1832 bis 1849

 

Johann Strauss Vater wurde im Jahr 1832 zum „Capellmeister beym löbl. ersten Bürger-Regimente“ ernannt.

 

In dieser Funktion und als Musikdirektor und Kapellmeister komponierte er eine Reihe von Märschen die teilweise in der Opus-Liste erscheinen, wovon manche allerdings nicht eindeutig nachzuweisen sind.

 

Zuvor soll Strauss bei einem Katharinen-Ball zu seinem Vorteil am 26. November 1827 >zum weissen Schwan< in der Rossau bereits einen von ihm komponierten Marsch aufgeführt haben und am 4. Oktober 1830 veröffentlichte Tobias Haslinger eine Reihe von Werken von Johann Strauss und von Kapellmeister Resnitschek, komponiert und aufgeführt bei den Veranstaltungen in dem Vergnügungsort Tivoli in der Nähe des Schloß Schönbrunn  unter dem Titel  „Wiener-Tivoli-Musik“.  Die Nr. 6 daraus war ein Großer Fest-Marsch von Johann Strauss, sein erster nachgewiesener Marsch.

 

Vermutlich wurde der erste „Original-Parade-Marsch“ der am 15. Oktober 1832 bei einem großen Theresien-Ballfest zum Besten der Armen „im Sperl“  von Johann Strauss als Capellmeister des ersten Bürgerregimentes aufgeführt wurde, der aber vielleicht schon am 21. Juni bei der Fronleichnamsparade gespielt wurde, nicht in die Opus-Liste aufgenommen.

 

Bereits am 27. Juni 1832 zeigte Tobias Haslinger zwei „Wiener-Bürger-Märsche“ komponiert von Johann Strauss, und zwar

 

Nr. 1 Original-Parade-Marsch

Nr. 2 Marsch nach Motiven der Oper Zampa

 

an. Einen Marsch nach der Oper Zampa gibt es aber in der Opus-Liste von Johann Strauss ebenfalls nicht. Mitte des Jahres 1832 komponierte er lediglich einen Zampa-Walzer und einen Zampa-Galopp.

 

Am 17. Oktober 1832 zeigte Haslinger die beiden Märsche erneut an, zusammen mit einem

 

Nr. 3 Marsch aus der Oper: Robert le Diable

 

Ein Marsch nach der der Meyerbeer´s Oper von Johann Strauss ist aber ebensowenig bekannt. Im Juli 1833 führte er im k.k. Augarten seine „Robert Tänze“ (nach Robert le Diable) auf.

 

Im Herbst 1833 zeigte Haslinger beide Werke, die Tänze und den Marsch gemeinsam an.

 

Die Märsche die Strauss als Kapellmeister des Bürgerregimentes und für Produktionen dieses komponierte fanden also anfangs keinen Eingang in seine Opus-Liste, sondern wurden als Wiener Bürger-Märsche fortlaufend nummeriert.

              27. Juni 1832                       17. Oktober 1832                       16. Oktober 1833

 

Auf seiner kurzen Konzertreise Ende 1833 führte Strauss am 7. November in den Pester Redoutensälen einen Rákóczi Marsch auf. Der Rákóczi-Marsch (ungar.: Rákóczi-induló) ist ein ungarisches Nationallied und eine inoffizielle Hymne von Ungarn. Eine erste Version des Marschliedes entstand vermutlich um 1730 und der Marsch wurde von János Bihari schon zwischen 1809 und 1820 gespielt. Vermutlich spielte Johann Strauss diesen Marsch nach existierenden Noten oder er arrangiert ihn nur neu.

 

Am 5. April 1836 veröffentlichte Haslinger sämtliche Kompositonen von Johann Strauss, darunter die Wiener Bürger-Märsche, nämlich

Nr. 1 Original-Parade-Marsch

Nr. 2 Marsch nach Motiven der Oper Zampa

Nr. 3 Marsch aus der Oper: Robert le Diable

Nr. 4 Original-Parade-Marsch

 

Letzterer ist vermutlich das Opus 73. Er entstand jedenfalls nach dem Bürger-Marsch Nr. 3, also nach 1832. Vermutlich wurde dieser zu der Fronleichnamsparade 1834 komponiert, aber lange nicht veröffentlicht.

 

Später im Jahr, am 22. Juli 1836 erschien bei Diabelli ein Parade-Marsch von Heinrich Poch, Mitglied der k.k. Hofkapelle komponiert und dem Bürger-Corps der Wiener Neustadt gewidmet.

 

Diabelli erwähnte daß „obigen Parade-Marsch der Capellmeister Johann Strauss in seinen musikalischen Abendunterhaltungen mit lebhaftem Beyfalle“ ausführt.

Strauss hat offensichtlich auch andere Kapellmeister mit der Komposition von neuen Parademärschen für die jährliche Fronleichnamsparade beauftragt oder deren Werke freiwillig gespielt.

Das Opus 102 nannte Strauss (oder sein Verleger) erneut „Original-Parade-Marsch“. Dieser wurde zur Fronleichnamsparade am 14. Juni 1838 von den Musikern des ersten Bürgerregiments in Wien uraufgeführt und am 16. Juni bereits von Haslinger erstmals angezeigt, während der Komponist und Kapellmeister auf Konzertreise in London war. Erstmals wurde bei einem Marsch die Opus-Zahl in der Anzeige genannt, nämlich „102tes Werk“.

Für die Fronleichnamsparade 1842 komponierte Carl Haslinger einen Parade-Marsch und das Musik-Chor des löbl. ersten Wiener Bürger-Regiments unter der Leitung des Capellmeisters Johann Strauss führte ihn auf.

Der nächste Marsch von Strauss bekam die Opus-Zahl 144 und hieß nur „Parade-Marsch“.  Strauss spielte ihn erstmals am  21.Februar 1843 bei einem Ball des Bürger-Artillerie-Bombardier-Corps „im Sperl“. Datum und Lokal sind nur aus der Opus-Liste bekannt, der Ball wurde nicht annonciert.

7. März 1843

 

Das Opus 188 „Osterreichischer Festmarsch“ entstand zur Enthüllung des Denkmals für Kaiser Franz I. im Burghof am 16. Juni 1843 wo ihn Strauss mit der Kapelle des ersten Bürgerregiments „zur feyerlichen Enthüllung des Denkmals für weil. Se. Majestät Kaiser Franz I.“ erstmals aufführte.

17. Juni1846

 

Der nächste Marsch erhielt wieder eine fortlaufende Nummer als Wiener Bürger-Marsch, nämlich die Nummer 6. Demnach müssten 2 der 3 vor erwähnten Märsche die Wiener Bürger-Märsche Nr. 4 und Nr. 5 sein. Nr. 6 ist identisch mit Opus 192 „Esmeralda-Marsch“. Die Uraufführung des Werkes ist nicht zu bestimmen. Da das Werk im August im Druck erschien könnte es für die Fronleichnamsparade in Wien komponiert worden sein.

6. August 1846

 

Die Uraufführung des  nächsten Marsches, des Opus 209 „Österreichischer Defilier-Marsch“ war am 18. Juli 1847 in Unger´s Casino und Promenadegarten bei einer großen musikalischen Nachmittags-Conversation. Das Werk erschien  am 25. August 1847 im Druck, war aber nicht für das Bürgerregiment bestimmt und hatte keine erkennbaren militärischen Hintergrund.

25. August 1847

 

Alle weiteren Märsche sind eindeutig im Zuge der revolutionären Wirren 1848 entstanden.

 

Das Opus 221 „(Österreichischer) Nationalgarde–Marsch“ wurde am 19. März 1848 bei einer Nachmittags-Conversation im k.k. Volksgarten uraufgeführt und „Der löblichen oesterreichen National-Garde“ gewidmet.

27. März.1848

 

Die Nationalgarde, die zeitweise Nachfolge-Garde der Wiener Bürger-Regimenter war,  wurde zu Beginn der Revolution am 14. Februar 1848 in Wien von den Revolutionären aufgestellt und noch 1848 provisorisch aber 1851 definitiv aufgelöst.

Auf dem Titelblatt der Erstausgabe des Opus 221 fehlt ebenso wie auf dem des Strauss-Opus 226, dem „Freiheits-Marsch“ und wie bei einigen anderen Werken aus dieser Zeit der sonst so stolz erwähnte Titel „k.k. Hofball-Musikdirektor“.

Das Opus 223 der „Marsch der Studenten-Legion“ (mit dem beliebten Fuchslied) stammt aus dem April 1848.  Er wurde bei einer Soirée am 30. April bei der Eröffnung des Promenade-Garten in Unger´s Casino uraufgeführt.

29. Juli 1849

 

Die beiden beliebten neuesten Märsche auf deren balides Erscheinen hingewiesen wurde sind das Opus 226 „Freiheits–Marsch“, Uraufführungsdatum unbekannt und das Opus 227 „Marsch des einigen Deutschlands“ der am 26. Juli 1848 bei einem großen Sommerfest auf dem Wasser-Glacis zum Vorteil von Johann Strauss erstmals aufgeführt wurde.

 

Am 1. August wurden „die lieben Brünner Brüder“ mit einer großen Fest-Soirée in den Gärten und Sälen im Sperl zu Ehren der Brünner Nationalgarde verabschiedet. Strauss Vater, der  neben der Musikbande der Brünner Garde und des Regiments Nassau die Musik abwechselnd executierte, dürfte wohl an diesem Abend sein Opus 231, den „Brünner Nationalgarde-Marsch“ erstmals präsenteirt haben.

Das Meisterwerk von Johann Strauss Vater, der Radetzky-Marsch zu Ehren des großen Feldherrn (Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky von Radetz), das Opus 228, wurde am 31. August 1848 der k.k. Armee gewidmet , bei einem Siegesfest zu Ehren der tapferen Armee in Italien zur Unterstützung der verwundeten Krieger ebenfalls auf dem Wasser-Glacis uraufgeführt.

3. Oktober 1848

 

Die nächsten beiden Märsche präsentierte der k.k. Hofball-Musikdirektor im Salon des k.k. Volksgarten am 4. März 1849. Mit den beiden Märschen die er auf hohen Befehl von Isabella II., Königin von Spanien für die königlich spanische Nobelgarde eigens komponierte, das Opus 240, a) der „Triumph Marsch” und b) der „Manövrir Marsch” verabschiedete er mit einer Sonntag Nachmittags-Conversationen von seinem Wiener Publikum. Ab 6. März reiste er mit 35 Musikern über München, Augsburg, Ulm, Heidelberg, Heilbronn, Darmstadt, Stuttgart, Belgien und Holland nach London.

Veröffentlicht wurde die Werke am 11. August 1849, kurz vor seinem Tod.

11. August 1849

 

Die Uraufführungsdaten und die Orte von Opus 244, des „Jelacic–Marsch“, sowie von Opus 245, des „Wiener Jubelmarsch“  sind nicht bekannt, veröffentlicht wurden die beiden Werke posthum zusammen mit weiteren Werken aus dem Nachlass, darunter auch dem letzten Marsch  von Johann Strauss, dem „Wiener Stadt–Gardemarsch“, am 19. November 1850.

 

Strauss Vater  verabschiedete sich im Juli 1849 mit einer öffentlichen Abschiedsvorstellung in der Reitschule der Knightsbridge Barracks von seinem Londoner Publikum und präsentierte dabei einen „Wiener Stadt-Gardemarsch”, sein Opus 246. Wahrscheinlich hies das Werk bei seiner Erstaufführung in England noch anders und erhielt seinen „Wiener Titel” erst später.

opus 244 und 245, zusammen mit Opus 246 und 248 am 19. November 1850

 

Aus der frühen Schaffensperiode von Johann Strauss existieren Hinweise zu einigen fraglichen Werken, darunter einem „Kavallerie-Parademarsch“, einem „Marsch der Elisabether“, einem „Militär Marsch Nr. 3“ und einem „Wiener Jubel-Gruss-Marsch“ über deren Existenz oder nicht-Existenz es nahezu 200 Jahre nach deren möglicher Entstehung keine neuen Erkenntnisse mehr geben dürfte.

So viele Strauss-Freunde haben bisher meine Baustelle besucht

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© Claus Kegel, Bukarest 2018