie in Schönbrunn ein; dieses wurde ihr als Aufenthaltsort zugewiesen. Von Kaiserin Maria Ludovika wurde sie erleichtert empfangen, mit dem Stiefenkel, dem kleinen Napoleon Franz, konnte Marie Ludovika aber nur wenig anfangen. Zwar empfand sie ihn als auffallend hübsch, jedoch erinnerte sie sein Anblick immer an seinen allzu verhassten Vater. Hätte sie zu entscheiden gehabt, hätte das Kind, um keinerlei politische Probleme heraufzubeschwören, später Priester werden müssen.
Auf dem Wiener Kongress 1814/15 wurden ihr die Herzogtümer Parma und Piacenza sowie Guastalla zugesprochen. Dabei waren ihre Interessen vom Grafen Adam Albert von Neipperg (1775–1829) vertreten, mit dem sie dann in Parma zusammenlebte, obwohl sie noch Gattin Napoleons war. Mit dem Grafen hatte sie auch mehrere Kinder, von denen zwei das Erwachsenenalter erreichten: die 1817 geborene Albertine sowie der 1819 geborene Wilhelm Albrecht. Ihre Kinder gab sie gleich nach der Geburt einem Arzt namens Dr. Rossi in Obhut, und auch um ihren Erstgeborenen, den Sohn von Napoléon, kümmerte sie sich nicht mehr. Er starb mit 21 Jahren in Schönbrunn an Tuberkulose. Erst nach dem Tode Napoleons wurde ihre Verbindung mit Neipperg 1821 durch eine morganatische Heirat legitimiert. Die Kinder aus dieser Verbindung erhielten den Namen Montenuovo und wurden später zu Fürsten erhoben, wobei Montenuovo die italienische Entsprechung zu Neuberg ist, der möglichen Namensherkunft der Grafen von Neipperg.
Ihre dritte Ehe schloss sie 1834 mit dem Grafen Charles-René de Bombelles (1785–1856), Obersthofmeister und Minister am Hof von Parma. In dieser Ehe entwickelte sie sich zu einer echten Landesmutter.
Im Dezember 1847 verstarb sie in Parma an einer Brustfellentzündung. Sie verabschiedete sich von ihren Untertanen und dem Staatsrat mit den Worten „Addio, amici miei“ („Lebt wohl meine Freunde“).
Noch ein Blick ins Hirschenhaus und auf Bruder Josef. Obwohl er auf den Namen Joseph getauft wurde schrieb er sich selbst immer mit „f” daher übernehme ich diese Schreibweise hier.
Er war inzwischen 20 Jahre alt. Angeblich mußte er vor einem Jahr seine Studien unterbrechen weil Johann mit seinem bescheidenen Erfolg als Musikdirektor die Familie im Hirschenhaus nicht alleine ernähren konnte und der Vater die Unterhaltszahlungen nicht pünktlich leistete. Zwar sollte es noch 6 Jahre dauern bis auch er als Komponist und Musikdirektor in die „Firma Strauss” eintrat, musikalisch war er aber schon seit seiner Kindheit. Über das vierhändige Klavierspiel von Johann und Josef haben wir bereits geschrieben. Ein Ergebnis und ein Beispiel für das frühe Wirken sind die von Johann komponierten „Josephinen-Tänze”, wobei am Entstehungsprozeß auch Josef mitbeteiligt gewesen sein soll. Namensgeberin für das Werk soll Josephine, die jüngere Schwester der Mutter, die „Pepi-Tante” die im späteren Leben der drei Söhne noch eine Rolle spielen wird und als Arztens-Witwe Waber im Hirschenhaus lebte, gewesen sein. Josef bildete sich musikalisch nicht für den Musikerberuf aus, für ihn war Musik zunächst nur Unterhaltung oder Passion. Es sind allerdings schon aus den späten 1840er Jahren Klavierkompositionen von ihm überliefert.
Vermutlich noch in der Gymnasialzeit entstand das historische Drama „Rober” in dem Josef eine Familienlegende verarbeitete wonach die Familie der Mutter von einem aus Spanien gebürtigen Marquis abstammt, der nach einem Duell gezwungen war die Heimat zu verlassen und in der Fremde ein bürgeriches Leben zu führen. Eduard überlieferte noch 1906 diese Geschichte. In Wirklichkeit stammte die Familie Rober, die eigentlich Robert hieß von Luxemburger Bürgern ab. Josef fertigte zu dem Drama auch dazugehörige Dekorationsentwürfe und zahlreiche, teilweise kolorierte Figuren an.
Josef erzielte ebenso wie sein Bruder Johann am Polytechnikum nur die besten Noten, „erste Klasse mit Vorzug” und „erste Klasse”. Bei „guter Verwendung und Sittlichkeit” waren die Studenten sogar vom Militärdienst befreit. Keiner der drei Strauss-Brüder diente im k.k. Militär, es ist aber nicht bekannt ob sie aufgrund dieser guten Verwendung und Sittlichkeit oder aus anderen Gründen befreit waren.
Josef absolvierte vorbereitenden Zeichenunterricht, belegte Vorlesungen in Elementar-Mechanik, vertiefte seine Mathematik-Studien und schloß die höhere Mathematik ab, er besuchte Vorlesungen und Übungen über Landbauwirtschaft als Gasthörer und für Mathematik und praktische Geometrie als eingeschriebener Hörer und nahm überdies an Vorlesungen über Maschinenlehre, jedoch nur minder fleißig, teil. Parallel nahm er über sechs Jahre, von 1844 bis 1850 Zeichenunterricht an der k.k. Akademie der bildenden Künste.
1846 hat Josef den 1. Jahrgang der Architektur-Schule an der k.k. Akademie der bildenden Künste, allerdings im Oktober 1846 nur drei Mal und im November nur zwei Mal besucht. In den Schüler-Listen wurde am Rande vermerkt : „abgereist”. Er konnte seine Studien nicht mehr in vollem Umfang betreiben und begann als Bauzeichner beim Architekten und Stadtbaumeister Anton Ubel in der Praterstrasse, bis August 1847 selbst Geld zu verdienen. Ein Zeugnis von Ubel von 1850 belegt dies. Bis zu den „Ereignissen in Wien” im März 1848 gibt es keine weiteren Informationen über Josef und darüber ob er weiter studierte oder ob er arbeitete.
Was sonst noch geschah:
Geboren:
Gestorben: