Die Strauss Dynastie und die Periode ihres Lebens und Schaffens
Einleitung
Vater Johann Strauss und seine drei Söhne Johann, Josef und Eduard lebten in der Zeit von 1804 bis 1916 und bestimmten die österreichische, die gesamtdeutsche, durch den reiselustigen Johann Strauss Vater relativ früh auch die europäische, und später die weltweite Unterhaltungs-Musikszene des 19. Jahrhunderts eindeutig. Die Nachfahren Eduards setzten die Tradition der Familie als Komponisten und Dirigenten teilweise fort.
Das Leben der vier Sträusse, deren Musik, die Entwicklung ihrer Heimatstadt Wien, ihres Heimatlandes Österreich, des habsburgischen k.k. Reiches, der benachbarten, besonders der deutschen Länder, aber auch Europas und die wesentlichen weltweiten Ereignisse dieser Epoche welche Auswirkungen auf das Schaffen der Musiker-Dynastie hatten, möchte ich in diesem Werk chronologisch zusammen tragen und mit möglichst vielen Bildern und Dokumenten darstellen.
Es gibt zahlreiche Bücher und unendlich viele Veröffentlichungen über die Personen und Themen, daher stelle ich das Material so zusammen wie es mich interessiert hat und wie ich es in jahrelanger Beschäftigung zusammen getragen habe.
Ich schreibe hier den Namen Strauss mit „ss“ und nicht Strauß. Ich beziehe mich dabei auf die Erforschung der Schreibweise durch das Wiener Institut für Strauss-Forschung (WISF), unterschrieben von Dr. Eduard Strauss, dem Ur-Enkel von Eduard Strauss und Sohn des letzten ausübenden Musikers gleichen Namens.
Auf den meisten historischen Plakaten und auf den meisten (Erst)-Druckausgaben der Kompositionen der Musiker der Familie findet man die Schreibweise Strauss.
Johann Strauss Vater und Sohn unterschrieben sich mit zwei „s“, die in der damals gebräuchlichen geschriebenen Kurrentschrift oft mit zwei verschiedenen Zeichen geschrieben wurden und später, vor allem in der Druckschrift manchmal zu "hs" oder zu einem Buchstaben, dem „scharfen S“ verschmolzen wurden. Wesentlich ist aber nicht wie der Name in der Druckschrift transkribiert wurde, sondern doch wohl wie sich die Namensträger selbst geschrieben haben und schreiben ließen!
Josef Strauss schrieb sich mit „ss“.
Auf allen von der Familie beeinflußten Grabinschriften auf den Ehrengräbern des Wiener Zentralfriedhofs wird der Name mit ss geschrieben! Gleiches gilt von den Grabinschriften der Familiengräber auf dem Friedhof in Grinzing. Beim Grab in Hietzing ist die Schreibweise der Schreibschrift beibehalten.
Nur Eduard Strauss I. (unter)schrieb sich als einziger (!) mit dem Vorläufer des heutigen „ß“.
Oben Unterschriften von Johann Strauss Vater (mit dem Zusatz „k.k. Hofballmusikdirector“ und von Johann Strauss Sohn. Unten von Josef und Eduard Strauss
Daraus ist zu erkennen, daß Johann Strauss Vater und Sohn ihre Namen also mit zwei s geschrieben haben.
Zum Gegenbeweis wird auf das Titelblatt der Klavierausgabe des Walzers "Das Leben ein Tanz oder Der Tanz ein Leben" von Johann Strauss Vater aus dem Jahr 1831 verwiesen. Dort findet sich in Druckschrift der Vermerk, daß Tobias Haslinger, am Graben, Sparkasse Nr. 572 situiert ist. Im Wort Sparkasse wird das Verdopplungszeichen verwendet. Niemand hat je Sparkasse mit „ß“ geschrieben!
Damit ist aber ganz eindeutig festzuhalten: Der Name der Wiener Familie Strauss ist mit Doppel-s zu schreiben!
Einiges statistisches vorweg:
Johann Strauss Vater lebte von 1804 bis 1849, wurde also nur 45 Jahre alt.
Der älteste Sohn Johann wurde 1825 geboren und starb mit fast 74 Jahren im Jahr 1899. Josef Strauss, der 1827 als zweiter Sohn geboren wurde war zeitlebens kränklich und starb 1870, knapp 43-jährig.
Nach den beiden Schwestern Anna (1829 bis 1903) und Therese (1831 bis 1915) und dem 1834 geborenen und mit 10 Monaten verstorbenen Sohn Ferdinand wurde als letztes Kind aus der Ehe mit Anna Strauss 1835 Eduard geboren. Er starb 1816 mit knapp 82 Jahren.
Johann Strauss Vater hatte mit Emilie Trambusch 8 uneheliche Kinder. Emilie war zum Todeszeitpunkt von Johann Strauss Vater ungefähr 35. Sie lebte bis nach 1857.
Die Kinder waren:
Bei seinem Tod lebten also nur noch 5 seiner Kinder mit Emilie wovon weitere 2 vor dem Erreichen des Erwachsenenalters verstarben und nur 3 dieses erreichten.
Eduard´s ältester Sohn, Johann Strauss Enkel setzte als einziger direkter Nachfahre die Tradition der Komponisten und Musikdirektoren fort. Er wurde 1866 geboren und starb 1939. Der Sohn seines Bruders Josef, Eduard II war der letzte ausübende Musiker der Strauss-Dynastie. Er starb, nur 59-jährig im Jahr 1969.
Johann Strauss Vater und seine drei Söhne komponierten ungefähr 1500 Musikstücke welche zur Veröffentlichung gelangten. Es ist mir im Laufe der Jahre gelungen mehr 1200 Stücke davon zu sammeln.
Die Liste der Werke von Johann Strauss Vater endete mit dem Opus 252. Rund 35 Werke wurden ohne Opus-Zahl veröffentlicht. Johann Strauss Sohn´s Opus-Liste endete mit der Nummer 479. Er komponierte 5 Werke zusammen mit Josef Strauss, 2 Werke komponierten die drei Brüder gemeinsam.
Darüber hinaus komponierte Johann Strauss Sohn 15 Operetten und Opern, deren 15 Ouvertüren veröffentlicht wurden und rund 60 sonstige Werke inklusive einer Graduale, mehrere Lieder, sogenannte Traumbilder und Ballettmusik, die ohne Opus-Zahlen gedruckt wurden.
Josef Strauss komponierte in seinem ohnehin kurzen Leben und in den nur 17 Jahren die er als Musiker, anfangs als „Genie wieder Willen“ tätig war immerhin 283 Werke mit Opus-Zahl und mindestens 10 weitere. Auch Eduard Strauss war ein fleißiger Komponist. Seine Opus-Liste endet mit dem Werk 300, wovon einige Zahlen übersprungen wurden. Diese sind möglicherweise teilweise in Amerika erschienen. Auch er hat mehr als 10 Werke ohne Opus-Zahl geschaffen.
Wie viele Musikstücke fremder Komponisten die Sträusse für Unterhaltung und Tanzmusik arrangiert haben ist nicht mehr festzustellen, weil Eduard Anfang des 20. Jahrhunderts das Notenarchiv des Strauss-Orchesters verbrannt hat. Dazu folgen später Einzelheiten über die Spekulationen um diesen Akt.
Unter den Kompositionen befinden sich mehr als 500 Walzer, ebenso viele Polken, Polka Mazur(ka), Polka francaise und Polka schnell, über 50 Galoppe rund 100 Märsche, 185 Quadrillen und rund 70 andere Kompositionen wie Ländler, Cotillons, Tänze, Czardas, Romanzen, Ouvertüren usw.
Johann Strauss Sohn wird zwar als Walzer-König bezeichnet, diesen Titel hatte aber vor ihm bereits sein Vater inne, und dies statistisch mit Recht. Mehr als die Hälfte der Kompositionen von Johann Strauss Vater waren Walzer, der Rest waren Galoppe, Polken, Quadrillen und andere, während Walzer nur ein Drittel der Werke von Johann Strauss Sohn ausmachten und er alle zusammen gerechnet fast ebenso viele Polken wie Walzer komponierte. Die beiden jüngeren Strauss Brüder beschränkten ihr Repertoire aus Walzern auf noch geringere Anzahlen und komponierten mehr als die Hälfte der Werke als Polken der Genre Polka, Polka Mazur (oder mazurka), Polka francaise und Polka schnell. Immerhin ein Zehntel der Werke waren Quadrillen, von anderen Komponisten geschaffene Werke, zu Tanzmusik umgearbeitet.
In dem Stammbaum der Familie Strauss folgen also auf Johann Strauss Vater weitere vier Johann Strauss. Zunächst der berühmteste, Johann Strauss Sohn, der Schöpfer des „Donauwalzers“ und der „Fledermaus“, danach Johann Strauss Enkel, der älteste Sohn des schönen Edi, also ein Neffe des berühmtesten Johnn und der letzte ausübende Musiker mit diesem Vornamen, der ebenfalls Komponist und Kapellmeister war, sowie dessen Sohn den er ebenfalls Johann nannte wie auch dieser wiederum seinen einzigen Sohn Johann nannte.
Der zweite Sohn des schönen Edi erhielt den Namen Josef, den Namen des viel zu früh verstorbenen Genies wider Willen, dem mittleren der drei Söhne von Johann Strauss Vater. Dieser Josef nannte seinen ältesten Sohn auch Josef.
Nach dem schönen Edi, nannte jeder seiner Söhne einen Nachkommen auf den Namen Eduard. Der Sohn von Johann Strauss Enkel verstarb jedoch gleich nach der Geburt. Josef’s Sohn Eduard wurde der (bislang) letzte ausübende Musiker der Familie Strauss, er komponierte allerdings nicht und verstarb in der besten Schaffensperiode mit nur 59 Jahren. Sein einziger Sohn heißt ebenfalls Eduard, Dr. Eduard Strauss, Jurist, Richter, deryeit Senatspräsident am Oberlandesgericht in Wien und Vorsitzender des Wiener Institutes fuer Strauss Forschung.
Auch Karoline, die einzige Tochter des ersten Josef Strauss nannte ihre Buben aus der Ehe mit Anton Aigner Johann und Josef, der dritte und letzte Sohn erhielt den Namen Emmerich.
Der zuvor genannte Dr. Eduard Strauss, demzufolge wir bereits die Aufklärung zur Schreibweise des Namens Strauss und die Übernahme hier verdanken, bittet ausdrücklich darum, daß bei jeder Erwähnung des Namens Johann Strauss der Zusatz „Vater“, „Sohn“ oder „Enkel“ benutzt wird, da zahlreiche Menschen angesichts der dominanten Bekanntheit von Johann Strauss Sohn die Existenz des biologischen Gründers der Strauss Dynstie und den in seiner Zeit ebenso genialien und damals noch weit beliebteren Johann Strauss Vater als Komponisten kennen und selbst das bekannteste und noch heute, 165 Jahre nach der Enstehung jährlich sicherlich zig-Tausende mal weltweit gespielte Werk, der „Radetzky-Marsch“ dem Sohn zugeschrieben wird.
Um Johann Strauss Vater die ihm gebührende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen bat mich Dr. Strauss in diesem Werk diesem Wunsch zu folgen und die vor genannten Zusätze zu verwenden, auch wenn es den Strauss-Kennern aufgrund der chronologischen Schilderung der Ereignisse bekannt ist von welchem Johann Strauss jeweils die Rede ist, weil zum Beispiel Johann Strauss Sohn während der Schaffensperiode von Josef Lanner noch nicht gemeint sein kann weil er bei Lanner’s Tod erst 17 Jahre alt war und es sich bei Erwähnung von „Strauss und Lanner“ eindeutig um Johann Strauss Vater handeln muß, oder daß eindeutig Johann Strauss Sohn gemeint sein muss wenn von Bühnenwerken die Rede ist.
Ich widersetze mich dem Wunsch von Herrn Dr. Strauss auch deshalb, weil ich bereits auf dem Startseite die Collage mit den Abbildungen der fünf komponierenden „Sträusse“ verwende. Ferner bereits in der Präambel die Abbildung verwende die zu Beginn jedes Kapitels erscheinen sollte und die ich zum noch deutlicheren Hinweis, daß dieses Werk keinem einzelnen, sondern der Dynastie Strauss geschuldet ist, auf jeder Seite verwende. Außerdem befindet sich in der Einleitung ein Stammbaum und reichlich Statistik über den Gründer der Dynastie und seine drei genialen Söhne.
Den Interessenten an der gesamten historisch biographischen Arbeit werden also reichlich die Familienmitglieder vorgestellt, den zufällig hinein lesenden, die Dr. Strauss aufklären möchte, wird des nicht so sehr darauf ankommen, aber auch sie werden auf jeder Seite mit den Portrait von vier Personen des gleichen weltbekannten Namens konfrontiert und sollten damit ausreichend aufmerksam gemacht werden.